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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 1. Tübingen, 1880.

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§. 95. Beschränkungen des Grundeigenthums im Rayon der Festungen.
fähigkeit der Festungen gesetzlichen Beschränkungen unterworfen ist,
besteht aus einem, um die Festungswerke gezogenen Gürtel, dessen
äußere Umgränzungslinie von der Festungs-Enceinte bei normaler
Absteckung 2250 Meter entfernt ist. Dieser Bezirk zerfällt der
Regel nach in drei Rayons, welche für das Maß der Eigenthums-
beschränkungen bestimmend sind. Der erste Rayon erstreckt sich
bis zu einer, der Festungs-Einfassung parallelen, von derselben
600 Meter entfernten Linie; der zweite Rayon begreift das Terrain
zwischen der äußeren Grenze des ersten Rayons und einer von
dieser im Abstande von 375 Metern gezogenen Linie; der dritte
Rayon endlich umfaßt das Terrain zwischen der äußeren Grenze
des zweiten Rayons bis zu einer Entfernung von 1275 Metern.
Zum ersten Rayon gehört außerdem bei Festungen, welche an Ge-
wässern belegen sind und besondere Kehlbefestigungen haben, das
Terrain zwischen diesen und dem Ufer 1).

Bei detachirten Forts hat der Rayonbezirk zwar dieselbe Ge-
sammtausdehnung wie bei Festungen; sie haben indeß keinen zwei-
ten Rayon, sondern das Terrain von der Grenze des ersten Rayons
bis zu einer Entfernung von 1650 (375 + 1275) Metern unter-
liegt den für den dritten Rayon bestehenden Einschränkungen 2).

Wenn mehrere zusammenhängende Befestigungslinien vor ein-
ander liegen, so bildet der Raum zwischen denselben die Zwischen-

gen, vom 21. Dezemb. 1871. (R.G.Bl. 1871 S. 459.) Das Gesetz gilt im
ganzen Bundesgebiet einschließl. Bayerns; in Elsaß-Lothringen ist es ein-
geführt worden durch Ges. v. 21. Febr. 1872. (R.G.Bl. 1872 S. 56. Gesetzbl.
f. Els.-Lothr. 1872 S. 133.)
Entwurf mit Motiven Drucks. des Reichstages 1871 II. Session
Nro. 16; Kommissionsbericht des Reichstages ebendas. Nro. 93 und
Nachtrag dazu Nro. 120; Verhandlungen Stenogr. Berichte 1871 II. Sess.
S. 59 ff. 489 und 547 ff.
Instruction der Reichs-Rayon-Kommission über die Handhabung dieses
Gesetzes. Vom 4. Januar 1873. Dieselbe ist auf Grund des §. 47 des Ge-
setzes erlassen, aber nicht publizirt worden und hat lediglich die Bedeutung
einer Verwaltungsvorschrift. Sie ist abgedruckt in den "Militairgesetzen" Bd. I
Abth. III S. 193 ff.
Literatur: Seydel in Hirth's Annalen 1874 S. 1066. Dahn
Grundriß des Deutschen Privatrechts I S. 122 fg.
1) Rayonges. §§. 2 bis 6. Ueber die Art der Abmessung der Rayons
vgl. §. 3 des Gesetzes und die Instruktion zu §§. 3 bis 7.
2) a. a. O. §. 5 Abs. 2.

§. 95. Beſchränkungen des Grundeigenthums im Rayon der Feſtungen.
fähigkeit der Feſtungen geſetzlichen Beſchränkungen unterworfen iſt,
beſteht aus einem, um die Feſtungswerke gezogenen Gürtel, deſſen
äußere Umgränzungslinie von der Feſtungs-Enceinte bei normaler
Abſteckung 2250 Meter entfernt iſt. Dieſer Bezirk zerfällt der
Regel nach in drei Rayons, welche für das Maß der Eigenthums-
beſchränkungen beſtimmend ſind. Der erſte Rayon erſtreckt ſich
bis zu einer, der Feſtungs-Einfaſſung parallelen, von derſelben
600 Meter entfernten Linie; der zweite Rayon begreift das Terrain
zwiſchen der äußeren Grenze des erſten Rayons und einer von
dieſer im Abſtande von 375 Metern gezogenen Linie; der dritte
Rayon endlich umfaßt das Terrain zwiſchen der äußeren Grenze
des zweiten Rayons bis zu einer Entfernung von 1275 Metern.
Zum erſten Rayon gehört außerdem bei Feſtungen, welche an Ge-
wäſſern belegen ſind und beſondere Kehlbefeſtigungen haben, das
Terrain zwiſchen dieſen und dem Ufer 1).

Bei detachirten Forts hat der Rayonbezirk zwar dieſelbe Ge-
ſammtausdehnung wie bei Feſtungen; ſie haben indeß keinen zwei-
ten Rayon, ſondern das Terrain von der Grenze des erſten Rayons
bis zu einer Entfernung von 1650 (375 + 1275) Metern unter-
liegt den für den dritten Rayon beſtehenden Einſchränkungen 2).

Wenn mehrere zuſammenhängende Befeſtigungslinien vor ein-
ander liegen, ſo bildet der Raum zwiſchen denſelben die Zwiſchen-

gen, vom 21. Dezemb. 1871. (R.G.Bl. 1871 S. 459.) Das Geſetz gilt im
ganzen Bundesgebiet einſchließl. Bayerns; in Elſaß-Lothringen iſt es ein-
geführt worden durch Geſ. v. 21. Febr. 1872. (R.G.Bl. 1872 S. 56. Geſetzbl.
f. Elſ.-Lothr. 1872 S. 133.)
Entwurf mit Motiven Druckſ. des Reichstages 1871 II. Seſſion
Nro. 16; Kommiſſionsbericht des Reichstages ebendaſ. Nro. 93 und
Nachtrag dazu Nro. 120; Verhandlungen Stenogr. Berichte 1871 II. Seſſ.
S. 59 ff. 489 und 547 ff.
Inſtruction der Reichs-Rayon-Kommiſſion über die Handhabung dieſes
Geſetzes. Vom 4. Januar 1873. Dieſelbe iſt auf Grund des §. 47 des Ge-
ſetzes erlaſſen, aber nicht publizirt worden und hat lediglich die Bedeutung
einer Verwaltungsvorſchrift. Sie iſt abgedruckt in den „Militairgeſetzen“ Bd. I
Abth. III S. 193 ff.
Literatur: Seydel in Hirth’s Annalen 1874 S. 1066. Dahn
Grundriß des Deutſchen Privatrechts I S. 122 fg.
1) Rayongeſ. §§. 2 bis 6. Ueber die Art der Abmeſſung der Rayons
vgl. §. 3 des Geſetzes und die Inſtruktion zu §§. 3 bis 7.
2) a. a. O. §. 5 Abſ. 2.
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[373/0383] §. 95. Beſchränkungen des Grundeigenthums im Rayon der Feſtungen. fähigkeit der Feſtungen geſetzlichen Beſchränkungen unterworfen iſt, beſteht aus einem, um die Feſtungswerke gezogenen Gürtel, deſſen äußere Umgränzungslinie von der Feſtungs-Enceinte bei normaler Abſteckung 2250 Meter entfernt iſt. Dieſer Bezirk zerfällt der Regel nach in drei Rayons, welche für das Maß der Eigenthums- beſchränkungen beſtimmend ſind. Der erſte Rayon erſtreckt ſich bis zu einer, der Feſtungs-Einfaſſung parallelen, von derſelben 600 Meter entfernten Linie; der zweite Rayon begreift das Terrain zwiſchen der äußeren Grenze des erſten Rayons und einer von dieſer im Abſtande von 375 Metern gezogenen Linie; der dritte Rayon endlich umfaßt das Terrain zwiſchen der äußeren Grenze des zweiten Rayons bis zu einer Entfernung von 1275 Metern. Zum erſten Rayon gehört außerdem bei Feſtungen, welche an Ge- wäſſern belegen ſind und beſondere Kehlbefeſtigungen haben, das Terrain zwiſchen dieſen und dem Ufer 1). Bei detachirten Forts hat der Rayonbezirk zwar dieſelbe Ge- ſammtausdehnung wie bei Feſtungen; ſie haben indeß keinen zwei- ten Rayon, ſondern das Terrain von der Grenze des erſten Rayons bis zu einer Entfernung von 1650 (375 + 1275) Metern unter- liegt den für den dritten Rayon beſtehenden Einſchränkungen 2). Wenn mehrere zuſammenhängende Befeſtigungslinien vor ein- ander liegen, ſo bildet der Raum zwiſchen denſelben die Zwiſchen- *) 1) Rayongeſ. §§. 2 bis 6. Ueber die Art der Abmeſſung der Rayons vgl. §. 3 des Geſetzes und die Inſtruktion zu §§. 3 bis 7. 2) a. a. O. §. 5 Abſ. 2. *) gen, vom 21. Dezemb. 1871. (R.G.Bl. 1871 S. 459.) Das Geſetz gilt im ganzen Bundesgebiet einſchließl. Bayerns; in Elſaß-Lothringen iſt es ein- geführt worden durch Geſ. v. 21. Febr. 1872. (R.G.Bl. 1872 S. 56. Geſetzbl. f. Elſ.-Lothr. 1872 S. 133.) Entwurf mit Motiven Druckſ. des Reichstages 1871 II. Seſſion Nro. 16; Kommiſſionsbericht des Reichstages ebendaſ. Nro. 93 und Nachtrag dazu Nro. 120; Verhandlungen Stenogr. Berichte 1871 II. Seſſ. S. 59 ff. 489 und 547 ff. Inſtruction der Reichs-Rayon-Kommiſſion über die Handhabung dieſes Geſetzes. Vom 4. Januar 1873. Dieſelbe iſt auf Grund des §. 47 des Ge- ſetzes erlaſſen, aber nicht publizirt worden und hat lediglich die Bedeutung einer Verwaltungsvorſchrift. Sie iſt abgedruckt in den „Militairgeſetzen“ Bd. I Abth. III S. 193 ff. Literatur: Seydel in Hirth’s Annalen 1874 S. 1066. Dahn Grundriß des Deutſchen Privatrechts I S. 122 fg.

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 1. Tübingen, 1880, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht0301_1880/383>, abgerufen am 23.11.2024.