Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.So, jetzt kommst endlich, du Hinterfürhühnle? Hast Ursach' ge¬ Ja sieh, um Verzeihung bitt' ich niemand als einen recht guten O geh' du! du hast wohl gewußt, daß ich dir nicht feind bin. Er betheuerte ihr diesen Glauben mit wiederholten Liebkosungen. Was hast denn zu meinem Brief gesagt? fragte sie nach einer Ich hab' denkt: so, jetzt ist sie endlich in sich gangen und bereut's, Was nicht sauret das süßet auch nicht. Aber was hast du denkt, Schreib du wie du willst, mir ist Alles recht, was du schreibst. Ja, das glaub' ich, daß es noch eine gute Zeit anstehn wird, bis Nun ja, du wirst doch meinem Vater nicht um den Tod beten. Gott behüt' und bewahr' mich! rief Christine eifrig. Gelt, das Und Enkel genug? Sie schlug ihn auf den Mund. Ich hab' nur sagen wollen, es So, jetzt kommſt endlich, du Hinterfürhühnle? Haſt Urſach' ge¬ Ja ſieh, um Verzeihung bitt' ich niemand als einen recht guten O geh' du! du haſt wohl gewußt, daß ich dir nicht feind bin. Er betheuerte ihr dieſen Glauben mit wiederholten Liebkoſungen. Was haſt denn zu meinem Brief geſagt? fragte ſie nach einer Ich hab' denkt: ſo, jetzt iſt ſie endlich in ſich gangen und bereut's, Was nicht ſauret das ſüßet auch nicht. Aber was haſt du denkt, Schreib du wie du willſt, mir iſt Alles recht, was du ſchreibſt. Ja, das glaub' ich, daß es noch eine gute Zeit anſtehn wird, bis Nun ja, du wirſt doch meinem Vater nicht um den Tod beten. Gott behüt' und bewahr' mich! rief Chriſtine eifrig. Gelt, das Und Enkel genug? Sie ſchlug ihn auf den Mund. Ich hab' nur ſagen wollen, es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0142" n="126"/> <p>So, jetzt kommſt endlich, du Hinterfürhühnle? Haſt Urſach' ge¬<lb/> nug gehabt, das gleich zu ſagen, aber der hochmüthig' Herr hat ſich<lb/> nicht 'runtergeben wollen.</p><lb/> <p>Ja ſieh, um Verzeihung bitt' ich niemand als einen recht guten<lb/> Freund, und von dir hab' ich vorhin noch nicht gewußt, ob du Freund<lb/> oder Feind mit mir biſt.</p><lb/> <p>O geh' du! du haſt wohl gewußt, daß ich dir nicht feind bin.<lb/> Aber gelt, jetzt glaubſt, daß du den beſten Freund auf der Welt an<lb/> mir haſt?</p><lb/> <p>Er betheuerte ihr dieſen Glauben mit wiederholten Liebkoſungen.</p><lb/> <p>Was haſt denn zu meinem Brief geſagt? fragte ſie nach einer<lb/> Weile. Gelt, du haſt gewiß geſagt: jetzt kriecht ſie endlich zu Kreuz?</p><lb/> <p>Ich hab' denkt: ſo, jetzt iſt ſie endlich in ſich gangen und bereut's,<lb/> daß ſie ſo unchriſtlich geweſen iſt und ſich und mir das Leben ſo ſauer<lb/> gemacht hat.</p><lb/> <p>Was nicht ſauret das ſüßet auch nicht. Aber was haſt du denkt,<lb/> daß ich ſo wüſt geſchrieben hab'? Ich hab's ſchier im Finſtern thun<lb/> müſſen.</p><lb/> <p>Schreib du wie du willſt, mir iſt Alles recht, was du ſchreibſt.<lb/> Wirſt's ſchon noch beſſer lernen bis du Sonnenwirthin biſt, und die<lb/> Rechnungen und Geſchäftsbriefe kann ich ja einmal ſelber ſchreiben.</p><lb/> <p>Ja, das glaub' ich, daß es noch eine gute Zeit anſtehn wird, bis<lb/> ich Sonnenwirthin bin.</p><lb/> <p>Nun ja, du wirſt doch meinem Vater nicht um den Tod beten.</p><lb/> <p>Gott behüt' und bewahr' mich! rief Chriſtine eifrig. Gelt, das<lb/> iſt nicht dein Ernſt? Nein, ich gönn' ihm und wünſch' ihm noch ein<lb/> langes Leben —</p><lb/> <p>Und Enkel genug?</p><lb/> <p>Sie ſchlug ihn auf den Mund. Ich hab' nur ſagen wollen, es<lb/> wird noch manches Wäſſerlein den Bach hinunter laufen, bis man uns<lb/> zuſammenläßt. Ach, ich bin eben ein gering's Mädle und von armen<lb/> Eltern, und die deinigen ſind reich und hoffährtig; du kannſt's dir<lb/> ſelber ſagen, daß es da nicht ſo ganz glatt gehen wird. Mir ſelber<lb/> geht auch viel ab, was zu <hi rendition="#g">dem</hi> Stand gehört. Wiewohl, ich will<lb/> dir verſprechen, daß ich's an nichts fehlen laſſen will, und nichts ver¬<lb/> ſäumen, was ich noch lernen kann. Aber wenn auch du vielleicht mit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [126/0142]
So, jetzt kommſt endlich, du Hinterfürhühnle? Haſt Urſach' ge¬
nug gehabt, das gleich zu ſagen, aber der hochmüthig' Herr hat ſich
nicht 'runtergeben wollen.
Ja ſieh, um Verzeihung bitt' ich niemand als einen recht guten
Freund, und von dir hab' ich vorhin noch nicht gewußt, ob du Freund
oder Feind mit mir biſt.
O geh' du! du haſt wohl gewußt, daß ich dir nicht feind bin.
Aber gelt, jetzt glaubſt, daß du den beſten Freund auf der Welt an
mir haſt?
Er betheuerte ihr dieſen Glauben mit wiederholten Liebkoſungen.
Was haſt denn zu meinem Brief geſagt? fragte ſie nach einer
Weile. Gelt, du haſt gewiß geſagt: jetzt kriecht ſie endlich zu Kreuz?
Ich hab' denkt: ſo, jetzt iſt ſie endlich in ſich gangen und bereut's,
daß ſie ſo unchriſtlich geweſen iſt und ſich und mir das Leben ſo ſauer
gemacht hat.
Was nicht ſauret das ſüßet auch nicht. Aber was haſt du denkt,
daß ich ſo wüſt geſchrieben hab'? Ich hab's ſchier im Finſtern thun
müſſen.
Schreib du wie du willſt, mir iſt Alles recht, was du ſchreibſt.
Wirſt's ſchon noch beſſer lernen bis du Sonnenwirthin biſt, und die
Rechnungen und Geſchäftsbriefe kann ich ja einmal ſelber ſchreiben.
Ja, das glaub' ich, daß es noch eine gute Zeit anſtehn wird, bis
ich Sonnenwirthin bin.
Nun ja, du wirſt doch meinem Vater nicht um den Tod beten.
Gott behüt' und bewahr' mich! rief Chriſtine eifrig. Gelt, das
iſt nicht dein Ernſt? Nein, ich gönn' ihm und wünſch' ihm noch ein
langes Leben —
Und Enkel genug?
Sie ſchlug ihn auf den Mund. Ich hab' nur ſagen wollen, es
wird noch manches Wäſſerlein den Bach hinunter laufen, bis man uns
zuſammenläßt. Ach, ich bin eben ein gering's Mädle und von armen
Eltern, und die deinigen ſind reich und hoffährtig; du kannſt's dir
ſelber ſagen, daß es da nicht ſo ganz glatt gehen wird. Mir ſelber
geht auch viel ab, was zu dem Stand gehört. Wiewohl, ich will
dir verſprechen, daß ich's an nichts fehlen laſſen will, und nichts ver¬
ſäumen, was ich noch lernen kann. Aber wenn auch du vielleicht mit
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