einer nach dem andern empfing seine dargereichte Hand zu einem kräf¬ tigen Druck.
Und ich, rief der Zigeuner, leiste hiemit Bürgschaft für ihn, daß er sein Wort halten wird. Wenn das geschehen ist, wandte er sich zu ihm, so bist du nicht weiter gebunden und es steht ganz in deinem Belieben, ob du bei uns bleiben willst oder nicht. Auch sollst du dich zu keinem Unternehmen verpflichtet haben, das nicht nach deinem Sinn wäre.
Sie setzten sich wieder und zur Besiegelung des Gelübdes kreiste noch einmal die Flasche mit der Neige aus dem Fäßchen, das nun völlig auf dem Kopfe stand.
Den Pfarrer, von dem ich dir gesagt habe, vertraute nun Bettel¬ melcher dem Gaste, als er bemerkte, daß dieser ihn erwartungsvoll ansah, den triffst du in Dinkeltheim bei Schwäbisch Hall.
Gut! Ich habe mit meinem Weib morgen einen Handel in Gmünd zu machen, und von da wollen wir gleich den Stab weiter setzen. So wie ich zurückkomme, steh' ich euch zu Diensten. Ob's ein Markt¬ gang ist oder ein Unternehmen, wo man das Fell einsetzt und die Haar' davon fliegen, gilt mir gleich. Nur Eins beding' ich mir aus: einem Unschuldigen will ich nichts zu Leid thun, aber gebt mir eine Gelegenheit, daß ich dieser schnöden, falschen Welt mit ihrem Geiz und Hochmuth, mit ihrer Unterdrückung und verlogenen Ehrbarkeit das Herz aus ihrem eigennützigen Leib herausreißen kann -- und wenn's den Kopf kostet, ihr sollt mich kennen lernen.
Bravo, Bruder Schwan! rief der Zigeuner. So denken wir auch! Die Gelegenheit sollst du haben! rief Bettelmelcher. Meinst du, du seiest allein unterdrückt? Ich könnte jetzt so gut Pfarrer sein, wie der Pfaff, der dir die Copulation abgeschlagen hat, ich hatte schon ein wenig zu studiren angefangen, da hat mich ein betrügerischer Vormund um all mein Hab' und Gut gebracht.
Ich hab' auch noch mit einem Solchen abzurechnen! rief das halb¬ geworbene Mitglied der Bande.
Was sind Bedrückungen des Einzelnen gegen die Verfolgungen, die mein ganzer Stamm erfahren hat! hob die alte Zigeunerin an. Vor ein paar hundert Jahren sind unsre Vorfahren aus fernen Landen weit im Osten durch Krieg und Noth in dieses Land gekommen, wo
einer nach dem andern empfing ſeine dargereichte Hand zu einem kräf¬ tigen Druck.
Und ich, rief der Zigeuner, leiſte hiemit Bürgſchaft für ihn, daß er ſein Wort halten wird. Wenn das geſchehen iſt, wandte er ſich zu ihm, ſo biſt du nicht weiter gebunden und es ſteht ganz in deinem Belieben, ob du bei uns bleiben willſt oder nicht. Auch ſollſt du dich zu keinem Unternehmen verpflichtet haben, das nicht nach deinem Sinn wäre.
Sie ſetzten ſich wieder und zur Beſiegelung des Gelübdes kreiſte noch einmal die Flaſche mit der Neige aus dem Fäßchen, das nun völlig auf dem Kopfe ſtand.
Den Pfarrer, von dem ich dir geſagt habe, vertraute nun Bettel¬ melcher dem Gaſte, als er bemerkte, daß dieſer ihn erwartungsvoll anſah, den triffſt du in Dinkeltheim bei Schwäbiſch Hall.
Gut! Ich habe mit meinem Weib morgen einen Handel in Gmünd zu machen, und von da wollen wir gleich den Stab weiter ſetzen. So wie ich zurückkomme, ſteh' ich euch zu Dienſten. Ob's ein Markt¬ gang iſt oder ein Unternehmen, wo man das Fell einſetzt und die Haar' davon fliegen, gilt mir gleich. Nur Eins beding' ich mir aus: einem Unſchuldigen will ich nichts zu Leid thun, aber gebt mir eine Gelegenheit, daß ich dieſer ſchnöden, falſchen Welt mit ihrem Geiz und Hochmuth, mit ihrer Unterdrückung und verlogenen Ehrbarkeit das Herz aus ihrem eigennützigen Leib herausreißen kann — und wenn's den Kopf koſtet, ihr ſollt mich kennen lernen.
Bravo, Bruder Schwan! rief der Zigeuner. So denken wir auch! Die Gelegenheit ſollſt du haben! rief Bettelmelcher. Meinſt du, du ſeieſt allein unterdrückt? Ich könnte jetzt ſo gut Pfarrer ſein, wie der Pfaff, der dir die Copulation abgeſchlagen hat, ich hatte ſchon ein wenig zu ſtudiren angefangen, da hat mich ein betrügeriſcher Vormund um all mein Hab' und Gut gebracht.
Ich hab' auch noch mit einem Solchen abzurechnen! rief das halb¬ geworbene Mitglied der Bande.
Was ſind Bedrückungen des Einzelnen gegen die Verfolgungen, die mein ganzer Stamm erfahren hat! hob die alte Zigeunerin an. Vor ein paar hundert Jahren ſind unſre Vorfahren aus fernen Landen weit im Oſten durch Krieg und Noth in dieſes Land gekommen, wo
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einer nach dem andern empfing ſeine dargereichte Hand zu einem kräf¬
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Und ich, rief der Zigeuner, leiſte hiemit Bürgſchaft für ihn, daß
er ſein Wort halten wird. Wenn das geſchehen iſt, wandte er ſich
zu ihm, ſo biſt du nicht weiter gebunden und es ſteht ganz in deinem
Belieben, ob du bei uns bleiben willſt oder nicht. Auch ſollſt du dich
zu keinem Unternehmen verpflichtet haben, das nicht nach deinem
Sinn wäre.
Sie ſetzten ſich wieder und zur Beſiegelung des Gelübdes kreiſte
noch einmal die Flaſche mit der Neige aus dem Fäßchen, das nun
völlig auf dem Kopfe ſtand.
Den Pfarrer, von dem ich dir geſagt habe, vertraute nun Bettel¬
melcher dem Gaſte, als er bemerkte, daß dieſer ihn erwartungsvoll
anſah, den triffſt du in Dinkeltheim bei Schwäbiſch Hall.
Gut! Ich habe mit meinem Weib morgen einen Handel in Gmünd
zu machen, und von da wollen wir gleich den Stab weiter ſetzen.
So wie ich zurückkomme, ſteh' ich euch zu Dienſten. Ob's ein Markt¬
gang iſt oder ein Unternehmen, wo man das Fell einſetzt und die
Haar' davon fliegen, gilt mir gleich. Nur Eins beding' ich mir aus:
einem Unſchuldigen will ich nichts zu Leid thun, aber gebt mir eine
Gelegenheit, daß ich dieſer ſchnöden, falſchen Welt mit ihrem Geiz und
Hochmuth, mit ihrer Unterdrückung und verlogenen Ehrbarkeit das
Herz aus ihrem eigennützigen Leib herausreißen kann — und wenn's
den Kopf koſtet, ihr ſollt mich kennen lernen.
Bravo, Bruder Schwan! rief der Zigeuner. So denken wir auch!
Die Gelegenheit ſollſt du haben! rief Bettelmelcher. Meinſt du,
du ſeieſt allein unterdrückt? Ich könnte jetzt ſo gut Pfarrer ſein, wie
der Pfaff, der dir die Copulation abgeſchlagen hat, ich hatte ſchon ein
wenig zu ſtudiren angefangen, da hat mich ein betrügeriſcher Vormund
um all mein Hab' und Gut gebracht.
Ich hab' auch noch mit einem Solchen abzurechnen! rief das halb¬
geworbene Mitglied der Bande.
Was ſind Bedrückungen des Einzelnen gegen die Verfolgungen,
die mein ganzer Stamm erfahren hat! hob die alte Zigeunerin an.
Vor ein paar hundert Jahren ſind unſre Vorfahren aus fernen Landen
weit im Oſten durch Krieg und Noth in dieſes Land gekommen, wo
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/405>, abgerufen am 25.11.2024.
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