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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Veränderliche und Fortdauernde.
ob diese noch einige andere erfordern, voraus-
setzen oder nach sich ziehen? Diese muß man
gleichfalls mitnehmen, damit ein Ganzes her-
auskomme.
2o. Ferner kömmt bey den Anfangs willkührlich
zusammen genommenen die Frage vor, ob nicht
einige derselben von den übrigen ohnehin schon
erfordert, vorausgesetzet oder nach sich gezogen
werden? Jst dieses, so nimmt man schlechthin
nur die, welche die übrigen alle erfordern, vor-
aussetzen oder nach sich ziehen, besonders. Denn
diese sind in Absicht auf das Ganze, welches
man bey diesem an sich willkührlichen Verfahren
herausbringt, die wesentlichen Stücke, weil
sie die Anlage zu den übrigen sind, und weil
ohne dieselbe das Ganze ein anderes Ganze seyn
würde. So z. E. fällt mit dem Begriffe dreyer
Seiten oder der Einschließung eines Raumes,
und eben so auch mit beyden zugleich der Begriff
eines Triangels weg.
3o. Nach dieser Art zu verfahren findet man mit
den wesentlichen Stücken die geringste Anzahl
von Datis, aus welchen die übrigen bestimmet
werden können, und eben diese geringste Anzahl
ist es, warum man sie, zusammen genommen
die wesentliche Stücke, oder das Wesen des
Ganzen nennet, oder überhaupt ihnen einen
eigenen Namen giebt.
4o. So| willkührlich diese Art zu verfahren ist, so
ist es doch nur in Absicht auf uns willkührlich.
Denn einmal müssen die zusammen genomme-
nen Bestimmungen sich können zusammenneh-
men lassen, und folglich nicht nur den Postulatis
gemäß, sondern auch den einschränkenden Grund-
sätzen,
Lamb. Archit. I. B. N
Das Veraͤnderliche und Fortdauernde.
ob dieſe noch einige andere erfordern, voraus-
ſetzen oder nach ſich ziehen? Dieſe muß man
gleichfalls mitnehmen, damit ein Ganzes her-
auskomme.
2º. Ferner koͤmmt bey den Anfangs willkuͤhrlich
zuſammen genommenen die Frage vor, ob nicht
einige derſelben von den uͤbrigen ohnehin ſchon
erfordert, vorausgeſetzet oder nach ſich gezogen
werden? Jſt dieſes, ſo nimmt man ſchlechthin
nur die, welche die uͤbrigen alle erfordern, vor-
ausſetzen oder nach ſich ziehen, beſonders. Denn
dieſe ſind in Abſicht auf das Ganze, welches
man bey dieſem an ſich willkuͤhrlichen Verfahren
herausbringt, die weſentlichen Stuͤcke, weil
ſie die Anlage zu den uͤbrigen ſind, und weil
ohne dieſelbe das Ganze ein anderes Ganze ſeyn
wuͤrde. So z. E. faͤllt mit dem Begriffe dreyer
Seiten oder der Einſchließung eines Raumes,
und eben ſo auch mit beyden zugleich der Begriff
eines Triangels weg.
3º. Nach dieſer Art zu verfahren findet man mit
den weſentlichen Stuͤcken die geringſte Anzahl
von Datis, aus welchen die uͤbrigen beſtimmet
werden koͤnnen, und eben dieſe geringſte Anzahl
iſt es, warum man ſie, zuſammen genommen
die weſentliche Stuͤcke, oder das Weſen des
Ganzen nennet, oder uͤberhaupt ihnen einen
eigenen Namen giebt.
4º. So| willkuͤhrlich dieſe Art zu verfahren iſt, ſo
iſt es doch nur in Abſicht auf uns willkuͤhrlich.
Denn einmal muͤſſen die zuſammen genomme-
nen Beſtimmungen ſich koͤnnen zuſammenneh-
men laſſen, und folglich nicht nur den Poſtulatis
gemaͤß, ſondern auch den einſchraͤnkenden Grund-
ſaͤtzen,
Lamb. Archit. I. B. N
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[193/0229] Das Veraͤnderliche und Fortdauernde. ob dieſe noch einige andere erfordern, voraus- ſetzen oder nach ſich ziehen? Dieſe muß man gleichfalls mitnehmen, damit ein Ganzes her- auskomme. 2º. Ferner koͤmmt bey den Anfangs willkuͤhrlich zuſammen genommenen die Frage vor, ob nicht einige derſelben von den uͤbrigen ohnehin ſchon erfordert, vorausgeſetzet oder nach ſich gezogen werden? Jſt dieſes, ſo nimmt man ſchlechthin nur die, welche die uͤbrigen alle erfordern, vor- ausſetzen oder nach ſich ziehen, beſonders. Denn dieſe ſind in Abſicht auf das Ganze, welches man bey dieſem an ſich willkuͤhrlichen Verfahren herausbringt, die weſentlichen Stuͤcke, weil ſie die Anlage zu den uͤbrigen ſind, und weil ohne dieſelbe das Ganze ein anderes Ganze ſeyn wuͤrde. So z. E. faͤllt mit dem Begriffe dreyer Seiten oder der Einſchließung eines Raumes, und eben ſo auch mit beyden zugleich der Begriff eines Triangels weg. 3º. Nach dieſer Art zu verfahren findet man mit den weſentlichen Stuͤcken die geringſte Anzahl von Datis, aus welchen die uͤbrigen beſtimmet werden koͤnnen, und eben dieſe geringſte Anzahl iſt es, warum man ſie, zuſammen genommen die weſentliche Stuͤcke, oder das Weſen des Ganzen nennet, oder uͤberhaupt ihnen einen eigenen Namen giebt. 4º. So| willkuͤhrlich dieſe Art zu verfahren iſt, ſo iſt es doch nur in Abſicht auf uns willkuͤhrlich. Denn einmal muͤſſen die zuſammen genomme- nen Beſtimmungen ſich koͤnnen zuſammenneh- men laſſen, und folglich nicht nur den Poſtulatis gemaͤß, ſondern auch den einſchraͤnkenden Grund- ſaͤtzen, Lamb. Archit. I. B. N

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/229>, abgerufen am 17.05.2024.