Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.VI. Hauptstück. sätzen, in Ansehung ihrer Verbindung, nicht zu-wider seyn, (§. 13. 105. 118. seqq. 159.). Unter diesen Bedingungen kommen Möglichkeiten her- aus, und so fern man sich diese in dem Reiche der Wahrheiten als bereits durchaus in Ord- nung gebracht vorstellen kann, ist nichts Will- kührliches dabey, als welches nur in Absicht auf uns Statt hat, weil diese Möglichkeiten uns eine Auswahl zulassen. 5o. Sodann höret dieses Willkührliche auch in Ab- sicht auf uns auf, so bald wir einige Bestim- mungen zusammen genommen haben, und da- bey bleiben wollen. Denn diese ziehen sodann andere nach sich, die mit den angenommenen in nothwendiger Verbindung sind, und diese müssen wir gleichfalls mitnehmen, wenn das Ganze bleiben soll, was es ist. Ueberhaupt wenn wir einmal im Reiche der Wahrheit sind, so haben wir nichts mehr zu ändern. Die Wahrheiten bleiben, was sie sind, und die we- sentlichen Stücke der einen lassen sich der andern nicht mittheilen. Und da das Reich der Mög- lichkeiten von gleicher Art und Umfange ist, so ist ebenfalls auch darinn alles unveränderlich, ewig, absolut nothwendig etc. welches wir vom Reiche der Wirklichkeiten nicht so schlechthin sagen können, weil darinn bestimmte und durch einander wirkende Kräfte vorkommen, und in jeden endlichen Indiuiduis beständige Verände- rungen herfürbringen. 6o. Wollen wir aber auch gleich Anfangs nicht will- kührlich verfahren, so müssen wir die wesent- lichen Stücke, ohne Einmengung derer, die sie nach sich ziehen, allein nehmen, und besonders auch
VI. Hauptſtuͤck. ſaͤtzen, in Anſehung ihrer Verbindung, nicht zu-wider ſeyn, (§. 13. 105. 118. ſeqq. 159.). Unter dieſen Bedingungen kommen Moͤglichkeiten her- aus, und ſo fern man ſich dieſe in dem Reiche der Wahrheiten als bereits durchaus in Ord- nung gebracht vorſtellen kann, iſt nichts Will- kuͤhrliches dabey, als welches nur in Abſicht auf uns Statt hat, weil dieſe Moͤglichkeiten uns eine Auswahl zulaſſen. 5º. Sodann hoͤret dieſes Willkuͤhrliche auch in Ab- ſicht auf uns auf, ſo bald wir einige Beſtim- mungen zuſammen genommen haben, und da- bey bleiben wollen. Denn dieſe ziehen ſodann andere nach ſich, die mit den angenommenen in nothwendiger Verbindung ſind, und dieſe muͤſſen wir gleichfalls mitnehmen, wenn das Ganze bleiben ſoll, was es iſt. Ueberhaupt wenn wir einmal im Reiche der Wahrheit ſind, ſo haben wir nichts mehr zu aͤndern. Die Wahrheiten bleiben, was ſie ſind, und die we- ſentlichen Stuͤcke der einen laſſen ſich der andern nicht mittheilen. Und da das Reich der Moͤg- lichkeiten von gleicher Art und Umfange iſt, ſo iſt ebenfalls auch darinn alles unveraͤnderlich, ewig, abſolut nothwendig ꝛc. welches wir vom Reiche der Wirklichkeiten nicht ſo ſchlechthin ſagen koͤnnen, weil darinn beſtimmte und durch einander wirkende Kraͤfte vorkommen, und in jeden endlichen Indiuiduis beſtaͤndige Veraͤnde- rungen herfuͤrbringen. 6º. Wollen wir aber auch gleich Anfangs nicht will- kuͤhrlich verfahren, ſo muͤſſen wir die weſent- lichen Stuͤcke, ohne Einmengung derer, die ſie nach ſich ziehen, allein nehmen, und beſonders auch
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VI. Hauptſtuͤck.
ſaͤtzen, in Anſehung ihrer Verbindung, nicht zu-
wider ſeyn, (§. 13. 105. 118. ſeqq. 159.). Unter
dieſen Bedingungen kommen Moͤglichkeiten her-
aus, und ſo fern man ſich dieſe in dem Reiche
der Wahrheiten als bereits durchaus in Ord-
nung gebracht vorſtellen kann, iſt nichts Will-
kuͤhrliches dabey, als welches nur in Abſicht auf
uns Statt hat, weil dieſe Moͤglichkeiten uns
eine Auswahl zulaſſen.
5º. Sodann hoͤret dieſes Willkuͤhrliche auch in Ab-
ſicht auf uns auf, ſo bald wir einige Beſtim-
mungen zuſammen genommen haben, und da-
bey bleiben wollen. Denn dieſe ziehen ſodann
andere nach ſich, die mit den angenommenen
in nothwendiger Verbindung ſind, und dieſe
muͤſſen wir gleichfalls mitnehmen, wenn das
Ganze bleiben ſoll, was es iſt. Ueberhaupt
wenn wir einmal im Reiche der Wahrheit ſind,
ſo haben wir nichts mehr zu aͤndern. Die
Wahrheiten bleiben, was ſie ſind, und die we-
ſentlichen Stuͤcke der einen laſſen ſich der andern
nicht mittheilen. Und da das Reich der Moͤg-
lichkeiten von gleicher Art und Umfange iſt, ſo
iſt ebenfalls auch darinn alles unveraͤnderlich,
ewig, abſolut nothwendig ꝛc. welches wir vom
Reiche der Wirklichkeiten nicht ſo ſchlechthin
ſagen koͤnnen, weil darinn beſtimmte und durch
einander wirkende Kraͤfte vorkommen, und in
jeden endlichen Indiuiduis beſtaͤndige Veraͤnde-
rungen herfuͤrbringen.
6º. Wollen wir aber auch gleich Anfangs nicht will-
kuͤhrlich verfahren, ſo muͤſſen wir die weſent-
lichen Stuͤcke, ohne Einmengung derer, die ſie
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