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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 2. Tübingen, 1877.

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§. 60. Die Wirkungen der Reichsgesetze.
vorgeht, ist selbstverständlich. Von Wichtigkeit wird dies nament-
lich in Betreff derjenigen Reichsgesetze, welche vor Einführung der
Reichsverfassung mit Abänderungen und Ergänzungen in Elsaß-
Lothringen eingeführt worden sind 1).

IV. Der Gesetzgeber kann mit dem Befehl, die im Gesetz
enthaltenen Normen zu beobachten, zugleich eine Anordnung ver-
binden, von welchem Zeitpunkte an dieser Befehl gelten soll. Es
kann auch die Bestimmung des Anfangstermins vorbehalten bleiben,
sei es einem besonderen Gesetz 2), sei es einer Verordnung des
Kaisers 3) oder Bundesrathes 4). Ist aber in dem Reichsgesetz
der Anfangstermin seiner Geltung weder bestimmt noch die Be-
stimmung desselben vorbehalten, so beginnt die verbindliche Kraft
des Gesetzes mit dem vierzehnten Tage nach dem Ablauf des-
jenigen Tages, an welchem das betreffende Stück des Reichsgesetz-
blattes in Berlin ausgegeben worden ist. R.-V. Art. 2 a. E.
Aus dieser Verfassungsbestimmung ergeben sich zunächst zwei Fol-
gen, nämlich, daß auf jedem Stück des Reichsgesetzblattes der Tag
angegeben sein muß, an welchem die Ausgabe desselben in Berlin
erfolgt ist 5), und ferner, daß jedes Gesetz, dessen Geltungs-
termin sich nach Art. 2 der R.-V. bestimmt, mag es noch so um-
fangreich sein, in Einem Stück des Reichsgesetzblattes vollständig
abgedruckt werden muß.


1) Vgl. unten §. 62.
2) Das Gesetz v. 21. Juli 1870 (B.-G.-Bl. S. 498) liefert ein Beispiel
für ein Ges., welches lediglich die Bestimmung des Geltungstermins einer ge-
setzl. Vorschrift zum Inhalt hat.
3) Beispiele: Ges. v. 23. Okt. 1867 (B.-G.-Bl. S. 53). Ges. vom
4. Juli 1868 §. 39 (B.-G.-Bl. S. 383). Ges. v. 8. Juli 1868 §. 70 (S. 402).
Ges. v. 12. Juni 1869 §. 27 (B.-G.-Bl. S. 208). Ges. v. 1. Juni 1870 §. 1
Abs. 2 (B.-G.-Bl. S. 312). -- Das Ges. v. 15. Juli 1871 bestimmt zwar
den Anfangstermin seiner Geltung, ermächtigt aber den Kaiser, die Vorschrift
in §. 1 schon vor dem gesetzlichen Termin durch Verordnung in Wirksamkeit
zu setzen. (R.-G.-Bl. S. 325. Die Kaiserl. V. S. 326.)
4) Das Münzges. v. 9. Juli 1873 Art. 1 Abs. 2 erfordert eine mit Zu-
stimmung des Bundesrathes erlassene Kaiserl. V., welche mindestens drei Mo-
nate vor dem Eintritt des Zeitpunktes zu verkündigen ist.
5) Es ist dies ausdrücklich vorgeschrieben in der Verordnung v. 26. Juli
1867 §. 2 (B.-G.-Bl. S. 24). Die Verantwortlichkeit des Reichs-
kanzlers für den Inhalt des Reichsgesetzblattes erstreckt sich
auch auf diesen Vermerk
.

§. 60. Die Wirkungen der Reichsgeſetze.
vorgeht, iſt ſelbſtverſtändlich. Von Wichtigkeit wird dies nament-
lich in Betreff derjenigen Reichsgeſetze, welche vor Einführung der
Reichsverfaſſung mit Abänderungen und Ergänzungen in Elſaß-
Lothringen eingeführt worden ſind 1).

IV. Der Geſetzgeber kann mit dem Befehl, die im Geſetz
enthaltenen Normen zu beobachten, zugleich eine Anordnung ver-
binden, von welchem Zeitpunkte an dieſer Befehl gelten ſoll. Es
kann auch die Beſtimmung des Anfangstermins vorbehalten bleiben,
ſei es einem beſonderen Geſetz 2), ſei es einer Verordnung des
Kaiſers 3) oder Bundesrathes 4). Iſt aber in dem Reichsgeſetz
der Anfangstermin ſeiner Geltung weder beſtimmt noch die Be-
ſtimmung deſſelben vorbehalten, ſo beginnt die verbindliche Kraft
des Geſetzes mit dem vierzehnten Tage nach dem Ablauf des-
jenigen Tages, an welchem das betreffende Stück des Reichsgeſetz-
blattes in Berlin ausgegeben worden iſt. R.-V. Art. 2 a. E.
Aus dieſer Verfaſſungsbeſtimmung ergeben ſich zunächſt zwei Fol-
gen, nämlich, daß auf jedem Stück des Reichsgeſetzblattes der Tag
angegeben ſein muß, an welchem die Ausgabe deſſelben in Berlin
erfolgt iſt 5), und ferner, daß jedes Geſetz, deſſen Geltungs-
termin ſich nach Art. 2 der R.-V. beſtimmt, mag es noch ſo um-
fangreich ſein, in Einem Stück des Reichsgeſetzblattes vollſtändig
abgedruckt werden muß.


1) Vgl. unten §. 62.
2) Das Geſetz v. 21. Juli 1870 (B.-G.-Bl. S. 498) liefert ein Beiſpiel
für ein Geſ., welches lediglich die Beſtimmung des Geltungstermins einer ge-
ſetzl. Vorſchrift zum Inhalt hat.
3) Beiſpiele: Geſ. v. 23. Okt. 1867 (B.-G.-Bl. S. 53). Geſ. vom
4. Juli 1868 §. 39 (B.-G.-Bl. S. 383). Geſ. v. 8. Juli 1868 §. 70 (S. 402).
Geſ. v. 12. Juni 1869 §. 27 (B.-G.-Bl. S. 208). Geſ. v. 1. Juni 1870 §. 1
Abſ. 2 (B.-G.-Bl. S. 312). — Das Geſ. v. 15. Juli 1871 beſtimmt zwar
den Anfangstermin ſeiner Geltung, ermächtigt aber den Kaiſer, die Vorſchrift
in §. 1 ſchon vor dem geſetzlichen Termin durch Verordnung in Wirkſamkeit
zu ſetzen. (R.-G.-Bl. S. 325. Die Kaiſerl. V. S. 326.)
4) Das Münzgeſ. v. 9. Juli 1873 Art. 1 Abſ. 2 erfordert eine mit Zu-
ſtimmung des Bundesrathes erlaſſene Kaiſerl. V., welche mindeſtens drei Mo-
nate vor dem Eintritt des Zeitpunktes zu verkündigen iſt.
5) Es iſt dies ausdrücklich vorgeſchrieben in der Verordnung v. 26. Juli
1867 §. 2 (B.-G.-Bl. S. 24). Die Verantwortlichkeit des Reichs-
kanzlers für den Inhalt des Reichsgeſetzblattes erſtreckt ſich
auch auf dieſen Vermerk
.
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[100/0114] §. 60. Die Wirkungen der Reichsgeſetze. vorgeht, iſt ſelbſtverſtändlich. Von Wichtigkeit wird dies nament- lich in Betreff derjenigen Reichsgeſetze, welche vor Einführung der Reichsverfaſſung mit Abänderungen und Ergänzungen in Elſaß- Lothringen eingeführt worden ſind 1). IV. Der Geſetzgeber kann mit dem Befehl, die im Geſetz enthaltenen Normen zu beobachten, zugleich eine Anordnung ver- binden, von welchem Zeitpunkte an dieſer Befehl gelten ſoll. Es kann auch die Beſtimmung des Anfangstermins vorbehalten bleiben, ſei es einem beſonderen Geſetz 2), ſei es einer Verordnung des Kaiſers 3) oder Bundesrathes 4). Iſt aber in dem Reichsgeſetz der Anfangstermin ſeiner Geltung weder beſtimmt noch die Be- ſtimmung deſſelben vorbehalten, ſo beginnt die verbindliche Kraft des Geſetzes mit dem vierzehnten Tage nach dem Ablauf des- jenigen Tages, an welchem das betreffende Stück des Reichsgeſetz- blattes in Berlin ausgegeben worden iſt. R.-V. Art. 2 a. E. Aus dieſer Verfaſſungsbeſtimmung ergeben ſich zunächſt zwei Fol- gen, nämlich, daß auf jedem Stück des Reichsgeſetzblattes der Tag angegeben ſein muß, an welchem die Ausgabe deſſelben in Berlin erfolgt iſt 5), und ferner, daß jedes Geſetz, deſſen Geltungs- termin ſich nach Art. 2 der R.-V. beſtimmt, mag es noch ſo um- fangreich ſein, in Einem Stück des Reichsgeſetzblattes vollſtändig abgedruckt werden muß. 1) Vgl. unten §. 62. 2) Das Geſetz v. 21. Juli 1870 (B.-G.-Bl. S. 498) liefert ein Beiſpiel für ein Geſ., welches lediglich die Beſtimmung des Geltungstermins einer ge- ſetzl. Vorſchrift zum Inhalt hat. 3) Beiſpiele: Geſ. v. 23. Okt. 1867 (B.-G.-Bl. S. 53). Geſ. vom 4. Juli 1868 §. 39 (B.-G.-Bl. S. 383). Geſ. v. 8. Juli 1868 §. 70 (S. 402). Geſ. v. 12. Juni 1869 §. 27 (B.-G.-Bl. S. 208). Geſ. v. 1. Juni 1870 §. 1 Abſ. 2 (B.-G.-Bl. S. 312). — Das Geſ. v. 15. Juli 1871 beſtimmt zwar den Anfangstermin ſeiner Geltung, ermächtigt aber den Kaiſer, die Vorſchrift in §. 1 ſchon vor dem geſetzlichen Termin durch Verordnung in Wirkſamkeit zu ſetzen. (R.-G.-Bl. S. 325. Die Kaiſerl. V. S. 326.) 4) Das Münzgeſ. v. 9. Juli 1873 Art. 1 Abſ. 2 erfordert eine mit Zu- ſtimmung des Bundesrathes erlaſſene Kaiſerl. V., welche mindeſtens drei Mo- nate vor dem Eintritt des Zeitpunktes zu verkündigen iſt. 5) Es iſt dies ausdrücklich vorgeſchrieben in der Verordnung v. 26. Juli 1867 §. 2 (B.-G.-Bl. S. 24). Die Verantwortlichkeit des Reichs- kanzlers für den Inhalt des Reichsgeſetzblattes erſtreckt ſich auch auf dieſen Vermerk.

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 2. Tübingen, 1877, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht02_1878/114>, abgerufen am 27.11.2024.