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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anhang
tigte Glas-Arbeit legen; und also haben jene keinen Kühlofen/ diese letz-
tern aber mangeln des Schmeltzofens.

Es wird aber ein solcher anderer Ofen von dem andern in dem un-
terschieden/ dieweil er zwar rund ist/ allein sein hohler Theil ist 8. Werck-
schuhe breit/ und 12. Werckschuhe tieff/ welches 3. Gewölber haben soll/
dessen unterstes nicht ungleich ist dem untern Gewölb des andern O-
fens; in der Mauren aber des untern Gewölbs sollen 6. Bögen seyn/
welche/ wann die Töpffe heiß worden sind/ mit Leim verlutiret werden/
man muß aber kleine Fensterlein daran offen lassen. Jn den höchsten
und mitlern Theil dieses Gewölbes ist ein gevierdtes Loch/ dessen Länge
und Breite einer Spannen weit ist/ durch welches die Wärme in die
höchste Kammer oder Gewölb gehet/ welches Gewölb am hintern Theil
ein Mundloch hat; damit man in einen länglichten irdenen Gefäß hin-
ein setzen könne die verfertigte Glas-Arbeit/ welche allgemach soll ab-
gekühlet werden: es ist aber an diesem Ort der Werckstat-Boden et-
was höhers/ oder es ist eine Banck dahin gemacht/ damit die Glasma-
cher hinauffsteigen/ und die Arbeit hineinsetzen können.

Die 3. Figur.
A. Des Glasofens anderes und unterstes Gewölb.
B. Das mittlere Gewölb.
C. Das oberste Gewölb.
D. Das Mundloch des obersten Gewölbs.
E. Das runte Loch.
F. Das gevierdte Loch.

Diejenigen aber/ welche den ersten oder Schmeltzofen nicht haben/
die werffen des Abends/ wann sie ihr Tagwerck vollbracht/ die Materia
in die Töpffe/ welche die Nacht über schmeltzet/ und zu Glas wird: Es
müssen aber 2. Jungen/ des Tags und die Nacht über/ wechselsweis das
Feuer schieren und erhalten/ mit dürrem Holtz/ welches sie auff den Herd
werffen.

Diejenigen Glasmacher aber/ so nur einen Ofen haben/ die ge-
brauchen den andern/ welcher 3. Gewölber hat; denn es werffen diese/ wie
die andere/ die Materie des Abends in die Töpffe/ des Morgens aber/ wann
sie die Unreinigkeit und Gallen davon abgesondert/ verarbeiten sie das

Glas/

C. Merrets Anhang
tigte Glas-Arbeit legen; und alſo haben jene keinen Kuͤhlofen/ dieſe letz-
tern aber mangeln des Schmeltzofens.

Es wird aber ein ſolcher anderer Ofen von dem andern in dem un-
terſchieden/ dieweil er zwar rund iſt/ allein ſein hohler Theil iſt 8. Werck-
ſchuhe breit/ und 12. Werckſchuhe tieff/ welches 3. Gewoͤlber haben ſoll/
deſſen unterſtes nicht ungleich iſt dem untern Gewoͤlb des andern O-
fens; in der Mauren aber des untern Gewoͤlbs ſollen 6. Boͤgen ſeyn/
welche/ wann die Toͤpffe heiß worden ſind/ mit Leim verlutiret werden/
man muß aber kleine Fenſterlein daran offen laſſen. Jn den hoͤchſten
und mitlern Theil dieſes Gewoͤlbes iſt ein gevierdtes Loch/ deſſen Laͤnge
und Breite einer Spannen weit iſt/ durch welches die Waͤrme in die
hoͤchſte Kammer oder Gewoͤlb gehet/ welches Gewoͤlb am hintern Theil
ein Mundloch hat; damit man in einen laͤnglichten irdenen Gefaͤß hin-
ein ſetzen koͤnne die verfertigte Glas-Arbeit/ welche allgemach ſoll ab-
gekuͤhlet werden: es iſt aber an dieſem Ort der Werckſtat-Boden et-
was hoͤhers/ oder es iſt eine Banck dahin gemacht/ damit die Glasma-
cher hinauffſteigen/ und die Arbeit hineinſetzen koͤnnen.

Die 3. Figur.
A. Des Glasofens anderes und unterſtes Gewoͤlb.
B. Das mittlere Gewoͤlb.
C. Das oberſte Gewoͤlb.
D. Das Mundloch des oberſten Gewoͤlbs.
E. Das runte Loch.
F. Das gevierdte Loch.

Diejenigen aber/ welche den erſten oder Schmeltzofen nicht haben/
die werffen des Abends/ wann ſie ihr Tagwerck vollbracht/ die Materia
in die Toͤpffe/ welche die Nacht uͤber ſchmeltzet/ und zu Glas wird: Es
muͤſſen aber 2. Jungen/ des Tags und die Nacht uͤber/ wechſelsweis das
Feuer ſchieren und erhalten/ mit duͤrrem Holtz/ welches ſie auff den Herd
werffen.

Diejenigen Glasmacher aber/ ſo nur einen Ofen haben/ die ge-
brauchen den andern/ welcher 3. Gewoͤlber hat; denn es werffen dieſe/ wie
die andere/ die Materie des Abẽds in die Toͤpffe/ des Morgens aber/ wañ
ſie die Unreinigkeit und Gallen davon abgeſondert/ verarbeiten ſie das

Glas/
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[330/0378] C. Merrets Anhang tigte Glas-Arbeit legen; und alſo haben jene keinen Kuͤhlofen/ dieſe letz- tern aber mangeln des Schmeltzofens. Es wird aber ein ſolcher anderer Ofen von dem andern in dem un- terſchieden/ dieweil er zwar rund iſt/ allein ſein hohler Theil iſt 8. Werck- ſchuhe breit/ und 12. Werckſchuhe tieff/ welches 3. Gewoͤlber haben ſoll/ deſſen unterſtes nicht ungleich iſt dem untern Gewoͤlb des andern O- fens; in der Mauren aber des untern Gewoͤlbs ſollen 6. Boͤgen ſeyn/ welche/ wann die Toͤpffe heiß worden ſind/ mit Leim verlutiret werden/ man muß aber kleine Fenſterlein daran offen laſſen. Jn den hoͤchſten und mitlern Theil dieſes Gewoͤlbes iſt ein gevierdtes Loch/ deſſen Laͤnge und Breite einer Spannen weit iſt/ durch welches die Waͤrme in die hoͤchſte Kammer oder Gewoͤlb gehet/ welches Gewoͤlb am hintern Theil ein Mundloch hat; damit man in einen laͤnglichten irdenen Gefaͤß hin- ein ſetzen koͤnne die verfertigte Glas-Arbeit/ welche allgemach ſoll ab- gekuͤhlet werden: es iſt aber an dieſem Ort der Werckſtat-Boden et- was hoͤhers/ oder es iſt eine Banck dahin gemacht/ damit die Glasma- cher hinauffſteigen/ und die Arbeit hineinſetzen koͤnnen. Die 3. Figur. A. Des Glasofens anderes und unterſtes Gewoͤlb. B. Das mittlere Gewoͤlb. C. Das oberſte Gewoͤlb. D. Das Mundloch des oberſten Gewoͤlbs. E. Das runte Loch. F. Das gevierdte Loch. Diejenigen aber/ welche den erſten oder Schmeltzofen nicht haben/ die werffen des Abends/ wann ſie ihr Tagwerck vollbracht/ die Materia in die Toͤpffe/ welche die Nacht uͤber ſchmeltzet/ und zu Glas wird: Es muͤſſen aber 2. Jungen/ des Tags und die Nacht uͤber/ wechſelsweis das Feuer ſchieren und erhalten/ mit duͤrrem Holtz/ welches ſie auff den Herd werffen. Diejenigen Glasmacher aber/ ſo nur einen Ofen haben/ die ge- brauchen den andern/ welcher 3. Gewoͤlber hat; denn es werffen dieſe/ wie die andere/ die Materie des Abẽds in die Toͤpffe/ des Morgens aber/ wañ ſie die Unreinigkeit und Gallen davon abgeſondert/ verarbeiten ſie das Glas/

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/378>, abgerufen am 18.05.2024.