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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von der Glasmacher-Kunst.
darauff Eysen geschlieffen wird/ kommet; solchen Schlieffsand aber kan
man haben bey denenjenigen/ welche Scheer und dergleichen Sachen
schleissen. Auch solte gedachter Schlieffsand/ ohne Zweiffel/ dem Glas-
Metall/ welches in dem Topff oder Ofen gefärbet werden soll/ gar wohl
dienen/ wann nur die Glasmacher den Nutzen solches Sandes wüsten/
oder ihn einmahl des Gebrauchs würdigen wolten.

Zum andern so machet die Magnesie das rohe Glas oder Metall
sehr auffschwellend/ nicht anders als der Stahl/ wie auch desselben Cro-
cus,
oder eine andere dergleichen Eysen-Operation oder Composition,
welches dieses Metall mit dem Kupffer und Bley gemein hat.

An diesem/ unsers Authoris Orth/ ist in acht zu nehmen/ daß er
begehret/ man soll von gedachten Materien nichts auff einmahl/ sondern
solches auff unterschiedlich mahl oder nach und nach in den Topff werf-
fen: und zwar so/ daß allezeit ein Theil des Topffs leer verbleibe/ damit
das Metall nicht allzuseh[r] auffstrudlend/ in das Feuer und Asche sich
verlauffe/ und also Zeit und Unkosten zugleich verlohren gehen/ welches
gemeiniglich mit einander zu geschehen pfleget.

Allhier rühmet unser Autor die Piemontische Magnesie/ als wel-
che die beste unter allen seyn solle; und das ist die Ursach/ daß/ so offt als
er etwas von der Magnesie schreibet/ er zugleich auch des Orts geden-
cket/ da solche herkommen.

Hierzu kan auch verglichen und beygebracht werden diejenige Ma-
gnesie/ welche vor Jahren durch den Fleis unser Engelländischen Berg-
leuthe/ in unsern Lande/ bey den Mendippischen Hügeln/ an einen (we-
gen des Bley-Ertzes) sehr berühmten Ort/ in der Grafschafft Som-
merset/ ist erfunden/ und an den Tag gebracht worden: und weiln solche
sehr gut/ als wird sie von denen Moranen sehr nützlich gebrauchet. Von
dieser Magnesie bezeugen die Bergleuthe ausdrücklich/ daß an selbigen
Ort/ allda solche Magnesie gefunden wird/ eine Bleyminera/ insge-
mein in Englischer Sprach Potern genannt/ anzutreffen sey; solche
Bleymineram gebrauchen die Töpffer/ damit sie ihre Gefäß schwartz/
gleichwie mit der Zaffera blau machen: Sie halten diejenige für die beste/
welche schwartz ist/ keine gläntzende Füncklein hat; und so es zu Pulver
gemachet wird/ dem Bley eine schwartze Farb mittheilet. Sie ist hart
anzufühlen/ und schwer am Gewicht/ und je völler es an der Farb ist/ je
mehr farbet es das Glasmetall; sie kan mit der Fritta zu gleicher Zeit in
den Topff getragen werden.

Das

Von der Glasmacher-Kunſt.
darauff Eyſen geſchlieffen wird/ kommet; ſolchen Schlieffſand aber kan
man haben bey denenjenigen/ welche Scheer und dergleichen Sachen
ſchleiſſen. Auch ſolte gedachter Schlieffſand/ ohne Zweiffel/ dem Glas-
Metall/ welches in dem Topff oder Ofen gefaͤrbet werden ſoll/ gar wohl
dienen/ wann nur die Glasmacher den Nutzen ſolches Sandes wuͤſten/
oder ihn einmahl des Gebrauchs wuͤrdigen wolten.

Zum andern ſo machet die Magneſie das rohe Glas oder Metall
ſehr auffſchwellend/ nicht anders als der Stahl/ wie auch deſſelben Cro-
cus,
oder eine andere dergleichen Eyſen-Operation oder Compoſition,
welches dieſes Metall mit dem Kupffer und Bley gemein hat.

An dieſem/ unſers Authoris Orth/ iſt in acht zu nehmen/ daß er
begehret/ man ſoll von gedachten Materien nichts auff einmahl/ ſondern
ſolches auff unterſchiedlich mahl oder nach und nach in den Topff werf-
fen: und zwar ſo/ daß allezeit ein Theil des Topffs leer verbleibe/ damit
das Metall nicht allzuſeh[r] auffſtrudlend/ in das Feuer und Aſche ſich
verlauffe/ und alſo Zeit und Unkoſten zugleich verlohren gehen/ welches
gemeiniglich mit einander zu geſchehen pfleget.

Allhier ruͤhmet unſer Autor die Piemontiſche Magneſie/ als wel-
che die beſte unter allen ſeyn ſolle; und das iſt die Urſach/ daß/ ſo offt als
er etwas von der Magneſie ſchreibet/ er zugleich auch des Orts geden-
cket/ da ſolche herkommen.

Hierzu kan auch verglichen und beygebracht werden diejenige Ma-
gneſie/ welche vor Jahren durch den Fleis unſer Engellaͤndiſchen Berg-
leuthe/ in unſern Lande/ bey den Mendippiſchen Huͤgeln/ an einen (we-
gen des Bley-Ertzes) ſehr beruͤhmten Ort/ in der Grafſchafft Som-
merſet/ iſt erfunden/ und an den Tag gebracht worden: und weiln ſolche
ſehr gut/ als wird ſie von denen Moranen ſehr nuͤtzlich gebrauchet. Von
dieſer Magneſie bezeugen die Bergleuthe ausdruͤcklich/ daß an ſelbigen
Ort/ allda ſolche Magneſie gefunden wird/ eine Bleyminera/ insge-
mein in Engliſcher Sprach Potern genannt/ anzutreffen ſey; ſolche
Bleymineram gebrauchen die Toͤpffer/ damit ſie ihre Gefaͤß ſchwartz/
gleichwie mit der Zaffera blau machen: Sie halten diejenige fuͤr die beſte/
welche ſchwartz iſt/ keine glaͤntzende Fuͤncklein hat; und ſo es zu Pulver
gemachet wird/ dem Bley eine ſchwartze Farb mittheilet. Sie iſt hart
anzufuͤhlen/ und ſchwer am Gewicht/ und je voͤller es an der Farb iſt/ je
mehr farbet es das Glasmetall; ſie kan mit der Fritta zu gleicher Zeit in
den Topff getragen werden.

Das
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[273/0317] Von der Glasmacher-Kunſt. darauff Eyſen geſchlieffen wird/ kommet; ſolchen Schlieffſand aber kan man haben bey denenjenigen/ welche Scheer und dergleichen Sachen ſchleiſſen. Auch ſolte gedachter Schlieffſand/ ohne Zweiffel/ dem Glas- Metall/ welches in dem Topff oder Ofen gefaͤrbet werden ſoll/ gar wohl dienen/ wann nur die Glasmacher den Nutzen ſolches Sandes wuͤſten/ oder ihn einmahl des Gebrauchs wuͤrdigen wolten. Zum andern ſo machet die Magneſie das rohe Glas oder Metall ſehr auffſchwellend/ nicht anders als der Stahl/ wie auch deſſelben Cro- cus, oder eine andere dergleichen Eyſen-Operation oder Compoſition, welches dieſes Metall mit dem Kupffer und Bley gemein hat. An dieſem/ unſers Authoris Orth/ iſt in acht zu nehmen/ daß er begehret/ man ſoll von gedachten Materien nichts auff einmahl/ ſondern ſolches auff unterſchiedlich mahl oder nach und nach in den Topff werf- fen: und zwar ſo/ daß allezeit ein Theil des Topffs leer verbleibe/ damit das Metall nicht allzuſehr auffſtrudlend/ in das Feuer und Aſche ſich verlauffe/ und alſo Zeit und Unkoſten zugleich verlohren gehen/ welches gemeiniglich mit einander zu geſchehen pfleget. Allhier ruͤhmet unſer Autor die Piemontiſche Magneſie/ als wel- che die beſte unter allen ſeyn ſolle; und das iſt die Urſach/ daß/ ſo offt als er etwas von der Magneſie ſchreibet/ er zugleich auch des Orts geden- cket/ da ſolche herkommen. Hierzu kan auch verglichen und beygebracht werden diejenige Ma- gneſie/ welche vor Jahren durch den Fleis unſer Engellaͤndiſchen Berg- leuthe/ in unſern Lande/ bey den Mendippiſchen Huͤgeln/ an einen (we- gen des Bley-Ertzes) ſehr beruͤhmten Ort/ in der Grafſchafft Som- merſet/ iſt erfunden/ und an den Tag gebracht worden: und weiln ſolche ſehr gut/ als wird ſie von denen Moranen ſehr nuͤtzlich gebrauchet. Von dieſer Magneſie bezeugen die Bergleuthe ausdruͤcklich/ daß an ſelbigen Ort/ allda ſolche Magneſie gefunden wird/ eine Bleyminera/ insge- mein in Engliſcher Sprach Potern genannt/ anzutreffen ſey; ſolche Bleymineram gebrauchen die Toͤpffer/ damit ſie ihre Gefaͤß ſchwartz/ gleichwie mit der Zaffera blau machen: Sie halten diejenige fuͤr die beſte/ welche ſchwartz iſt/ keine glaͤntzende Fuͤncklein hat; und ſo es zu Pulver gemachet wird/ dem Bley eine ſchwartze Farb mittheilet. Sie iſt hart anzufuͤhlen/ und ſchwer am Gewicht/ und je voͤller es an der Farb iſt/ je mehr farbet es das Glasmetall; ſie kan mit der Fritta zu gleicher Zeit in den Topff getragen werden. Das

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/317>, abgerufen am 24.05.2024.