jedesmal die Straf'. Freilich wird sich's damit auf die Länge nicht abthun lassen: wenn er einen verstockten Sünder in mir erkennt, so gibt's wieder eine Predigt und zwar vor'm Convent, und dann legt sich auch der Amtmann drein. Man ist doch wie in einem Netz, aus dem man nicht heraus kommt. Am Besten wär's eben, ich käm' schnell unter den Pantoffel; wenn's mit dem dummen Ledigsein aus ist, so hat das Kinderlehrgeläuf von selbst ein End'.
Hiemit war er in der Reihenfolge seiner Gedanken auf einen Gegenstand gerathen, der ihm, so wie die Sachen zwischen ihm und Christinen standen, wenig Trost einflößen konnte.
7.
Friedrich hatte traurige Feiertage, obgleich es ihm äußerlich gar nicht übel ging. Sein Vater bedachte ihn am Weihnachtsabend mit einem stattlichen Geldgeschenk, zum sichern Zeichen, daß Alles wieder im alten Geleise sei. Er war nie so reich gewesen, aber gerade dies machte ihn unglücklich, denn das Geld erinnerte ihn nur daran, daß er es jetzt nicht mehr zu dem Zwecke brauchen konnte, zu welchem allein es ihm früher erwünscht gewesen wäre, nämlich Christinen seine Liebe durch Geschenke zu beweisen.
Er würde sich wohl schnell über die Gesinnung des Mädchens beruhigt haben, wenn er ein Gespräch angehört hätte, das eines Abends zwischen ihr und ihrer Mutter stattfand, während er eben auf dem Wege von Hohenstaufen her, wohin sein Vater ihn geschickt hätte, auf das Haus zugeschritten kam.
Jetzt hab' ich aber die stillen Seufzer überlei, sagte die Mutter. Du bist selber schuldig, greif 'st dein' Sach' ganz verkehrt an.
Mutter, habt Ihr nicht gesagt -- ?
Weiß wohl, was du meinst, aber man muß Alles mit einer Art thun, nicht oben 'naus und nirgends 'nein. Wenn Eine arm ist, wie du, so soll sie nicht die hochmüthig' Jungfer machen, sondern die kluge im Evangelium, die ihre Lampe mit Oel füllt und dem Bräu¬
6 *
jedesmal die Straf'. Freilich wird ſich's damit auf die Länge nicht abthun laſſen: wenn er einen verſtockten Sünder in mir erkennt, ſo gibt's wieder eine Predigt und zwar vor'm Convent, und dann legt ſich auch der Amtmann drein. Man iſt doch wie in einem Netz, aus dem man nicht heraus kommt. Am Beſten wär's eben, ich käm' ſchnell unter den Pantoffel; wenn's mit dem dummen Ledigſein aus iſt, ſo hat das Kinderlehrgeläuf von ſelbſt ein End'.
Hiemit war er in der Reihenfolge ſeiner Gedanken auf einen Gegenſtand gerathen, der ihm, ſo wie die Sachen zwiſchen ihm und Chriſtinen ſtanden, wenig Troſt einflößen konnte.
7.
Friedrich hatte traurige Feiertage, obgleich es ihm äußerlich gar nicht übel ging. Sein Vater bedachte ihn am Weihnachtſabend mit einem ſtattlichen Geldgeſchenk, zum ſichern Zeichen, daß Alles wieder im alten Geleiſe ſei. Er war nie ſo reich geweſen, aber gerade dies machte ihn unglücklich, denn das Geld erinnerte ihn nur daran, daß er es jetzt nicht mehr zu dem Zwecke brauchen konnte, zu welchem allein es ihm früher erwünſcht geweſen wäre, nämlich Chriſtinen ſeine Liebe durch Geſchenke zu beweiſen.
Er würde ſich wohl ſchnell über die Geſinnung des Mädchens beruhigt haben, wenn er ein Geſpräch angehört hätte, das eines Abends zwiſchen ihr und ihrer Mutter ſtattfand, während er eben auf dem Wege von Hohenſtaufen her, wohin ſein Vater ihn geſchickt hätte, auf das Haus zugeſchritten kam.
Jetzt hab' ich aber die ſtillen Seufzer überlei, ſagte die Mutter. Du biſt ſelber ſchuldig, greif 'ſt dein' Sach' ganz verkehrt an.
Mutter, habt Ihr nicht geſagt — ?
Weiß wohl, was du meinſt, aber man muß Alles mit einer Art thun, nicht oben 'naus und nirgends 'nein. Wenn Eine arm iſt, wie du, ſo ſoll ſie nicht die hochmüthig' Jungfer machen, ſondern die kluge im Evangelium, die ihre Lampe mit Oel füllt und dem Bräu¬
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jedesmal die Straf'. Freilich wird ſich's damit auf die Länge nicht
abthun laſſen: wenn er einen verſtockten Sünder in mir erkennt, ſo
gibt's wieder eine Predigt und zwar vor'm Convent, und dann legt
ſich auch der Amtmann drein. Man iſt doch wie in einem Netz, aus
dem man nicht heraus kommt. Am Beſten wär's eben, ich käm'
ſchnell unter den Pantoffel; wenn's mit dem dummen Ledigſein aus
iſt, ſo hat das Kinderlehrgeläuf von ſelbſt ein End'.
Hiemit war er in der Reihenfolge ſeiner Gedanken auf einen
Gegenſtand gerathen, der ihm, ſo wie die Sachen zwiſchen ihm und
Chriſtinen ſtanden, wenig Troſt einflößen konnte.
7.
Friedrich hatte traurige Feiertage, obgleich es ihm äußerlich gar
nicht übel ging. Sein Vater bedachte ihn am Weihnachtſabend mit
einem ſtattlichen Geldgeſchenk, zum ſichern Zeichen, daß Alles wieder
im alten Geleiſe ſei. Er war nie ſo reich geweſen, aber gerade dies
machte ihn unglücklich, denn das Geld erinnerte ihn nur daran, daß
er es jetzt nicht mehr zu dem Zwecke brauchen konnte, zu welchem
allein es ihm früher erwünſcht geweſen wäre, nämlich Chriſtinen ſeine
Liebe durch Geſchenke zu beweiſen.
Er würde ſich wohl ſchnell über die Geſinnung des Mädchens
beruhigt haben, wenn er ein Geſpräch angehört hätte, das eines
Abends zwiſchen ihr und ihrer Mutter ſtattfand, während er eben auf
dem Wege von Hohenſtaufen her, wohin ſein Vater ihn geſchickt hätte,
auf das Haus zugeſchritten kam.
Jetzt hab' ich aber die ſtillen Seufzer überlei, ſagte die Mutter.
Du biſt ſelber ſchuldig, greif 'ſt dein' Sach' ganz verkehrt an.
Mutter, habt Ihr nicht geſagt — ?
Weiß wohl, was du meinſt, aber man muß Alles mit einer Art
thun, nicht oben 'naus und nirgends 'nein. Wenn Eine arm iſt, wie
du, ſo ſoll ſie nicht die hochmüthig' Jungfer machen, ſondern die
kluge im Evangelium, die ihre Lampe mit Oel füllt und dem Bräu¬
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/99>, abgerufen am 24.11.2024.
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