Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von denen Edelgesteinen ins gemein.
auff welchen des Julii Caesaris Bild/ uns sammt seiner Gemahlin künst-
lich gestochen gewesen/ welcher für 8000. Cronen sey verkaufft wor-
den: Man pfleget auch aus diesem Steine Bet- oder Rosen-Kräntze zu
verfertigen.

XXV.
Von dem Jaspis.

Dieses ist ein undurchscheinender und vollkommen undurchsichtiger
Stein; Die Arten von diesem Stein/ sind nach der Authorum Beschrei-
bung/ mancherley; Isodorus saget/ daß dieses ein scheinender und hellgrü-
ner Stein seye: Plinius und andere halten ihn für einen dunckelgrünen
Stein/ gleich einen Smaragd/ iedoch nicht durchsichtig/ noch glän-
tzend! aber der rechte und beste Jaspis der Alten/ wie er auch in Apocaly-
psin
gedacht/ und von den Hohenpriester Aaron/ in sein Brust-Schildlein
getragen wurde; welcher in ihm einen solchen herrlichen Glantz hat/ daß er
wegen seiner fürtrefflichen Schönheit den durchsichtigen Gold und dem
Liecht des Himmels gleich zu seyn scheinet: und von welchen auch die alten
Verßlein bekand sind:
Auro qvid melius? Jaspis: qvid Jaspite? Virtus
Qvid virtute? DEUS: qvid Deitate? nihil.

Oder deutsch:

Was ist besser denn das Gold? der Jaspis.
Was ist besser denn der Jaspis? die Tugend.
Was ist besser denn die Tugend? GOTT.
Was ist besser denn GOTT? Nichts.

Ein solcher/ sag ich/ wird heut zu Tag nicht mehr gesehen.

Der nun bekandte Jaspis aber/ wird mehrentheils in allen Orien-
talischen Ländern/ sonderlich in Persien/ Jndien/ Cypern und zu Sandis/
fast am meysten aber auff der Jnsul Malta (alwo er mit einen Scorpion
gezeichnet) gefunden/ und wegen der Mänge umb billigen Preiß verkaufft
wird. Er wird zum Siegelgraben/ gleich wie er dazu von iederman am
bekandtesten/ also auch am beqvemesten gehalten.

XXVI.
Von dem Sonnenwende-Stein oder
Haeliotropio.

Dieses ist ein halb durchsichtiger grüner Stein/ mit blutrothen Fle-
cken/ und wächset nahe an dem Jaspis und Prasene: er wird darum also

geheissen/

Von denen Edelgeſteinen ins gemein.
auff welchen des Julii Cæſaris Bild/ uns ſammt ſeiner Gemahlin kuͤnſt-
lich geſtochen geweſen/ welcher fuͤr 8000. Cronen ſey verkaufft wor-
den: Man pfleget auch aus dieſem Steine Bet- oder Roſen-Kraͤntze zu
verfertigen.

XXV.
Von dem Jaſpis.

Dieſes iſt ein undurchſcheinender und vollkommen undurchſichtiger
Stein; Die Arten von dieſem Stein/ ſind nach der Authorum Beſchrei-
bung/ mancherley; Iſodorus ſaget/ daß dieſes ein ſcheinender und hellgruͤ-
ner Stein ſeye: Plinius und andere halten ihn fuͤr einen dunckelgruͤnen
Stein/ gleich einen Smaragd/ iedoch nicht durchſichtig/ noch glaͤn-
tzend! aber der rechte und beſte Jaſpis der Alten/ wie er auch in Apocaly-
pſin
gedacht/ und von den Hohenprieſter Aaron/ in ſein Bruſt-Schildlein
getragen wurde; welcher in ihm einen ſolchen herrlichen Glantz hat/ daß er
wegen ſeiner fuͤrtrefflichen Schoͤnheit den durchſichtigen Gold und dem
Liecht des Himmels gleich zu ſeyn ſcheinet: und von welchen auch die alten
Verßlein bekand ſind:
Auro qvid melius? Jaſpis: qvid Jaſpite? Virtus
Qvid virtute? DEUS: qvid Deitate? nihil.

Oder deutſch:

Was iſt beſſer denn das Gold? der Jaſpis.
Was iſt beſſer denn der Jaſpis? die Tugend.
Was iſt beſſer denn die Tugend? GOTT.
Was iſt beſſer denn GOTT? Nichts.

Ein ſolcher/ ſag ich/ wird heut zu Tag nicht mehr geſehen.

Der nun bekandte Jaſpis aber/ wird mehrentheils in allen Orien-
taliſchen Laͤndern/ ſonderlich in Perſien/ Jndien/ Cypern und zu Sandis/
faſt am meyſten aber auff der Jnſul Malta (alwo er mit einen Scorpion
gezeichnet) gefunden/ und wegen der Maͤnge umb billigen Preiß verkaufft
wird. Er wird zum Siegelgraben/ gleich wie er dazu von iederman am
bekandteſten/ alſo auch am beqvemeſten gehalten.

XXVI.
Von dem Sonnenwende-Stein oder
Hæliotropio.

Dieſes iſt ein halb durchſichtiger gruͤner Stein/ mit blutrothen Fle-
cken/ und waͤchſet nahe an dem Jaſpis und Praſene: er wird darum alſo

geheiſſen/
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0548" n="124"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen Edelge&#x017F;teinen ins gemein.</hi></fw><lb/>
auff welchen des <hi rendition="#aq">Julii Cæ&#x017F;aris</hi> Bild/ uns &#x017F;ammt &#x017F;einer Gemahlin ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
lich ge&#x017F;tochen gewe&#x017F;en/ welcher fu&#x0364;r 8000. Cronen &#x017F;ey verkaufft wor-<lb/>
den: Man pfleget auch aus die&#x017F;em Steine Bet- oder Ro&#x017F;en-Kra&#x0364;ntze zu<lb/>
verfertigen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">XXV.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Von dem Ja&#x017F;pis.</hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;es i&#x017F;t ein undurch&#x017F;cheinender und vollkommen undurch&#x017F;ichtiger<lb/>
Stein; Die Arten von die&#x017F;em Stein/ &#x017F;ind nach der <hi rendition="#aq">Authorum</hi> Be&#x017F;chrei-<lb/>
bung/ mancherley; <hi rendition="#aq">I&#x017F;odorus</hi> &#x017F;aget/ daß die&#x017F;es ein &#x017F;cheinender und hellgru&#x0364;-<lb/>
ner Stein &#x017F;eye: Plinius und andere halten ihn fu&#x0364;r einen dunckelgru&#x0364;nen<lb/>
Stein/ gleich einen Smaragd/ iedoch nicht durch&#x017F;ichtig/ noch gla&#x0364;n-<lb/>
tzend! aber der rechte und be&#x017F;te Ja&#x017F;pis der Alten/ wie er auch in <hi rendition="#aq">Apocaly-<lb/>
p&#x017F;in</hi> gedacht/ und von den Hohenprie&#x017F;ter Aaron/ in &#x017F;ein Bru&#x017F;t-Schildlein<lb/>
getragen wurde; welcher in ihm einen &#x017F;olchen herrlichen Glantz hat/ daß er<lb/>
wegen &#x017F;einer fu&#x0364;rtrefflichen Scho&#x0364;nheit den durch&#x017F;ichtigen Gold und dem<lb/>
Liecht des Himmels gleich zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinet: und von welchen auch die alten<lb/>
Verßlein bekand &#x017F;ind:<lb/><cit><quote><hi rendition="#aq">Auro qvid melius? Ja&#x017F;pis: qvid Ja&#x017F;pite? Virtus<lb/>
Qvid virtute? DEUS: qvid Deitate? nihil.</hi></quote></cit><lb/><hi rendition="#c">Oder deut&#x017F;ch:</hi><lb/><cit><quote type="translation"><lg type="poem"><l>Was i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er denn das Gold? der Ja&#x017F;pis.</l><lb/><l>Was i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er denn der Ja&#x017F;pis? die Tugend.</l><lb/><l>Was i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er denn die Tugend? GOTT.</l><lb/><l>Was i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er denn GOTT? Nichts.</l></lg></quote></cit><lb/>
Ein &#x017F;olcher/ &#x017F;ag ich/ wird heut zu Tag nicht mehr ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
            <p>Der nun bekandte Ja&#x017F;pis aber/ wird mehrentheils in allen Orien-<lb/>
tali&#x017F;chen La&#x0364;ndern/ &#x017F;onderlich in Per&#x017F;ien/ Jndien/ Cypern und zu Sandis/<lb/>
fa&#x017F;t am mey&#x017F;ten aber auff der Jn&#x017F;ul Malta (alwo er mit einen Scorpion<lb/>
gezeichnet) gefunden/ und wegen der Ma&#x0364;nge umb billigen Preiß verkaufft<lb/>
wird. Er wird zum Siegelgraben/ gleich wie er dazu von iederman am<lb/>
bekandte&#x017F;ten/ al&#x017F;o auch am beqveme&#x017F;ten gehalten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">XXVI.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Von dem Sonnenwende-Stein oder</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Hæliotropio.</hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;es i&#x017F;t ein halb durch&#x017F;ichtiger gru&#x0364;ner Stein/ mit blutrothen Fle-<lb/>
cken/ und wa&#x0364;ch&#x017F;et nahe an dem Ja&#x017F;pis und Pra&#x017F;ene: er wird darum al&#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gehei&#x017F;&#x017F;en/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[124/0548] Von denen Edelgeſteinen ins gemein. auff welchen des Julii Cæſaris Bild/ uns ſammt ſeiner Gemahlin kuͤnſt- lich geſtochen geweſen/ welcher fuͤr 8000. Cronen ſey verkaufft wor- den: Man pfleget auch aus dieſem Steine Bet- oder Roſen-Kraͤntze zu verfertigen. XXV. Von dem Jaſpis. Dieſes iſt ein undurchſcheinender und vollkommen undurchſichtiger Stein; Die Arten von dieſem Stein/ ſind nach der Authorum Beſchrei- bung/ mancherley; Iſodorus ſaget/ daß dieſes ein ſcheinender und hellgruͤ- ner Stein ſeye: Plinius und andere halten ihn fuͤr einen dunckelgruͤnen Stein/ gleich einen Smaragd/ iedoch nicht durchſichtig/ noch glaͤn- tzend! aber der rechte und beſte Jaſpis der Alten/ wie er auch in Apocaly- pſin gedacht/ und von den Hohenprieſter Aaron/ in ſein Bruſt-Schildlein getragen wurde; welcher in ihm einen ſolchen herrlichen Glantz hat/ daß er wegen ſeiner fuͤrtrefflichen Schoͤnheit den durchſichtigen Gold und dem Liecht des Himmels gleich zu ſeyn ſcheinet: und von welchen auch die alten Verßlein bekand ſind: Auro qvid melius? Jaſpis: qvid Jaſpite? Virtus Qvid virtute? DEUS: qvid Deitate? nihil. Oder deutſch: Was iſt beſſer denn das Gold? der Jaſpis. Was iſt beſſer denn der Jaſpis? die Tugend. Was iſt beſſer denn die Tugend? GOTT. Was iſt beſſer denn GOTT? Nichts. Ein ſolcher/ ſag ich/ wird heut zu Tag nicht mehr geſehen. Der nun bekandte Jaſpis aber/ wird mehrentheils in allen Orien- taliſchen Laͤndern/ ſonderlich in Perſien/ Jndien/ Cypern und zu Sandis/ faſt am meyſten aber auff der Jnſul Malta (alwo er mit einen Scorpion gezeichnet) gefunden/ und wegen der Maͤnge umb billigen Preiß verkaufft wird. Er wird zum Siegelgraben/ gleich wie er dazu von iederman am bekandteſten/ alſo auch am beqvemeſten gehalten. XXVI. Von dem Sonnenwende-Stein oder Hæliotropio. Dieſes iſt ein halb durchſichtiger gruͤner Stein/ mit blutrothen Fle- cken/ und waͤchſet nahe an dem Jaſpis und Praſene: er wird darum alſo geheiſſen/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/548
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/548>, abgerufen am 22.11.2024.