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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von den Glasmacher-Oeffen etc.
stall/ wird den Steinen gegeben/ welche/ ob sie schon nicht so hart als die
Crystall/ so sind sie doch auff gleiche Art weis und durchsichtig: Die drit-
te Reyhen wird den weissen Steinen zugeeignet/ wiewohl sie nicht
durchsichtig sind.

Es müssen aber alle diese erzehlte Steinsorten zuvorhero gebrennet
oder gecalciniret werden/ alsdann muß man sie mit Stämpeln zerstos-
sen und zermalmen/ damit ein Kies daraus werde; nach diesem wird sol-
ches durch ein Sieb geschlagen; Jm Fall aber die Glasmacher derglei-
chen subtilen Sand an den Wasser-Ufern finden/ so sind sie der Arbeit/
solchen zu brennen und zu sieben/ entübriget.

Belangend aber die geronnene Bergsäffte/ so erlanget den Vor-
zug unter allen das Nitrum oder der Salpeter: diesem folget das weisse
und durch sichtige Bergsaltz; die dritte Stelle nach diesem hat dasjenige
Saltz/ welches aus der Aschen-Laugen des Anthyllen- oder eines andern
Saltzkrautes/ bereitet wird; doch sind einige/ welche jenes Saltz besser
als dieses achten.

Es werden aber in der Vermischung des Kieß oder Sandes/ aus
den Schmeltz- oder fliessenden Steinen bereitet/ 2. Theil mit dem Sal-
peter oder Bergsaltz/ oder Sal-Alkali, mit einander vermischet/ und
wird zu diesen ein kleines Stücklein von dem Magnetstein gethan/ in-
dem man so wohl vor Alters/ als auch bey unsern Zeiten gewiß darfür
hält/ daß dieser Magnetstein den Liqvor des Glases (gleichwie das Ey-
sen) an sich ziehe/ auch das angezogene Glas von seiner grünen und gel-
ben Unart reinige und weis mache; es wird aber nachgehends dieser
hineingeworffene Magnetstein von dem Feuer verzehret.

Diejenige aber/ welche von ersterwehnten Bergsäfften keine ha-
ben/ die nehmen 2. Theil von der Eichen-Buchen- oder Fichten-Asche/
und vermischen solche mit dem Sand oder Kieß; auch thun sie annoch zu
diesem etwas wenig des gemeinen oder Meersaltzes/ wie auch etwas we-
niges von dem Magnetstein; allein es wird aus diesem kein so schönes
und durch sichtiges Glas/ gleich wie aus dem andern/ bereitet.

Es wird aber die besagte Holtzasche aus den alten Bäumen berei-
tet/ indem man deren Stöcke/ wann sie 6. Schuhe hoch/ aushohlet/ Feuer
darein leget/ und also den gantzen Baum verbrennet: solches aber muß
im Winter/ wann ein langwieriger Schnee lieget/ geschehen/ oder im
heutern Sommertägen/ wann es nicht regnet; denn zu andern Zeiten
verursachen die Platzregen/ daß sich die Asche mit der Erden vermischet/

und
S s iij

Von den Glasmacher-Oeffen ꝛc.
ſtall/ wird den Steinen gegeben/ welche/ ob ſie ſchon nicht ſo hart als die
Cryſtall/ ſo ſind ſie doch auff gleiche Art weis und durchſichtig: Die drit-
te Reyhen wird den weiſſen Steinen zugeeignet/ wiewohl ſie nicht
durchſichtig ſind.

Es muͤſſen aber alle dieſe erzehlte Steinſorten zuvorhero gebrennet
oder gecalciniret werden/ alsdann muß man ſie mit Staͤmpeln zerſtoſ-
ſen und zermalmen/ damit ein Kies daraus werde; nach dieſem wird ſol-
ches durch ein Sieb geſchlagen; Jm Fall aber die Glasmacher derglei-
chen ſubtilen Sand an den Waſſer-Ufern finden/ ſo ſind ſie der Arbeit/
ſolchen zu brennen und zu ſieben/ entuͤbriget.

Belangend aber die geronnene Bergſaͤffte/ ſo erlanget den Vor-
zug unter allen das Nitrum oder der Salpeter: dieſem folget das weiſſe
und durch ſichtige Bergſaltz; die dritte Stelle nach dieſem hat dasjenige
Saltz/ welches aus der Aſchen-Laugen des Anthyllen- oder eines andern
Saltzkrautes/ bereitet wird; doch ſind einige/ welche jenes Saltz beſſer
als dieſes achten.

Es werden aber in der Vermiſchung des Kieß oder Sandes/ aus
den Schmeltz- oder flieſſenden Steinen bereitet/ 2. Theil mit dem Sal-
peter oder Bergſaltz/ oder Sal-Alkali, mit einander vermiſchet/ und
wird zu dieſen ein kleines Stuͤcklein von dem Magnetſtein gethan/ in-
dem man ſo wohl vor Alters/ als auch bey unſern Zeiten gewiß darfuͤr
haͤlt/ daß dieſer Magnetſtein den Liqvor des Glaſes (gleichwie das Ey-
ſen) an ſich ziehe/ auch das angezogene Glas von ſeiner gruͤnen und gel-
ben Unart reinige und weis mache; es wird aber nachgehends dieſer
hineingeworffene Magnetſtein von dem Feuer verzehret.

Diejenige aber/ welche von erſterwehnten Bergſaͤfften keine ha-
ben/ die nehmen 2. Theil von der Eichen-Buchen- oder Fichten-Aſche/
und vermiſchen ſolche mit dem Sand oder Kieß; auch thun ſie annoch zu
dieſem etwas wenig des gemeinen oder Meerſaltzes/ wie auch etwas we-
niges von dem Magnetſtein; allein es wird aus dieſem kein ſo ſchoͤnes
und durch ſichtiges Glas/ gleich wie aus dem andern/ bereitet.

Es wird aber die beſagte Holtzaſche aus den alten Baͤumen berei-
tet/ indem man deren Stoͤcke/ wann ſie 6. Schuhe hoch/ aushohlet/ Feuer
darein leget/ und alſo den gantzen Baum verbrennet: ſolches aber muß
im Winter/ wann ein langwieriger Schnee lieget/ geſchehen/ oder im
heutern Sommertaͤgen/ wann es nicht regnet; denn zu andern Zeiten
verurſachen die Platzregen/ daß ſich die Aſche mit der Erden vermiſchet/

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[327/0371] Von den Glasmacher-Oeffen ꝛc. ſtall/ wird den Steinen gegeben/ welche/ ob ſie ſchon nicht ſo hart als die Cryſtall/ ſo ſind ſie doch auff gleiche Art weis und durchſichtig: Die drit- te Reyhen wird den weiſſen Steinen zugeeignet/ wiewohl ſie nicht durchſichtig ſind. Es muͤſſen aber alle dieſe erzehlte Steinſorten zuvorhero gebrennet oder gecalciniret werden/ alsdann muß man ſie mit Staͤmpeln zerſtoſ- ſen und zermalmen/ damit ein Kies daraus werde; nach dieſem wird ſol- ches durch ein Sieb geſchlagen; Jm Fall aber die Glasmacher derglei- chen ſubtilen Sand an den Waſſer-Ufern finden/ ſo ſind ſie der Arbeit/ ſolchen zu brennen und zu ſieben/ entuͤbriget. Belangend aber die geronnene Bergſaͤffte/ ſo erlanget den Vor- zug unter allen das Nitrum oder der Salpeter: dieſem folget das weiſſe und durch ſichtige Bergſaltz; die dritte Stelle nach dieſem hat dasjenige Saltz/ welches aus der Aſchen-Laugen des Anthyllen- oder eines andern Saltzkrautes/ bereitet wird; doch ſind einige/ welche jenes Saltz beſſer als dieſes achten. Es werden aber in der Vermiſchung des Kieß oder Sandes/ aus den Schmeltz- oder flieſſenden Steinen bereitet/ 2. Theil mit dem Sal- peter oder Bergſaltz/ oder Sal-Alkali, mit einander vermiſchet/ und wird zu dieſen ein kleines Stuͤcklein von dem Magnetſtein gethan/ in- dem man ſo wohl vor Alters/ als auch bey unſern Zeiten gewiß darfuͤr haͤlt/ daß dieſer Magnetſtein den Liqvor des Glaſes (gleichwie das Ey- ſen) an ſich ziehe/ auch das angezogene Glas von ſeiner gruͤnen und gel- ben Unart reinige und weis mache; es wird aber nachgehends dieſer hineingeworffene Magnetſtein von dem Feuer verzehret. Diejenige aber/ welche von erſterwehnten Bergſaͤfften keine ha- ben/ die nehmen 2. Theil von der Eichen-Buchen- oder Fichten-Aſche/ und vermiſchen ſolche mit dem Sand oder Kieß; auch thun ſie annoch zu dieſem etwas wenig des gemeinen oder Meerſaltzes/ wie auch etwas we- niges von dem Magnetſtein; allein es wird aus dieſem kein ſo ſchoͤnes und durch ſichtiges Glas/ gleich wie aus dem andern/ bereitet. Es wird aber die beſagte Holtzaſche aus den alten Baͤumen berei- tet/ indem man deren Stoͤcke/ wann ſie 6. Schuhe hoch/ aushohlet/ Feuer darein leget/ und alſo den gantzen Baum verbrennet: ſolches aber muß im Winter/ wann ein langwieriger Schnee lieget/ geſchehen/ oder im heutern Sommertaͤgen/ wann es nicht regnet; denn zu andern Zeiten verurſachen die Platzregen/ daß ſich die Aſche mit der Erden vermiſchet/ und S ſ iij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/371>, abgerufen am 22.11.2024.