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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 1. Tübingen, 1876.

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§. 36. Die richterlichen Reichsbehörden.
ten Rechtssachen; jedoch mit der Erweiterung, daß, wenn nach den
Landesgesetzen die Klage noch in anderen als den in diesem
Paragraphen bezeichneten bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten vor das
Handelsgericht erster Instanz gewiesen ist, auch diese Sachen im
Sinne des Gesetzes v. 12. Juni 1869 als Handelssachen anzu-
sehen sind.
b) Der ursprüngliche Begriff der Handelssachen ist erweitert
worden durch das Ges. v. 11. Juni 1870 Art. 174 u. Art. 208 1),
indem Kommanditgesellschaften auf Aktien und Aktiengesellschaften,
auch dann, wenn der Gegenstand des Unternehmens nicht in Han-
delsgeschäften besteht, als "Handelsgesellschaften gelten"; das soll
heißen: dem Handelsrecht und insbesondere "den in Betreff der
Kaufleute gegebenen Bestimmungen unterworfen sind." (H.-G.-B.
Art. 5.)
c) Durch das Gesetz über Markenschutz v. 30. Nov. 1874
§. 19 (R.-G.-Bl. S. 146) ist bestimmt worden, daß alle bürger-
liche Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch die Klage ein Anspruch
auf Grund dieses Gesetzes erhoben wird, im Sinne der Reichs-
und Landesgesetze als Handelssachen gelten.
d) Das Bankgesetz v. 14. März 1875 §. 50 (R.-G.-Bl.
S. 193) erklärt den Rechtsstreit über die Entziehung der Befug-
niß einer Privatbank zur Ausgabe von Noten für eine Handels-
sache im Sinne der Reichs- und Landesgesetze.
2) Entschädigungs-Ansprüche gegen den Reichsfiskus auf Grund
des Gesetzes v. 1. Juni 1870 über die Aufhebung der Abgaben
von der Flößerei werden in letzter Instanz von dem R.-O.-H.-G.
entschieden 2).
3) Bürgerliche Rechtsstreitigkeiten und Strafsachen, welche
nach dem Reichsgesetz über das Urheberrecht v. 11 Juni 1870
zu beurtheilen sind 3).
4) Die Entscheidung letzter Instanz in allen vor den Kon-
sulargerichten
verhandelten Rechtssachen, sowohl bürgerlichen
als strafrechtlichen 4).
5) Entschädigungs-Ansprüche wegen der bei dem Betriebe von
1) B.-G.-Bl. S. 376. 378.
2) R.-G. vom 1. Juni 1870 §. 2 Abs. 3 (B.-G.-Bl. S. 313).
3) R.-G. vom 11. Juni 1870 §. 32 (B.-G.-Bl. S. 346).
4) R.-G. v. 22. April 1871 §. 3 (R.-G.-Bl. S. 88). Siehe unten S. 366 fg.
§. 36. Die richterlichen Reichsbehörden.
ten Rechtsſachen; jedoch mit der Erweiterung, daß, wenn nach den
Landesgeſetzen die Klage noch in anderen als den in dieſem
Paragraphen bezeichneten bürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten vor das
Handelsgericht erſter Inſtanz gewieſen iſt, auch dieſe Sachen im
Sinne des Geſetzes v. 12. Juni 1869 als Handelsſachen anzu-
ſehen ſind.
b) Der urſprüngliche Begriff der Handelsſachen iſt erweitert
worden durch das Geſ. v. 11. Juni 1870 Art. 174 u. Art. 208 1),
indem Kommanditgeſellſchaften auf Aktien und Aktiengeſellſchaften,
auch dann, wenn der Gegenſtand des Unternehmens nicht in Han-
delsgeſchäften beſteht, als „Handelsgeſellſchaften gelten“; das ſoll
heißen: dem Handelsrecht und insbeſondere „den in Betreff der
Kaufleute gegebenen Beſtimmungen unterworfen ſind.“ (H.-G.-B.
Art. 5.)
c) Durch das Geſetz über Markenſchutz v. 30. Nov. 1874
§. 19 (R.-G.-Bl. S. 146) iſt beſtimmt worden, daß alle bürger-
liche Rechtsſtreitigkeiten, in welchen durch die Klage ein Anſpruch
auf Grund dieſes Geſetzes erhoben wird, im Sinne der Reichs-
und Landesgeſetze als Handelsſachen gelten.
d) Das Bankgeſetz v. 14. März 1875 §. 50 (R.-G.-Bl.
S. 193) erklärt den Rechtsſtreit über die Entziehung der Befug-
niß einer Privatbank zur Ausgabe von Noten für eine Handels-
ſache im Sinne der Reichs- und Landesgeſetze.
2) Entſchädigungs-Anſprüche gegen den Reichsfiskus auf Grund
des Geſetzes v. 1. Juni 1870 über die Aufhebung der Abgaben
von der Flößerei werden in letzter Inſtanz von dem R.-O.-H.-G.
entſchieden 2).
3) Bürgerliche Rechtsſtreitigkeiten und Strafſachen, welche
nach dem Reichsgeſetz über das Urheberrecht v. 11 Juni 1870
zu beurtheilen ſind 3).
4) Die Entſcheidung letzter Inſtanz in allen vor den Kon-
ſulargerichten
verhandelten Rechtsſachen, ſowohl bürgerlichen
als ſtrafrechtlichen 4).
5) Entſchädigungs-Anſprüche wegen der bei dem Betriebe von
1) B.-G.-Bl. S. 376. 378.
2) R.-G. vom 1. Juni 1870 §. 2 Abſ. 3 (B.-G.-Bl. S. 313).
3) R.-G. vom 11. Juni 1870 §. 32 (B.-G.-Bl. S. 346).
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[364/0384] §. 36. Die richterlichen Reichsbehörden. ten Rechtsſachen; jedoch mit der Erweiterung, daß, wenn nach den Landesgeſetzen die Klage noch in anderen als den in dieſem Paragraphen bezeichneten bürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten vor das Handelsgericht erſter Inſtanz gewieſen iſt, auch dieſe Sachen im Sinne des Geſetzes v. 12. Juni 1869 als Handelsſachen anzu- ſehen ſind. b) Der urſprüngliche Begriff der Handelsſachen iſt erweitert worden durch das Geſ. v. 11. Juni 1870 Art. 174 u. Art. 208 1), indem Kommanditgeſellſchaften auf Aktien und Aktiengeſellſchaften, auch dann, wenn der Gegenſtand des Unternehmens nicht in Han- delsgeſchäften beſteht, als „Handelsgeſellſchaften gelten“; das ſoll heißen: dem Handelsrecht und insbeſondere „den in Betreff der Kaufleute gegebenen Beſtimmungen unterworfen ſind.“ (H.-G.-B. Art. 5.) c) Durch das Geſetz über Markenſchutz v. 30. Nov. 1874 §. 19 (R.-G.-Bl. S. 146) iſt beſtimmt worden, daß alle bürger- liche Rechtsſtreitigkeiten, in welchen durch die Klage ein Anſpruch auf Grund dieſes Geſetzes erhoben wird, im Sinne der Reichs- und Landesgeſetze als Handelsſachen gelten. d) Das Bankgeſetz v. 14. März 1875 §. 50 (R.-G.-Bl. S. 193) erklärt den Rechtsſtreit über die Entziehung der Befug- niß einer Privatbank zur Ausgabe von Noten für eine Handels- ſache im Sinne der Reichs- und Landesgeſetze. 2) Entſchädigungs-Anſprüche gegen den Reichsfiskus auf Grund des Geſetzes v. 1. Juni 1870 über die Aufhebung der Abgaben von der Flößerei werden in letzter Inſtanz von dem R.-O.-H.-G. entſchieden 2). 3) Bürgerliche Rechtsſtreitigkeiten und Strafſachen, welche nach dem Reichsgeſetz über das Urheberrecht v. 11 Juni 1870 zu beurtheilen ſind 3). 4) Die Entſcheidung letzter Inſtanz in allen vor den Kon- ſulargerichten verhandelten Rechtsſachen, ſowohl bürgerlichen als ſtrafrechtlichen 4). 5) Entſchädigungs-Anſprüche wegen der bei dem Betriebe von 1) B.-G.-Bl. S. 376. 378. 2) R.-G. vom 1. Juni 1870 §. 2 Abſ. 3 (B.-G.-Bl. S. 313). 3) R.-G. vom 11. Juni 1870 §. 32 (B.-G.-Bl. S. 346). 4) R.-G. v. 22. April 1871 §. 3 (R.-G.-Bl. S. 88). Siehe unten S. 366 fg.

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 1. Tübingen, 1876, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht01_1876/384>, abgerufen am 22.11.2024.