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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 1. Tübingen, 1880.

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§. 86. Die Militair-Verwaltung.
liegt das Studium und die Pflege aller Zweige der Kriegswissen-
schaften ob, insbesondere die fortlaufende Kenntnißnahme der Heeres-
Einrichtungen der fremden Staaten 1), das Eisenbahn-Bau- und
Transportwesen, Kriegsgeschichte, Geographie, Statistik, Topo-
graphie. Das Landesvermessungswesen und die Herstellung von
Landkarten und Plänen ist in enge organische Verbindung mit
dem Generalstab gebracht 2). Es werden ferner unter der Lei-
tung des Chefs des großen Generalstabes jährlich Uebungsreisen be-
hufs Ausbildung von Truppenführern gemacht 3).

2. Die Kriegs-Akademie in Berlin. Dieselbe ist aus
der im Jahre 1816 gegründeten Kriegsschule hervorgegangen; ihre
jetzige Organisation beruht auf dem Erlaß vom 15. Aug. 1856
und der Kab.-Ordre vom 21. Nov. 1872 (A.V.Bl. S. 350) 4).
Der Chef des Generalstabes der Armee hat die Oberaufsicht über
die wissenschaftliche Thätigkeit der Anstalt; in disciplinarischen,
ökonomischen und polizeilichen Angelegenheiten steht sie direkt unter
dem Allg. Kriegs-Departement (des Kriegsministeriums). Die
Aufnahme wird nur Offizieren gewährt, welche mindestens
3 Jahre als solche gedient haben, sich um Aufnahme in die An-
stalt bewerben und die Eintrittsprüfung bestanden haben 5). Der
Lehrkursus umfaßt 3 Jahre 6), die Kommandirung erfolgt aber

Bronsart v. Schellendorf der Dienst des Generalstabes. 2 Thle.
Berlin 1875 fg.
1) Diesem Zwecke sind 3 Abtheilungen des Generalstabes gewidmet.
2) Dem "Chef der Landesaufnahme" im großen Generalstab ist die Ge-
sammtleitung aller Abtheilungen, welche das Vermessungswesen betreffen, näm-
lich der Trigonometrischen, Topographischen, Kartographischen Abtheil. mit dem
Photogr. Institut und der Druckerei, sowie die Plankammer mit dem Karten-
debit übertragen; die übrigen Abtheilungen stehen direkt unter dem "Chef des
Generalstabes der Armee."
3) Vgl. Bestimmungen über die jährlichen Uebungsreisen des Generalstabes
vom 19. Juni 1878 A.V.Bl. S. 139 ff. Vgl. Bayerisches M.V.Bl. 1878
S. 303.
4) v. Helldorff I. Th. 3. Abth. S. 65 ff. -- Eine kritisch-histor. Darstel-
lung der Kriegsakademie unter Vergleichung der ähnlichen Einrichtungen an-
derer Staaten enthält das Werk: L'Academie de guerre de Berlin. Paris
1877. 331 S.
5) Ueber diese Prüfung vgl. die Kab.Ordres vom 3. Dezemb. 1825 und
vom 26. Januar 1826 bei v. Helldorff a. a. O. S. 69 ff. Diese Bestimmun-
gen sind aber abgeändert durch die V. vom 11. Nov. 1875.
6) Der Lehrplan und die wissenschaftl. Aufgaben der Kriegs-Akademie

§. 86. Die Militair-Verwaltung.
liegt das Studium und die Pflege aller Zweige der Kriegswiſſen-
ſchaften ob, insbeſondere die fortlaufende Kenntnißnahme der Heeres-
Einrichtungen der fremden Staaten 1), das Eiſenbahn-Bau- und
Transportweſen, Kriegsgeſchichte, Geographie, Statiſtik, Topo-
graphie. Das Landesvermeſſungsweſen und die Herſtellung von
Landkarten und Plänen iſt in enge organiſche Verbindung mit
dem Generalſtab gebracht 2). Es werden ferner unter der Lei-
tung des Chefs des großen Generalſtabes jährlich Uebungsreiſen be-
hufs Ausbildung von Truppenführern gemacht 3).

2. Die Kriegs-Akademie in Berlin. Dieſelbe iſt aus
der im Jahre 1816 gegründeten Kriegsſchule hervorgegangen; ihre
jetzige Organiſation beruht auf dem Erlaß vom 15. Aug. 1856
und der Kab.-Ordre vom 21. Nov. 1872 (A.V.Bl. S. 350) 4).
Der Chef des Generalſtabes der Armee hat die Oberaufſicht über
die wiſſenſchaftliche Thätigkeit der Anſtalt; in disciplinariſchen,
ökonomiſchen und polizeilichen Angelegenheiten ſteht ſie direkt unter
dem Allg. Kriegs-Departement (des Kriegsminiſteriums). Die
Aufnahme wird nur Offizieren gewährt, welche mindeſtens
3 Jahre als ſolche gedient haben, ſich um Aufnahme in die An-
ſtalt bewerben und die Eintrittsprüfung beſtanden haben 5). Der
Lehrkurſus umfaßt 3 Jahre 6), die Kommandirung erfolgt aber

Bronſart v. Schellendorf der Dienſt des Generalſtabes. 2 Thle.
Berlin 1875 fg.
1) Dieſem Zwecke ſind 3 Abtheilungen des Generalſtabes gewidmet.
2) Dem „Chef der Landesaufnahme“ im großen Generalſtab iſt die Ge-
ſammtleitung aller Abtheilungen, welche das Vermeſſungsweſen betreffen, näm-
lich der Trigonometriſchen, Topographiſchen, Kartographiſchen Abtheil. mit dem
Photogr. Inſtitut und der Druckerei, ſowie die Plankammer mit dem Karten-
debit übertragen; die übrigen Abtheilungen ſtehen direkt unter dem „Chef des
Generalſtabes der Armee.“
3) Vgl. Beſtimmungen über die jährlichen Uebungsreiſen des Generalſtabes
vom 19. Juni 1878 A.V.Bl. S. 139 ff. Vgl. Bayeriſches M.V.Bl. 1878
S. 303.
4) v. Helldorff I. Th. 3. Abth. S. 65 ff. — Eine kritiſch-hiſtor. Darſtel-
lung der Kriegsakademie unter Vergleichung der ähnlichen Einrichtungen an-
derer Staaten enthält das Werk: L’Académie de guerre de Berlin. Paris
1877. 331 S.
5) Ueber dieſe Prüfung vgl. die Kab.Ordres vom 3. Dezemb. 1825 und
vom 26. Januar 1826 bei v. Helldorff a. a. O. S. 69 ff. Dieſe Beſtimmun-
gen ſind aber abgeändert durch die V. vom 11. Nov. 1875.
6) Der Lehrplan und die wiſſenſchaftl. Aufgaben der Kriegs-Akademie
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[122/0132] §. 86. Die Militair-Verwaltung. liegt das Studium und die Pflege aller Zweige der Kriegswiſſen- ſchaften ob, insbeſondere die fortlaufende Kenntnißnahme der Heeres- Einrichtungen der fremden Staaten 1), das Eiſenbahn-Bau- und Transportweſen, Kriegsgeſchichte, Geographie, Statiſtik, Topo- graphie. Das Landesvermeſſungsweſen und die Herſtellung von Landkarten und Plänen iſt in enge organiſche Verbindung mit dem Generalſtab gebracht 2). Es werden ferner unter der Lei- tung des Chefs des großen Generalſtabes jährlich Uebungsreiſen be- hufs Ausbildung von Truppenführern gemacht 3). 2. Die Kriegs-Akademie in Berlin. Dieſelbe iſt aus der im Jahre 1816 gegründeten Kriegsſchule hervorgegangen; ihre jetzige Organiſation beruht auf dem Erlaß vom 15. Aug. 1856 und der Kab.-Ordre vom 21. Nov. 1872 (A.V.Bl. S. 350) 4). Der Chef des Generalſtabes der Armee hat die Oberaufſicht über die wiſſenſchaftliche Thätigkeit der Anſtalt; in disciplinariſchen, ökonomiſchen und polizeilichen Angelegenheiten ſteht ſie direkt unter dem Allg. Kriegs-Departement (des Kriegsminiſteriums). Die Aufnahme wird nur Offizieren gewährt, welche mindeſtens 3 Jahre als ſolche gedient haben, ſich um Aufnahme in die An- ſtalt bewerben und die Eintrittsprüfung beſtanden haben 5). Der Lehrkurſus umfaßt 3 Jahre 6), die Kommandirung erfolgt aber 3) 1) Dieſem Zwecke ſind 3 Abtheilungen des Generalſtabes gewidmet. 2) Dem „Chef der Landesaufnahme“ im großen Generalſtab iſt die Ge- ſammtleitung aller Abtheilungen, welche das Vermeſſungsweſen betreffen, näm- lich der Trigonometriſchen, Topographiſchen, Kartographiſchen Abtheil. mit dem Photogr. Inſtitut und der Druckerei, ſowie die Plankammer mit dem Karten- debit übertragen; die übrigen Abtheilungen ſtehen direkt unter dem „Chef des Generalſtabes der Armee.“ 3) Vgl. Beſtimmungen über die jährlichen Uebungsreiſen des Generalſtabes vom 19. Juni 1878 A.V.Bl. S. 139 ff. Vgl. Bayeriſches M.V.Bl. 1878 S. 303. 4) v. Helldorff I. Th. 3. Abth. S. 65 ff. — Eine kritiſch-hiſtor. Darſtel- lung der Kriegsakademie unter Vergleichung der ähnlichen Einrichtungen an- derer Staaten enthält das Werk: L’Académie de guerre de Berlin. Paris 1877. 331 S. 5) Ueber dieſe Prüfung vgl. die Kab.Ordres vom 3. Dezemb. 1825 und vom 26. Januar 1826 bei v. Helldorff a. a. O. S. 69 ff. Dieſe Beſtimmun- gen ſind aber abgeändert durch die V. vom 11. Nov. 1875. 6) Der Lehrplan und die wiſſenſchaftl. Aufgaben der Kriegs-Akademie 3) Bronſart v. Schellendorf der Dienſt des Generalſtabes. 2 Thle. Berlin 1875 fg.

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 1. Tübingen, 1880, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht0301_1880/132>, abgerufen am 15.05.2024.