Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Gesellschaft. Der Vater eines Sohnes, der Ut mit dem Indicativ gesetzt, konnte nicht unter die Leute gehen. Aber diesem Schaden Joseph's stand ein wunderbarer Triumph gegenüber. Man erfuhr nämlich zugleich, daß der Pfarreissohn von Y . . . burg hinwiederum der Einzige gewesen sei, der die arithmetischhistorische Aufgabe vollkommen gelöst habe. Nicht nur hatte er, was von den Wenigsten gerühmt werden konnte das Verhältniß der Wochen zu den Monaten richtig ausgedrückt, sondern er hatte auch die wahre Dauer der beiden Kriege, von welchen die Frage gestellt war allein genau angegeben. Während alle übrigen Candidaten dem einen dreißig und dem andern sieben Jahre zuschrieben, hatte er den ersten vom 23. Mai 1618 bis zum 24. October 1648 und den zweiten vom 29. August 1756 bis zum 15. Februar 1763 datirt, mithin nothfolglich ein ganz abweichendes Resultat gewonnen, das obendrein um so glänzender war, als die Berechnung unter diesen Umständen weit größere Schwierigkeiten gehabt hatte. Der Fall war unerhört in den Annalen des Landexamens: derselbe Candidat, dessen Leistungen in den anderen Fächern unter dem Gefrierpunkte geblieben waren, erhielt in der Arithmetik und Historie je zwi große A. Das will nämlich im Zeugniß soviel besagen, als: Eminent! Und wenn er nun auch dennoch durchfiel -- gleichviel, ein Vater eines Sohnes der in seinem Testimonio vier große A besaß, dieser Vater durfte und mußte sich mit diesem Sohne sehen lassen. Gesellschaft. Der Vater eines Sohnes, der Ut mit dem Indicativ gesetzt, konnte nicht unter die Leute gehen. Aber diesem Schaden Joseph's stand ein wunderbarer Triumph gegenüber. Man erfuhr nämlich zugleich, daß der Pfarreissohn von Y . . . burg hinwiederum der Einzige gewesen sei, der die arithmetischhistorische Aufgabe vollkommen gelöst habe. Nicht nur hatte er, was von den Wenigsten gerühmt werden konnte das Verhältniß der Wochen zu den Monaten richtig ausgedrückt, sondern er hatte auch die wahre Dauer der beiden Kriege, von welchen die Frage gestellt war allein genau angegeben. Während alle übrigen Candidaten dem einen dreißig und dem andern sieben Jahre zuschrieben, hatte er den ersten vom 23. Mai 1618 bis zum 24. October 1648 und den zweiten vom 29. August 1756 bis zum 15. Februar 1763 datirt, mithin nothfolglich ein ganz abweichendes Resultat gewonnen, das obendrein um so glänzender war, als die Berechnung unter diesen Umständen weit größere Schwierigkeiten gehabt hatte. Der Fall war unerhört in den Annalen des Landexamens: derselbe Candidat, dessen Leistungen in den anderen Fächern unter dem Gefrierpunkte geblieben waren, erhielt in der Arithmetik und Historie je zwi große A. Das will nämlich im Zeugniß soviel besagen, als: Eminent! Und wenn er nun auch dennoch durchfiel — gleichviel, ein Vater eines Sohnes der in seinem Testimonio vier große A besaß, dieser Vater durfte und mußte sich mit diesem Sohne sehen lassen. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <p><pb facs="#f0079"/> Gesellschaft. Der Vater eines Sohnes, der Ut mit dem Indicativ gesetzt, konnte nicht unter die Leute gehen.</p><lb/> <p>Aber diesem Schaden Joseph's stand ein wunderbarer Triumph gegenüber. Man erfuhr nämlich zugleich, daß der Pfarreissohn von Y . . . burg hinwiederum der Einzige gewesen sei, der die arithmetischhistorische Aufgabe vollkommen gelöst habe. Nicht nur hatte er, was von den Wenigsten gerühmt werden konnte das Verhältniß der Wochen zu den Monaten richtig ausgedrückt, sondern er hatte auch die wahre Dauer der beiden Kriege, von welchen die Frage gestellt war allein genau angegeben. Während alle übrigen Candidaten dem einen dreißig und dem andern sieben Jahre zuschrieben, hatte er den ersten vom 23. Mai 1618 bis zum 24. October 1648 und den zweiten vom 29. August 1756 bis zum 15. Februar 1763 datirt, mithin nothfolglich ein ganz abweichendes Resultat gewonnen, das obendrein um so glänzender war, als die Berechnung unter diesen Umständen weit größere Schwierigkeiten gehabt hatte. Der Fall war unerhört in den Annalen des Landexamens: derselbe Candidat, dessen Leistungen in den anderen Fächern unter dem Gefrierpunkte geblieben waren, erhielt in der Arithmetik und Historie je zwi große A. Das will nämlich im Zeugniß soviel besagen, als: Eminent! Und wenn er nun auch dennoch durchfiel — gleichviel, ein Vater eines Sohnes der in seinem Testimonio vier große A besaß, dieser Vater durfte und mußte sich mit diesem Sohne sehen lassen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0079]
Gesellschaft. Der Vater eines Sohnes, der Ut mit dem Indicativ gesetzt, konnte nicht unter die Leute gehen.
Aber diesem Schaden Joseph's stand ein wunderbarer Triumph gegenüber. Man erfuhr nämlich zugleich, daß der Pfarreissohn von Y . . . burg hinwiederum der Einzige gewesen sei, der die arithmetischhistorische Aufgabe vollkommen gelöst habe. Nicht nur hatte er, was von den Wenigsten gerühmt werden konnte das Verhältniß der Wochen zu den Monaten richtig ausgedrückt, sondern er hatte auch die wahre Dauer der beiden Kriege, von welchen die Frage gestellt war allein genau angegeben. Während alle übrigen Candidaten dem einen dreißig und dem andern sieben Jahre zuschrieben, hatte er den ersten vom 23. Mai 1618 bis zum 24. October 1648 und den zweiten vom 29. August 1756 bis zum 15. Februar 1763 datirt, mithin nothfolglich ein ganz abweichendes Resultat gewonnen, das obendrein um so glänzender war, als die Berechnung unter diesen Umständen weit größere Schwierigkeiten gehabt hatte. Der Fall war unerhört in den Annalen des Landexamens: derselbe Candidat, dessen Leistungen in den anderen Fächern unter dem Gefrierpunkte geblieben waren, erhielt in der Arithmetik und Historie je zwi große A. Das will nämlich im Zeugniß soviel besagen, als: Eminent! Und wenn er nun auch dennoch durchfiel — gleichviel, ein Vater eines Sohnes der in seinem Testimonio vier große A besaß, dieser Vater durfte und mußte sich mit diesem Sohne sehen lassen.
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Zitationshilfe: | Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/79>, abgerufen am 16.07.2024. |