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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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einem solchen Versprechen zufrieden bist, so ist's dein Vater noch lang
nicht, denn der sieht noch auf ganz andre Eigenschaften.

Er ging mit starken Schritten vor ihr in der Stube hin und her.
Ich will dir nichts vormachen was nicht wahr ist, sagte er. Ich kann
zwar im jetzigen Augenblick, glaub' ich, viel auf meinen Vater bauen,
aber so leicht wird's nicht gehen, daß ich sagen kann: ich darf nur
blasen. Er wird vielleicht ein wenig aufgucken, wenn ich ihm sag'
was ich vorhab'; sein Leibstückle ist's nicht, denn das hat einen andern
Klang. Wir müssen uns also darauf gefaßt machen, daß man uns
ein paar Berg' in Weg wirft, und falsche Zungen können auch da¬
zwischen kommen. Aber, wie gesagt, ich steh' jetzt mit meinem Vater
so, daß ich hoffen kann, wenn er meinen Ernst sieht, so gibt er nach.
Die Hauptsach' aber ist: ich hab' dich lieb, und will dich, und mir
bist du recht, und darum mußt auch allen Andern gut genug sein.
Ich will doch sehen, wer mir das über den Haufen wirft, was ich mir
einmal fürgenommen hab'. Ich bin fest überzeugt und weiß ganz
gewiß, wenn ein Mensch seinen Willen ernstlich auf etwas setzt, und
es ist nichts Unrecht's, so führt er's auch durch. Ich aber hab' mei¬
nen Sinn fest darauf gerichtet, daß du mein Schatz und mein Weib
werden sollst, und wie ich meinen Willen bei dir erreicht hab', so
werd' ich ihn bei meinen Eltern und bei den deinigen erreichen.

Christine beruhigte sich oder beschwichtigte wenigstens ihre Unruhe
im Anschauen und Anschmiegen an ihren Freund. Er gefiel ihr gar
zu gut; er kam ihr so männlich vor und war unter dem zuversicht¬
lichen Reden gleichsam gewachsen.

Nun hast du mein Herz und meine Hand und meinen Eid, fuhr
er fort. Jetzt mußt du mir aber auch versprechen, daß du mir treu
sein willst, denn ich muß dir nur gestehen, das 'Rumschwanzen und
Lustigthun mit den ledigen Burschen auf'm Tanzboden, das muß
jetzt ein End' haben, und die Husarentänz' im Karz stehen mir auch
nicht an.

Was, Husarentänz'? Ich weiß nicht, was du willst. Seit wir
nicht mehr gut mit einander gestanden sind, bin ich gar nicht in Karz
kommen, und daß ich selbigsmal auf den Tanzboden gangen bin, da s
hätt' dir doch dein Herz sagen sollen, warum das geschehen ist.

Du hast ja aber gar nichts mit mir gemacht.

einem ſolchen Verſprechen zufrieden biſt, ſo iſt's dein Vater noch lang
nicht, denn der ſieht noch auf ganz andre Eigenſchaften.

Er ging mit ſtarken Schritten vor ihr in der Stube hin und her.
Ich will dir nichts vormachen was nicht wahr iſt, ſagte er. Ich kann
zwar im jetzigen Augenblick, glaub' ich, viel auf meinen Vater bauen,
aber ſo leicht wird's nicht gehen, daß ich ſagen kann: ich darf nur
blaſen. Er wird vielleicht ein wenig aufgucken, wenn ich ihm ſag'
was ich vorhab'; ſein Leibſtückle iſt's nicht, denn das hat einen andern
Klang. Wir müſſen uns alſo darauf gefaßt machen, daß man uns
ein paar Berg' in Weg wirft, und falſche Zungen können auch da¬
zwiſchen kommen. Aber, wie geſagt, ich ſteh' jetzt mit meinem Vater
ſo, daß ich hoffen kann, wenn er meinen Ernſt ſieht, ſo gibt er nach.
Die Hauptſach' aber iſt: ich hab' dich lieb, und will dich, und mir
biſt du recht, und darum mußt auch allen Andern gut genug ſein.
Ich will doch ſehen, wer mir das über den Haufen wirft, was ich mir
einmal fürgenommen hab'. Ich bin feſt überzeugt und weiß ganz
gewiß, wenn ein Menſch ſeinen Willen ernſtlich auf etwas ſetzt, und
es iſt nichts Unrecht's, ſo führt er's auch durch. Ich aber hab' mei¬
nen Sinn feſt darauf gerichtet, daß du mein Schatz und mein Weib
werden ſollſt, und wie ich meinen Willen bei dir erreicht hab', ſo
werd' ich ihn bei meinen Eltern und bei den deinigen erreichen.

Chriſtine beruhigte ſich oder beſchwichtigte wenigſtens ihre Unruhe
im Anſchauen und Anſchmiegen an ihren Freund. Er gefiel ihr gar
zu gut; er kam ihr ſo männlich vor und war unter dem zuverſicht¬
lichen Reden gleichſam gewachſen.

Nun haſt du mein Herz und meine Hand und meinen Eid, fuhr
er fort. Jetzt mußt du mir aber auch verſprechen, daß du mir treu
ſein willſt, denn ich muß dir nur geſtehen, das 'Rumſchwanzen und
Luſtigthun mit den ledigen Burſchen auf'm Tanzboden, das muß
jetzt ein End' haben, und die Huſarentänz' im Karz ſtehen mir auch
nicht an.

Was, Huſarentänz'? Ich weiß nicht, was du willſt. Seit wir
nicht mehr gut mit einander geſtanden ſind, bin ich gar nicht in Karz
kommen, und daß ich ſelbigsmal auf den Tanzboden gangen bin, da s
hätt' dir doch dein Herz ſagen ſollen, warum das geſchehen iſt.

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[127/0143] einem ſolchen Verſprechen zufrieden biſt, ſo iſt's dein Vater noch lang nicht, denn der ſieht noch auf ganz andre Eigenſchaften. Er ging mit ſtarken Schritten vor ihr in der Stube hin und her. Ich will dir nichts vormachen was nicht wahr iſt, ſagte er. Ich kann zwar im jetzigen Augenblick, glaub' ich, viel auf meinen Vater bauen, aber ſo leicht wird's nicht gehen, daß ich ſagen kann: ich darf nur blaſen. Er wird vielleicht ein wenig aufgucken, wenn ich ihm ſag' was ich vorhab'; ſein Leibſtückle iſt's nicht, denn das hat einen andern Klang. Wir müſſen uns alſo darauf gefaßt machen, daß man uns ein paar Berg' in Weg wirft, und falſche Zungen können auch da¬ zwiſchen kommen. Aber, wie geſagt, ich ſteh' jetzt mit meinem Vater ſo, daß ich hoffen kann, wenn er meinen Ernſt ſieht, ſo gibt er nach. Die Hauptſach' aber iſt: ich hab' dich lieb, und will dich, und mir biſt du recht, und darum mußt auch allen Andern gut genug ſein. Ich will doch ſehen, wer mir das über den Haufen wirft, was ich mir einmal fürgenommen hab'. Ich bin feſt überzeugt und weiß ganz gewiß, wenn ein Menſch ſeinen Willen ernſtlich auf etwas ſetzt, und es iſt nichts Unrecht's, ſo führt er's auch durch. Ich aber hab' mei¬ nen Sinn feſt darauf gerichtet, daß du mein Schatz und mein Weib werden ſollſt, und wie ich meinen Willen bei dir erreicht hab', ſo werd' ich ihn bei meinen Eltern und bei den deinigen erreichen. Chriſtine beruhigte ſich oder beſchwichtigte wenigſtens ihre Unruhe im Anſchauen und Anſchmiegen an ihren Freund. Er gefiel ihr gar zu gut; er kam ihr ſo männlich vor und war unter dem zuverſicht¬ lichen Reden gleichſam gewachſen. Nun haſt du mein Herz und meine Hand und meinen Eid, fuhr er fort. Jetzt mußt du mir aber auch verſprechen, daß du mir treu ſein willſt, denn ich muß dir nur geſtehen, das 'Rumſchwanzen und Luſtigthun mit den ledigen Burſchen auf'm Tanzboden, das muß jetzt ein End' haben, und die Huſarentänz' im Karz ſtehen mir auch nicht an. Was, Huſarentänz'? Ich weiß nicht, was du willſt. Seit wir nicht mehr gut mit einander geſtanden ſind, bin ich gar nicht in Karz kommen, und daß ich ſelbigsmal auf den Tanzboden gangen bin, da s hätt' dir doch dein Herz ſagen ſollen, warum das geſchehen iſt. Du haſt ja aber gar nichts mit mir gemacht.

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/143>, abgerufen am 24.11.2024.