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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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IV. Hauptstück. Grundsätze
Augen, auf wie vielerley Arten die einfachen Grund-
begriffe zusammen genommen und in Verbindung ge-
bracht werden können. Und in dem vorhergehenden
Hauptstücke haben wir diese Verbindung in den
Grundsätzen und Forderungen auf eine bestimmtere
Art vorgelegt. Wir merken dieses hier an, weil
darinn die erste Grundlage zu der Aehnlichkeit und
Verschiedenheit der Dinge vorkömmt.

§. 136.

Die Begriffe der Aehnlichkeit und der Gleich-
heit
setzen immer eine Jdentität voraus. Da man
aber, in dem gemeinen Gebrauche zu reden, diese Wör-
ter nicht in so genau bestimmter Bedeutung nimmt,
und sie öfters mit einander verwechselt, so läßt sich
auch keine so bestimmte Worterklärung davon geben.
Vielleicht lassen sie sich am füglichsten noch so an-
geben, daß zwey oder mehrere Dinge dem Stoffe
nach einerley oder verschieden, der Größe nach
gleich oder ungleich, den übrigen Bestimmungen
nach ähnlich oder unähnlich sind. So genau aber
wird besonders das Wort gleich nicht genommen,
und selbst die Art der deutschen Sprache giebt ihm
eine ausgedehntere Bedeutung. Es scheint aus den
beyden Ableitungstheilchen ge und lich zusammenge-
schlungen, davon letzters eine Nota similitudinis, er-
steres aber ein Collectiuum ist, und auf diese Art
geht das Wort gleich auf die Zusammenfassung aller
Aehnlichkeiten, die in zwoen oder mehrern vergliche-
nen Sachen sind. Jn dieser Bedeutung kömmt es
auch in den Ausdrücken: vergleichen, Gleichniß,
gleich groß, gleich viel, das ist mir gleich,
lasset uns ein Bild machen, das uns gleich
sey, verglich
etc. vor. Es zeiget die Jdentität an,

so

IV. Hauptſtuͤck. Grundſaͤtze
Augen, auf wie vielerley Arten die einfachen Grund-
begriffe zuſammen genommen und in Verbindung ge-
bracht werden koͤnnen. Und in dem vorhergehenden
Hauptſtuͤcke haben wir dieſe Verbindung in den
Grundſaͤtzen und Forderungen auf eine beſtimmtere
Art vorgelegt. Wir merken dieſes hier an, weil
darinn die erſte Grundlage zu der Aehnlichkeit und
Verſchiedenheit der Dinge vorkoͤmmt.

§. 136.

Die Begriffe der Aehnlichkeit und der Gleich-
heit
ſetzen immer eine Jdentitaͤt voraus. Da man
aber, in dem gemeinen Gebrauche zu reden, dieſe Woͤr-
ter nicht in ſo genau beſtimmter Bedeutung nimmt,
und ſie oͤfters mit einander verwechſelt, ſo laͤßt ſich
auch keine ſo beſtimmte Worterklaͤrung davon geben.
Vielleicht laſſen ſie ſich am fuͤglichſten noch ſo an-
geben, daß zwey oder mehrere Dinge dem Stoffe
nach einerley oder verſchieden, der Groͤße nach
gleich oder ungleich, den uͤbrigen Beſtimmungen
nach aͤhnlich oder unaͤhnlich ſind. So genau aber
wird beſonders das Wort gleich nicht genommen,
und ſelbſt die Art der deutſchen Sprache giebt ihm
eine ausgedehntere Bedeutung. Es ſcheint aus den
beyden Ableitungstheilchen ge und lich zuſammenge-
ſchlungen, davon letzters eine Nota ſimilitudinis, er-
ſteres aber ein Collectiuum iſt, und auf dieſe Art
geht das Wort gleich auf die Zuſammenfaſſung aller
Aehnlichkeiten, die in zwoen oder mehrern vergliche-
nen Sachen ſind. Jn dieſer Bedeutung koͤmmt es
auch in den Ausdruͤcken: vergleichen, Gleichniß,
gleich groß, gleich viel, das iſt mir gleich,
laſſet uns ein Bild machen, das uns gleich
ſey, verglich
ꝛc. vor. Es zeiget die Jdentitaͤt an,

ſo
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[96/0132] IV. Hauptſtuͤck. Grundſaͤtze Augen, auf wie vielerley Arten die einfachen Grund- begriffe zuſammen genommen und in Verbindung ge- bracht werden koͤnnen. Und in dem vorhergehenden Hauptſtuͤcke haben wir dieſe Verbindung in den Grundſaͤtzen und Forderungen auf eine beſtimmtere Art vorgelegt. Wir merken dieſes hier an, weil darinn die erſte Grundlage zu der Aehnlichkeit und Verſchiedenheit der Dinge vorkoͤmmt. §. 136. Die Begriffe der Aehnlichkeit und der Gleich- heit ſetzen immer eine Jdentitaͤt voraus. Da man aber, in dem gemeinen Gebrauche zu reden, dieſe Woͤr- ter nicht in ſo genau beſtimmter Bedeutung nimmt, und ſie oͤfters mit einander verwechſelt, ſo laͤßt ſich auch keine ſo beſtimmte Worterklaͤrung davon geben. Vielleicht laſſen ſie ſich am fuͤglichſten noch ſo an- geben, daß zwey oder mehrere Dinge dem Stoffe nach einerley oder verſchieden, der Groͤße nach gleich oder ungleich, den uͤbrigen Beſtimmungen nach aͤhnlich oder unaͤhnlich ſind. So genau aber wird beſonders das Wort gleich nicht genommen, und ſelbſt die Art der deutſchen Sprache giebt ihm eine ausgedehntere Bedeutung. Es ſcheint aus den beyden Ableitungstheilchen ge und lich zuſammenge- ſchlungen, davon letzters eine Nota ſimilitudinis, er- ſteres aber ein Collectiuum iſt, und auf dieſe Art geht das Wort gleich auf die Zuſammenfaſſung aller Aehnlichkeiten, die in zwoen oder mehrern vergliche- nen Sachen ſind. Jn dieſer Bedeutung koͤmmt es auch in den Ausdruͤcken: vergleichen, Gleichniß, gleich groß, gleich viel, das iſt mir gleich, laſſet uns ein Bild machen, das uns gleich ſey, verglich ꝛc. vor. Es zeiget die Jdentitaͤt an, ſo

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/132>, abgerufen am 17.05.2024.