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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 2. Freiburg (Breisgau) u. a., 1882.

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§. 118. Der Urkunden-Stempel.
Gebühren, Taxen u. dgl. sind nur in folgenden Punkten in Gel-
tung geblieben:

a) Hinsichtlich der Urkunden über Eintragungen in dem Hypo-
thekenbuche (Grundbuche) 1).

b) Hinsichtlich der gerichtlichen oder notariellen Beur-
kundungen der unter Nr. 4 a des Tarifs bezeichneten Geschäfte,
und der von solchen Urkunden ertheilten Ausfertigungen, beglaubigten
Abschriften und Auszüge; sowie hinsichtlich der Schriftstücke, welche
von den Staatsverwaltungen der Bundesstaaten über die erwähnten
Geschäfte aufgenommen oder ausgestellt werden. Diese Beurkun-
dungen und Schriftstücke sind von der Reichsstempel-Abgabe aus-
geschlossen und nur den landesgesetzlichen Abgaben unterworfen 2).

c) Verträge über die unter 4 a des Tarifs bezeichneten Sachen
und Waaren, welche weder als gewerbliche Betriebsmaterialien
noch zur Wiederveräußerung bestimmt sind, und Auktionen und
Auktionsprotokolle unterliegen nicht der Reichsstempel-Abgabe,
sondern den landesgesetzlichen Steuervorschriften; werden aber in
diesen Fällen von Mäklern oder anderen Unterhändlern Schrift-
stücke (Schlußnoten n. dgl.) ausgestellt, so ist für diese die Reichs-
stempelsteuer neben den landesgesetzlichen Abgaben zu entrichten 3).

d) Werden stempelpflichtige Schlußnoten (Tarifnummer 4 a)
öffentlich beglaubigt, so finden die betreffenden landesgesetzlichen
Vorschriften über Stempel und Gebühren für Beglaubigungen
neben den Bestimmungen des Reichsgesetzes Anwendung 4).

2. Die allgemeinen Verwaltungsvorschriften zur
Ausführung der Reichsstempelgesetze sind vom Bundesrathe zu
erlassen 5). Dahin gehören namentlich die Anordnungen wegen der
Anfertigung und des Vertriebs der zu verwendenden Stempel-
marken und gestempelten Formulare und die Feststellung der

1) R.G. v. 1. Juli 1881 §. 5 Abs. 3.
2) R.G. v. 1. Juli 1881 §. 9 lit. a. und lit. b.
3) R.G. a. a. O. lit. c. und lit. d.
4) R.G. §. 10.
5) Für das Ges. v. 1. Juli 1881 versteht sich dies von selbst wegen
R.V. Art. 7 Ziff. 2; das Wechselstempel-Gesetz, bei dessen Erlaß es an einer
entsprechenden Verfassungs-Vorschrift fehlte, ertheilte dem Bundesrath diese Er-
mächtigung speziell im §. 28. Vgl. über die im Wechselstempel-Gesetz dem Bundes-
rath zugewiesenen Befugnisse meine Abhandl. in Hirth's Annalen 1873 S. 468.

§. 118. Der Urkunden-Stempel.
Gebühren, Taxen u. dgl. ſind nur in folgenden Punkten in Gel-
tung geblieben:

a) Hinſichtlich der Urkunden über Eintragungen in dem Hypo-
thekenbuche (Grundbuche) 1).

b) Hinſichtlich der gerichtlichen oder notariellen Beur-
kundungen der unter Nr. 4 a des Tarifs bezeichneten Geſchäfte,
und der von ſolchen Urkunden ertheilten Ausfertigungen, beglaubigten
Abſchriften und Auszüge; ſowie hinſichtlich der Schriftſtücke, welche
von den Staatsverwaltungen der Bundesſtaaten über die erwähnten
Geſchäfte aufgenommen oder ausgeſtellt werden. Dieſe Beurkun-
dungen und Schriftſtücke ſind von der Reichsſtempel-Abgabe aus-
geſchloſſen und nur den landesgeſetzlichen Abgaben unterworfen 2).

c) Verträge über die unter 4 a des Tarifs bezeichneten Sachen
und Waaren, welche weder als gewerbliche Betriebsmaterialien
noch zur Wiederveräußerung beſtimmt ſind, und Auktionen und
Auktionsprotokolle unterliegen nicht der Reichsſtempel-Abgabe,
ſondern den landesgeſetzlichen Steuervorſchriften; werden aber in
dieſen Fällen von Mäklern oder anderen Unterhändlern Schrift-
ſtücke (Schlußnoten n. dgl.) ausgeſtellt, ſo iſt für dieſe die Reichs-
ſtempelſteuer neben den landesgeſetzlichen Abgaben zu entrichten 3).

d) Werden ſtempelpflichtige Schlußnoten (Tarifnummer 4 a)
öffentlich beglaubigt, ſo finden die betreffenden landesgeſetzlichen
Vorſchriften über Stempel und Gebühren für Beglaubigungen
neben den Beſtimmungen des Reichsgeſetzes Anwendung 4).

2. Die allgemeinen Verwaltungsvorſchriften zur
Ausführung der Reichsſtempelgeſetze ſind vom Bundesrathe zu
erlaſſen 5). Dahin gehören namentlich die Anordnungen wegen der
Anfertigung und des Vertriebs der zu verwendenden Stempel-
marken und geſtempelten Formulare und die Feſtſtellung der

1) R.G. v. 1. Juli 1881 §. 5 Abſ. 3.
2) R.G. v. 1. Juli 1881 §. 9 lit. a. und lit. b.
3) R.G. a. a. O. lit. c. und lit. d.
4) R.G. §. 10.
5) Für das Geſ. v. 1. Juli 1881 verſteht ſich dies von ſelbſt wegen
R.V. Art. 7 Ziff. 2; das Wechſelſtempel-Geſetz, bei deſſen Erlaß es an einer
entſprechenden Verfaſſungs-Vorſchrift fehlte, ertheilte dem Bundesrath dieſe Er-
mächtigung ſpeziell im §. 28. Vgl. über die im Wechſelſtempel-Geſetz dem Bundes-
rath zugewieſenen Befugniſſe meine Abhandl. in Hirth’s Annalen 1873 S. 468.
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[315/0325] §. 118. Der Urkunden-Stempel. Gebühren, Taxen u. dgl. ſind nur in folgenden Punkten in Gel- tung geblieben: a) Hinſichtlich der Urkunden über Eintragungen in dem Hypo- thekenbuche (Grundbuche) 1). b) Hinſichtlich der gerichtlichen oder notariellen Beur- kundungen der unter Nr. 4 a des Tarifs bezeichneten Geſchäfte, und der von ſolchen Urkunden ertheilten Ausfertigungen, beglaubigten Abſchriften und Auszüge; ſowie hinſichtlich der Schriftſtücke, welche von den Staatsverwaltungen der Bundesſtaaten über die erwähnten Geſchäfte aufgenommen oder ausgeſtellt werden. Dieſe Beurkun- dungen und Schriftſtücke ſind von der Reichsſtempel-Abgabe aus- geſchloſſen und nur den landesgeſetzlichen Abgaben unterworfen 2). c) Verträge über die unter 4 a des Tarifs bezeichneten Sachen und Waaren, welche weder als gewerbliche Betriebsmaterialien noch zur Wiederveräußerung beſtimmt ſind, und Auktionen und Auktionsprotokolle unterliegen nicht der Reichsſtempel-Abgabe, ſondern den landesgeſetzlichen Steuervorſchriften; werden aber in dieſen Fällen von Mäklern oder anderen Unterhändlern Schrift- ſtücke (Schlußnoten n. dgl.) ausgeſtellt, ſo iſt für dieſe die Reichs- ſtempelſteuer neben den landesgeſetzlichen Abgaben zu entrichten 3). d) Werden ſtempelpflichtige Schlußnoten (Tarifnummer 4 a) öffentlich beglaubigt, ſo finden die betreffenden landesgeſetzlichen Vorſchriften über Stempel und Gebühren für Beglaubigungen neben den Beſtimmungen des Reichsgeſetzes Anwendung 4). 2. Die allgemeinen Verwaltungsvorſchriften zur Ausführung der Reichsſtempelgeſetze ſind vom Bundesrathe zu erlaſſen 5). Dahin gehören namentlich die Anordnungen wegen der Anfertigung und des Vertriebs der zu verwendenden Stempel- marken und geſtempelten Formulare und die Feſtſtellung der 1) R.G. v. 1. Juli 1881 §. 5 Abſ. 3. 2) R.G. v. 1. Juli 1881 §. 9 lit. a. und lit. b. 3) R.G. a. a. O. lit. c. und lit. d. 4) R.G. §. 10. 5) Für das Geſ. v. 1. Juli 1881 verſteht ſich dies von ſelbſt wegen R.V. Art. 7 Ziff. 2; das Wechſelſtempel-Geſetz, bei deſſen Erlaß es an einer entſprechenden Verfaſſungs-Vorſchrift fehlte, ertheilte dem Bundesrath dieſe Er- mächtigung ſpeziell im §. 28. Vgl. über die im Wechſelſtempel-Geſetz dem Bundes- rath zugewieſenen Befugniſſe meine Abhandl. in Hirth’s Annalen 1873 S. 468.

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 2. Freiburg (Breisgau) u. a., 1882, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht0302_1882/325>, abgerufen am 22.11.2024.