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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Anthonii Neri von der Glas-Kunst.
wie auch von unserm Autor, und seinen gelehrten Commenta-
tor D. Merreto, Zaffera
genennet wird.

Der Sand wird in Meissen bloß derent- und umb kei-
ner andern Ursach wegen/ darunter gemischt/ als daß man in
andern Ländern die blaue Stärcke/ die die Weiber brau-
chen (von denen Mahlern auch blaue Smalta genannt) nicht
mit Profit daraus oder nachmachen könne und soll. Denn
es ist ferner zu wissen/ daß/ wenn dieser abgerauchte Cobolt/
mit einen gewissen Theil Sand und Potasche/ wieder ver-
setzt und zum Glas geschmoltzen wird/ ein dunckel und dick-
blaues Glas daraus wird/ welches gar subtil zerstossen/ und
auff einer gewissen Mühl/ zwischen zweyen sonderlich harten
Steinen/ zu einen Meel gemahlen/ alsdenn geschlemmet/ und
in unterschiedliche Sortemente/ da immerzu eines schöner
als das andere/ getheilet und gestellet wird; hierinnen be-
steht ein grosser Handel/ der Seiner Churfl. Durchl. zu
Sachsen nicht wenig einträgt. So sie aber den Cobolt so
rohe wegschicketen/ welches zu thun aber denen Factorn sehr hoch
verboten/ so könnte die blaue Stärcke anderwerts auch ge-
macht/ und Nutzen daraus gezogen werden/ derohalben ma-
chen sie Zaffera daraus. Der aber einen reinen Cobolt haben
will/ da ein Theil mehr/ als 3. oder 4. Theil Zaffera thut/ der
muß es absonderlich in diesen Landen suchen/ und desto theu-
rer bezahlen.

Diese blaue Stärcke/ wenn sie zum ersten mal gemacht
oder zum Glase gebracht wird/ so setzt sie insgemein einen
Regulum, den dieselben Arbeiter Speisse nennen; dieser regu-
lus
gibt gleichfalls wieder ein blaues Glas/ sonst aber ist er
gantz spröde und kurtzspießig.

Das Arsenie-Meel aber wird nach der hier beygesetz-
ten Figur/ auch wieder sublimirt/ so wird es in solche dicke
Stücken/ wie bey denen Materialisten/ allwo Arsenic ver-
verkaufft wird/ zu sehen. Also ist hier hoffentlich denen Lieb-

habern
H ij

Anthonii Neri von der Glas-Kunſt.
wie auch von unſerm Autor, und ſeinen gelehrten Commenta-
tor D. Merreto, Zaffera
genennet wird.

Der Sand wird in Meiſſen bloß derent- und umb kei-
ner andern Urſach wegen/ darunter gemiſcht/ als daß man in
andern Laͤndern die blaue Staͤrcke/ die die Weiber brau-
chen (von denen Mahlern auch blaue Smalta genannt) nicht
mit Profit daraus oder nachmachen koͤnne und ſoll. Denn
es iſt ferner zu wiſſen/ daß/ wenn dieſer abgerauchte Cobolt/
mit einen gewiſſen Theil Sand und Potaſche/ wieder ver-
ſetzt und zum Glas geſchmoltzen wird/ ein dunckel und dick-
blaues Glas daraus wird/ welches gar ſubtil zerſtoſſen/ und
auff einer gewiſſen Muͤhl/ zwiſchen zweyen ſonderlich harten
Steinen/ zu einen Meel gemahlen/ alsdenn geſchlemmet/ und
in unterſchiedliche Sortemente/ da immerzu eines ſchoͤner
als das andere/ getheilet und geſtellet wird; hierinnen be-
ſteht ein groſſer Handel/ der Seiner Churfl. Durchl. zu
Sachſen nicht wenig eintraͤgt. So ſie aber den Cobolt ſo
rohe wegſchicketẽ/ welches zu thun aber denẽ Factorn ſehr hoch
verboten/ ſo koͤnnte die blaue Staͤrcke anderwerts auch ge-
macht/ und Nutzen daraus gezogen werden/ derohalben ma-
chen ſie Zaffera daraus. Der aber einen reinen Cobolt haben
will/ da ein Theil mehr/ als 3. oder 4. Theil Zaffera thut/ der
muß es abſonderlich in dieſen Landen ſuchen/ und deſto theu-
rer bezahlen.

Dieſe blaue Staͤrcke/ wenn ſie zum erſten mal gemacht
oder zum Glaſe gebracht wird/ ſo ſetzt ſie insgemein einen
Regulum, den dieſelben Arbeiter Speiſſe nennen; dieſer regu-
lus
gibt gleichfalls wieder ein blaues Glas/ ſonſt aber iſt er
gantz ſproͤde und kurtzſpießig.

Das Arſenie-Meel aber wird nach der hier beygeſetz-
ten Figur/ auch wieder ſublimirt/ ſo wird es in ſolche dicke
Stuͤcken/ wie bey denen Materialiſten/ allwo Arſenic ver-
verkaufft wird/ zu ſehen. Alſo iſt hier hoffentlich denen Lieb-

habern
H ij
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[59/0089] Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. wie auch von unſerm Autor, und ſeinen gelehrten Commenta- tor D. Merreto, Zaffera genennet wird. Der Sand wird in Meiſſen bloß derent- und umb kei- ner andern Urſach wegen/ darunter gemiſcht/ als daß man in andern Laͤndern die blaue Staͤrcke/ die die Weiber brau- chen (von denen Mahlern auch blaue Smalta genannt) nicht mit Profit daraus oder nachmachen koͤnne und ſoll. Denn es iſt ferner zu wiſſen/ daß/ wenn dieſer abgerauchte Cobolt/ mit einen gewiſſen Theil Sand und Potaſche/ wieder ver- ſetzt und zum Glas geſchmoltzen wird/ ein dunckel und dick- blaues Glas daraus wird/ welches gar ſubtil zerſtoſſen/ und auff einer gewiſſen Muͤhl/ zwiſchen zweyen ſonderlich harten Steinen/ zu einen Meel gemahlen/ alsdenn geſchlemmet/ und in unterſchiedliche Sortemente/ da immerzu eines ſchoͤner als das andere/ getheilet und geſtellet wird; hierinnen be- ſteht ein groſſer Handel/ der Seiner Churfl. Durchl. zu Sachſen nicht wenig eintraͤgt. So ſie aber den Cobolt ſo rohe wegſchicketẽ/ welches zu thun aber denẽ Factorn ſehr hoch verboten/ ſo koͤnnte die blaue Staͤrcke anderwerts auch ge- macht/ und Nutzen daraus gezogen werden/ derohalben ma- chen ſie Zaffera daraus. Der aber einen reinen Cobolt haben will/ da ein Theil mehr/ als 3. oder 4. Theil Zaffera thut/ der muß es abſonderlich in dieſen Landen ſuchen/ und deſto theu- rer bezahlen. Dieſe blaue Staͤrcke/ wenn ſie zum erſten mal gemacht oder zum Glaſe gebracht wird/ ſo ſetzt ſie insgemein einen Regulum, den dieſelben Arbeiter Speiſſe nennen; dieſer regu- lus gibt gleichfalls wieder ein blaues Glas/ ſonſt aber iſt er gantz ſproͤde und kurtzſpießig. Das Arſenie-Meel aber wird nach der hier beygeſetz- ten Figur/ auch wieder ſublimirt/ ſo wird es in ſolche dicke Stuͤcken/ wie bey denen Materialiſten/ allwo Arſenic ver- verkaufft wird/ zu ſehen. Alſo iſt hier hoffentlich denen Lieb- habern H ij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/89>, abgerufen am 05.05.2024.