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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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ihn das Geschäft hinausführt, und am Fenster läßt er sich auch selten
blicken. Er ist eingezogen, wie nicht leicht Einer.

Absonderlich heut'! lachte der Schütz. Da wär's eine Kunst für
ihn, sich an seinem eignen Fenster sehen zu lassen, und wo er jetzt
ist, wird er freilich nicht gern ans Fenster gehen.

Was? Ich will nicht hoffen! rief der Invalide. Ist er denn --?

Eingezogen, wie der Beck bereits gesagt hat.

Der Küfer ist eingesteckt? riefen Alle zusammen.

Ach, er sitzt eben ein wenig bei mir im Hauszins, sagte der
Schütz, und frieren thuts ihn nicht, denn ich hab' ihm einen guten
warmen Ofen gemacht; sonst thät' er's nicht aushalten die vier und
zwanzig Stunden im Thurn.

Der Küfer im Thurn! rief Alles. Was hat er denn gethan?
fragte der Bäcker. Der thut ja keinem Hühnle weh und ist so ein
ruhiger Mann, daß es viel ist, wenn man nur in der Nachbarschaft
merkt, ob er zu Haus ist oder nicht.

Was hat er gebosget? fragte der Kübler.

Er muß sein Weib doch sehr leis geschlagen haben, wenn Ihr
nichts davon gehört habt, Beck, sagte der Schütz.

Ja was, so hab' ich's nicht gemeint, sagte der Bäcker: natürlich,
Stuß gibts überall, auch in der stillsten Haushaltung.

Ein Weib prügeln, das ist doch keine so besondere Sach', riefen die
Andern durch einander. Und die Küferin, meinte Einer, hat's eben
auch dann und wann nöthig.

Die Weiber, bemerkte der Bäcker, müssen iebott (zuweilen) Streich'
han', sonst meinen sie, man hab' sie nicht lieb.

Aha, Beckin, riefen die Gäste, hat er Euch seine Liebe auch schon
bewiesen?

Nein, der Mein' macht nur Spaß, sagte sie: mich hat er noch
nie geschlagen.

Und dessentwegen ist der Küfer in Thurn kommen? fragte der
Müllerknecht.

Bewahre! antwortete der Schütz, bloß vor Kirchenconvent. Sein
Schwäher, der Schneider, hat ihn beim Herrn Pfarrer verklagt, daß
er, wie der Herr Pfarrer mir erzählt hat, sein Weib um nichts¬
würdiger Ursachen willen jämmerlich tractiret hab'. Also hat mich

ihn das Geſchäft hinausführt, und am Fenſter läßt er ſich auch ſelten
blicken. Er iſt eingezogen, wie nicht leicht Einer.

Abſonderlich heut'! lachte der Schütz. Da wär's eine Kunſt für
ihn, ſich an ſeinem eignen Fenſter ſehen zu laſſen, und wo er jetzt
iſt, wird er freilich nicht gern ans Fenſter gehen.

Was? Ich will nicht hoffen! rief der Invalide. Iſt er denn —?

Eingezogen, wie der Beck bereits geſagt hat.

Der Küfer iſt eingeſteckt? riefen Alle zuſammen.

Ach, er ſitzt eben ein wenig bei mir im Hauszins, ſagte der
Schütz, und frieren thuts ihn nicht, denn ich hab' ihm einen guten
warmen Ofen gemacht; ſonſt thät' er's nicht aushalten die vier und
zwanzig Stunden im Thurn.

Der Küfer im Thurn! rief Alles. Was hat er denn gethan?
fragte der Bäcker. Der thut ja keinem Hühnle weh und iſt ſo ein
ruhiger Mann, daß es viel iſt, wenn man nur in der Nachbarſchaft
merkt, ob er zu Haus iſt oder nicht.

Was hat er gebosget? fragte der Kübler.

Er muß ſein Weib doch ſehr leis geſchlagen haben, wenn Ihr
nichts davon gehört habt, Beck, ſagte der Schütz.

Ja was, ſo hab' ich's nicht gemeint, ſagte der Bäcker: natürlich,
Stuß gibts überall, auch in der ſtillſten Haushaltung.

Ein Weib prügeln, das iſt doch keine ſo beſondere Sach', riefen die
Andern durch einander. Und die Küferin, meinte Einer, hat's eben
auch dann und wann nöthig.

Die Weiber, bemerkte der Bäcker, müſſen iebott (zuweilen) Streich'
han', ſonſt meinen ſie, man hab' ſie nicht lieb.

Aha, Beckin, riefen die Gäſte, hat er Euch ſeine Liebe auch ſchon
bewieſen?

Nein, der Mein' macht nur Spaß, ſagte ſie: mich hat er noch
nie geſchlagen.

Und deſſentwegen iſt der Küfer in Thurn kommen? fragte der
Müllerknecht.

Bewahre! antwortete der Schütz, bloß vor Kirchenconvent. Sein
Schwäher, der Schneider, hat ihn beim Herrn Pfarrer verklagt, daß
er, wie der Herr Pfarrer mir erzählt hat, ſein Weib um nichts¬
würdiger Urſachen willen jämmerlich tractiret hab'. Alſo hat mich

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[95/0111] ihn das Geſchäft hinausführt, und am Fenſter läßt er ſich auch ſelten blicken. Er iſt eingezogen, wie nicht leicht Einer. Abſonderlich heut'! lachte der Schütz. Da wär's eine Kunſt für ihn, ſich an ſeinem eignen Fenſter ſehen zu laſſen, und wo er jetzt iſt, wird er freilich nicht gern ans Fenſter gehen. Was? Ich will nicht hoffen! rief der Invalide. Iſt er denn —? Eingezogen, wie der Beck bereits geſagt hat. Der Küfer iſt eingeſteckt? riefen Alle zuſammen. Ach, er ſitzt eben ein wenig bei mir im Hauszins, ſagte der Schütz, und frieren thuts ihn nicht, denn ich hab' ihm einen guten warmen Ofen gemacht; ſonſt thät' er's nicht aushalten die vier und zwanzig Stunden im Thurn. Der Küfer im Thurn! rief Alles. Was hat er denn gethan? fragte der Bäcker. Der thut ja keinem Hühnle weh und iſt ſo ein ruhiger Mann, daß es viel iſt, wenn man nur in der Nachbarſchaft merkt, ob er zu Haus iſt oder nicht. Was hat er gebosget? fragte der Kübler. Er muß ſein Weib doch ſehr leis geſchlagen haben, wenn Ihr nichts davon gehört habt, Beck, ſagte der Schütz. Ja was, ſo hab' ich's nicht gemeint, ſagte der Bäcker: natürlich, Stuß gibts überall, auch in der ſtillſten Haushaltung. Ein Weib prügeln, das iſt doch keine ſo beſondere Sach', riefen die Andern durch einander. Und die Küferin, meinte Einer, hat's eben auch dann und wann nöthig. Die Weiber, bemerkte der Bäcker, müſſen iebott (zuweilen) Streich' han', ſonſt meinen ſie, man hab' ſie nicht lieb. Aha, Beckin, riefen die Gäſte, hat er Euch ſeine Liebe auch ſchon bewieſen? Nein, der Mein' macht nur Spaß, ſagte ſie: mich hat er noch nie geſchlagen. Und deſſentwegen iſt der Küfer in Thurn kommen? fragte der Müllerknecht. Bewahre! antwortete der Schütz, bloß vor Kirchenconvent. Sein Schwäher, der Schneider, hat ihn beim Herrn Pfarrer verklagt, daß er, wie der Herr Pfarrer mir erzählt hat, ſein Weib um nichts¬ würdiger Urſachen willen jämmerlich tractiret hab'. Alſo hat mich

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/111>, abgerufen am 24.11.2024.