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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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V. Hauptstück.
abstrahirt man diesen Begriff von seinen nie-
drigern Arten oder Gattungen, und der Begriff
selbst wird ein abgezogener oder abstracter
Begriff genennet.
7°. Da ferner dieser Begriff in jeder seiner niedri-
gern Gattungen, Arten und einzeln Dingen, die
darunter gehören, vorkömmt, so nennet man
ihn einen allgemeinern, ausgedehntern oder
höhern Begriff.
8°. Da wir endlich durch das Wort Ding bald
alles, was sich benennen läßt, vorstellen, es
mag nun möglich, wirklich, eingebildet, unge-
reimt etc. seyn; so hat man auch das, was jeder
allgemeine Begriff vorstellet, ein Ding genennet.
Und zwar ein allgemeines Ding (Ens vniuer-
sale
), um es von den einzeln Dingen (Indiui-
duum, Ens singulare
) zu unterscheiden.
9°. Diesen Unterschied hat man daher zu machen
für dienlich erachtet, weil man in der Ontologie
die Dinge (Ens), in Absicht auf die Existenz,
betrachtet. Und daher ist der Satz entstanden,
daß allgemeine Dinge nirgends als in den
einzeln existiren.
Es zeiget aber dieser Satz
nur eine Vieldeutigkeit des Wortes Ding oder
Ens an, und wenn man ihn auf die Begriffe
der Art und Gattung bezieht, indem man
sagt, daß die Arten und Gattungen nur
in den
Indiuiduis existiren, so will man da-
durch auch nicht mehr sagen, als daß zum
Existiren mehr als etwas bloß Jdeales und Er-
dichtetes erfordert werde (§. 164. 169.), und daß
aus der Möglichkeit, einige Merkmale von
existirenden Dingen, ohne Rücksicht auf die
übrigen
V. Hauptſtuͤck.
abſtrahirt man dieſen Begriff von ſeinen nie-
drigern Arten oder Gattungen, und der Begriff
ſelbſt wird ein abgezogener oder abſtracter
Begriff genennet.
7°. Da ferner dieſer Begriff in jeder ſeiner niedri-
gern Gattungen, Arten und einzeln Dingen, die
darunter gehoͤren, vorkoͤmmt, ſo nennet man
ihn einen allgemeinern, ausgedehntern oder
hoͤhern Begriff.
8°. Da wir endlich durch das Wort Ding bald
alles, was ſich benennen laͤßt, vorſtellen, es
mag nun moͤglich, wirklich, eingebildet, unge-
reimt ꝛc. ſeyn; ſo hat man auch das, was jeder
allgemeine Begriff vorſtellet, ein Ding genennet.
Und zwar ein allgemeines Ding (Ens vniuer-
ſale
), um es von den einzeln Dingen (Indiui-
duum, Ens ſingulare
) zu unterſcheiden.
9°. Dieſen Unterſchied hat man daher zu machen
fuͤr dienlich erachtet, weil man in der Ontologie
die Dinge (Ens), in Abſicht auf die Exiſtenz,
betrachtet. Und daher iſt der Satz entſtanden,
daß allgemeine Dinge nirgends als in den
einzeln exiſtiren.
Es zeiget aber dieſer Satz
nur eine Vieldeutigkeit des Wortes Ding oder
Ens an, und wenn man ihn auf die Begriffe
der Art und Gattung bezieht, indem man
ſagt, daß die Arten und Gattungen nur
in den
Indiuiduis exiſtiren, ſo will man da-
durch auch nicht mehr ſagen, als daß zum
Exiſtiren mehr als etwas bloß Jdeales und Er-
dichtetes erfordert werde (§. 164. 169.), und daß
aus der Moͤglichkeit, einige Merkmale von
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[138/0174] V. Hauptſtuͤck. abſtrahirt man dieſen Begriff von ſeinen nie- drigern Arten oder Gattungen, und der Begriff ſelbſt wird ein abgezogener oder abſtracter Begriff genennet. 7°. Da ferner dieſer Begriff in jeder ſeiner niedri- gern Gattungen, Arten und einzeln Dingen, die darunter gehoͤren, vorkoͤmmt, ſo nennet man ihn einen allgemeinern, ausgedehntern oder hoͤhern Begriff. 8°. Da wir endlich durch das Wort Ding bald alles, was ſich benennen laͤßt, vorſtellen, es mag nun moͤglich, wirklich, eingebildet, unge- reimt ꝛc. ſeyn; ſo hat man auch das, was jeder allgemeine Begriff vorſtellet, ein Ding genennet. Und zwar ein allgemeines Ding (Ens vniuer- ſale), um es von den einzeln Dingen (Indiui- duum, Ens ſingulare) zu unterſcheiden. 9°. Dieſen Unterſchied hat man daher zu machen fuͤr dienlich erachtet, weil man in der Ontologie die Dinge (Ens), in Abſicht auf die Exiſtenz, betrachtet. Und daher iſt der Satz entſtanden, daß allgemeine Dinge nirgends als in den einzeln exiſtiren. Es zeiget aber dieſer Satz nur eine Vieldeutigkeit des Wortes Ding oder Ens an, und wenn man ihn auf die Begriffe der Art und Gattung bezieht, indem man ſagt, daß die Arten und Gattungen nur in den Indiuiduis exiſtiren, ſo will man da- durch auch nicht mehr ſagen, als daß zum Exiſtiren mehr als etwas bloß Jdeales und Er- dichtetes erfordert werde (§. 164. 169.), und daß aus der Moͤglichkeit, einige Merkmale von exiſtirenden Dingen, ohne Ruͤckſicht auf die uͤbrigen

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/174>, abgerufen am 23.11.2024.