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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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der eine Bräutigam. Im Ludwigsburger Schloßgarten, im See, hab'
ich auch einmal eins gesehen, die sind grad' so gewesen, nur anders,
säuberer.

Die da sind weiß wie ein Ofenloch, sagte seine Braut.

Es gibt auch schwarze, fuhr der Bräutigam fort. Ich hab's ein¬
mal von einem Reisenden gehört, dem ich den Weg auf den Staufen
hab' zeigen müssen. Ist ein curioser Herr gewesen und hat viel
Kauderwälsch durch einander geschwätzt. Sie seien aber eine große Ra¬
rität, hat er gesagt.

Es wird gut für den Flecken sein, bemerkte die Braut, wenn die
da gleichfalls eine Rarität bleiben.

Kann denn der Schwan auf trockenem Boden laufen? fragte der
andere Bräutigam.

Freilich, versetzte der erste, aber es macht ihm Müh', er wackelt
schier gar so schwer daher, wie die da. Er deutete auf Christinen und
alle Vier brachen in ein rohes Gelächter aus.

Friedrich machte seine Arme los und kehrte sich um. Ihr Spitz¬
ruthen, sagte er, ist ein Ehrentag ein Tag zum Gassenlaufen? Aber
gut, wenn ihr's nicht anders wollet, so möget ihr's haben. Du Mi¬
chel, grüner Tralle, wandte er sich an den Einen, du bist so dumm, daß
man Riegelwänd' mit dir 'naus stoßen könnt' und daß dein Mädle zu
dir hat in die Scheuer kommen müssen statt du zu ihr, aber wenn
man euch erwischt hätt', so hätt's noch eine ganz andere Convents¬
verhandlung geben als bei uns. Verstanden? Und du Lorenz, sagte
er zu dem andern, du spitziger Gscheidle, so pfiffig du bist, so weiß
ich doch, daß du dich in Zebedä' drüben hast Nachts von den ledi¬
gen Buben müssen in Brunnentrog tunken lassen, zur Abkühlung, wie
sie gemeint haben, jedoch ohne alle Noth, denn an dir ist nichts
Hitzig's als dein Geiz, der dich verführt hat, vom Herrn Vicarius
drüben, dem reichen Prälatensohn, sein ausbraucht's Spielzeug um ein
Draufgeld einzuhandeln, nachdem dein voriger Schatz gestorben ist,
man weiß nicht einmal recht an was. Ich will's an Dem gnug sein
lassen, denn ich seh', daß eure Bräut' roth worden sind, und 's wär'
gut, sie thäten sich der Heuchelei und Splitterrichterei noch mehr schä¬
men als der Sünd'. Euch zwei Lumpen aber hätt' ich gute Lust über
einen wackern Stecken tanzen zu lassen, wenn ich heut' nicht so vergnügt

der eine Bräutigam. Im Ludwigsburger Schloßgarten, im See, hab'
ich auch einmal eins geſehen, die ſind grad' ſo geweſen, nur anders,
ſäuberer.

Die da ſind weiß wie ein Ofenloch, ſagte ſeine Braut.

Es gibt auch ſchwarze, fuhr der Bräutigam fort. Ich hab's ein¬
mal von einem Reiſenden gehört, dem ich den Weg auf den Staufen
hab' zeigen müſſen. Iſt ein curioſer Herr geweſen und hat viel
Kauderwälſch durch einander geſchwätzt. Sie ſeien aber eine große Ra¬
rität, hat er geſagt.

Es wird gut für den Flecken ſein, bemerkte die Braut, wenn die
da gleichfalls eine Rarität bleiben.

Kann denn der Schwan auf trockenem Boden laufen? fragte der
andere Bräutigam.

Freilich, verſetzte der erſte, aber es macht ihm Müh', er wackelt
ſchier gar ſo ſchwer daher, wie die da. Er deutete auf Chriſtinen und
alle Vier brachen in ein rohes Gelächter aus.

Friedrich machte ſeine Arme los und kehrte ſich um. Ihr Spitz¬
ruthen, ſagte er, iſt ein Ehrentag ein Tag zum Gaſſenlaufen? Aber
gut, wenn ihr's nicht anders wollet, ſo möget ihr's haben. Du Mi¬
chel, grüner Tralle, wandte er ſich an den Einen, du biſt ſo dumm, daß
man Riegelwänd' mit dir 'naus ſtoßen könnt' und daß dein Mädle zu
dir hat in die Scheuer kommen müſſen ſtatt du zu ihr, aber wenn
man euch erwiſcht hätt', ſo hätt's noch eine ganz andere Convents¬
verhandlung geben als bei uns. Verſtanden? Und du Lorenz, ſagte
er zu dem andern, du ſpitziger Gſcheidle, ſo pfiffig du biſt, ſo weiß
ich doch, daß du dich in Zebedä' drüben haſt Nachts von den ledi¬
gen Buben müſſen in Brunnentrog tunken laſſen, zur Abkühlung, wie
ſie gemeint haben, jedoch ohne alle Noth, denn an dir iſt nichts
Hitzig's als dein Geiz, der dich verführt hat, vom Herrn Vicarius
drüben, dem reichen Prälatenſohn, ſein ausbraucht's Spielzeug um ein
Draufgeld einzuhandeln, nachdem dein voriger Schatz geſtorben iſt,
man weiß nicht einmal recht an was. Ich will's an Dem gnug ſein
laſſen, denn ich ſeh', daß eure Bräut' roth worden ſind, und 's wär'
gut, ſie thäten ſich der Heuchelei und Splitterrichterei noch mehr ſchä¬
men als der Sünd'. Euch zwei Lumpen aber hätt' ich gute Luſt über
einen wackern Stecken tanzen zu laſſen, wenn ich heut' nicht ſo vergnügt

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[233/0249] der eine Bräutigam. Im Ludwigsburger Schloßgarten, im See, hab' ich auch einmal eins geſehen, die ſind grad' ſo geweſen, nur anders, ſäuberer. Die da ſind weiß wie ein Ofenloch, ſagte ſeine Braut. Es gibt auch ſchwarze, fuhr der Bräutigam fort. Ich hab's ein¬ mal von einem Reiſenden gehört, dem ich den Weg auf den Staufen hab' zeigen müſſen. Iſt ein curioſer Herr geweſen und hat viel Kauderwälſch durch einander geſchwätzt. Sie ſeien aber eine große Ra¬ rität, hat er geſagt. Es wird gut für den Flecken ſein, bemerkte die Braut, wenn die da gleichfalls eine Rarität bleiben. Kann denn der Schwan auf trockenem Boden laufen? fragte der andere Bräutigam. Freilich, verſetzte der erſte, aber es macht ihm Müh', er wackelt ſchier gar ſo ſchwer daher, wie die da. Er deutete auf Chriſtinen und alle Vier brachen in ein rohes Gelächter aus. Friedrich machte ſeine Arme los und kehrte ſich um. Ihr Spitz¬ ruthen, ſagte er, iſt ein Ehrentag ein Tag zum Gaſſenlaufen? Aber gut, wenn ihr's nicht anders wollet, ſo möget ihr's haben. Du Mi¬ chel, grüner Tralle, wandte er ſich an den Einen, du biſt ſo dumm, daß man Riegelwänd' mit dir 'naus ſtoßen könnt' und daß dein Mädle zu dir hat in die Scheuer kommen müſſen ſtatt du zu ihr, aber wenn man euch erwiſcht hätt', ſo hätt's noch eine ganz andere Convents¬ verhandlung geben als bei uns. Verſtanden? Und du Lorenz, ſagte er zu dem andern, du ſpitziger Gſcheidle, ſo pfiffig du biſt, ſo weiß ich doch, daß du dich in Zebedä' drüben haſt Nachts von den ledi¬ gen Buben müſſen in Brunnentrog tunken laſſen, zur Abkühlung, wie ſie gemeint haben, jedoch ohne alle Noth, denn an dir iſt nichts Hitzig's als dein Geiz, der dich verführt hat, vom Herrn Vicarius drüben, dem reichen Prälatenſohn, ſein ausbraucht's Spielzeug um ein Draufgeld einzuhandeln, nachdem dein voriger Schatz geſtorben iſt, man weiß nicht einmal recht an was. Ich will's an Dem gnug ſein laſſen, denn ich ſeh', daß eure Bräut' roth worden ſind, und 's wär' gut, ſie thäten ſich der Heuchelei und Splitterrichterei noch mehr ſchä¬ men als der Sünd'. Euch zwei Lumpen aber hätt' ich gute Luſt über einen wackern Stecken tanzen zu laſſen, wenn ich heut' nicht ſo vergnügt

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/249>, abgerufen am 24.11.2024.