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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anmerckungen in das erste Buch/

Alle dergleichen Eigenschafften haben warhafftig alle Kieselsteine;
denn so sie gecalciniret/ und zu einen subtilen und unbegreiflichen Pul-
ver bereitet/ und durch ein enges Sieb geschlagen werden/ so geben sie
ein überaus reines und gläntzendes Metall; es hat aber die Hüttenmei-
ster/ von dem Gebrauch dieser Steine/ die überaus grosse Arbeit abge-
schrecket.

Doch wird/ im Fall es an tüchtigen Steinen ermangelt/ der Sand
an statt derselben genommen/ es ist auch solcher/ nach der Meinung un-
sers Autoris, am ersten im Gebrauch gewesen; dieser muß/ eh er zum
Werck gebraucht wird/ weiß/ klar/ und wol gewaschen seyn/ er wird ge-
meiniglich bey den Eingang oder Ufern der Flüsse gefunden.

Das Crystall erfordert einen subtilen und weissen Sand; das ge-
meine Glas aber einen härtern und rohern/ der gegen jenen dene Schla-
cken nicht ungleich ist: es ist in diesem Material ein grosser Unterscheid;
dann einer/ wann er mit Aschen vermischet/ wird bald und leicht/ der an-
der hingegen hart und schwehr zum Glas zerflissen.

Wunder-Dinge sind es/ was Josephus im 9. Capitel des andern
Buchs/ vom Jüdischen Krieg erzehlet; Der Jnnhalt davon ist kürtz-
"lich dieser: Bey Ptolomaide in Galilaea fliesset der Fluß Belus vorbey/
"welcher auff dem Berg Carmel/ zwischen Ptolomaide und Tyrus, ent-
"springet; nahe bey diesem Fluß stehet die Statua des Memnonis, bey die-
"sem ist ein Gegend/ von ungefehr 100. Ellen/ welche sehr wunderwürdig
"ist; es ist dieser Thal gleichsam etwas rund/ und daraus hohlet man zur
"Bereitung des Glases einen Sand.

" Wann nun dieser Sandthal von denen allda versammleten Schis-
"fen sehr erschöpsset worden/ so wird der leere Ort alsobalden von
"Neuen wiederum vollgefüllet; dann die Winde/ wie es glaublich schei-
"net/ tragen solchen Sand/ von denen herumb liegenden Hügeln/ zu-
"sammen etc. Dieses aber duncket mich am wunderbarsten zu seyn; daß
"ein jeder Theil/ des zum Glas gewordenen Sandes/ so er auff die Sei-
"ten des gedachten Sand-Ortes geworffen wird/ wieder in eine Sand
verkehret wird. Jngleichen saget Tacitus im fünfften Buch seiner
"Historien: Der Fluß Belus, lauffet in das Jüdische Meer; der Ein-
"gang dieses Flusses ist mit Sand angehäuffet/(also giebts Lipsius) wel-
"cher Sand/ dieweil er mit Salpeter vermischet/ zu einen Glas berei-
"tet wird; Der Ort dieses Sandes ist zwar ein kleines Ufer/ allein es ist
"daselbst/ da der Sand herkommet/ unerschöpfflich. Eben dergleichen

leh-
C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/

Alle dergleichen Eigenſchafften haben warhafftig alle Kieſelſteine;
denn ſo ſie gecalciniret/ und zu einen ſubtilen und unbegreiflichen Pul-
ver bereitet/ und durch ein enges Sieb geſchlagen werden/ ſo geben ſie
ein uͤberaus reines und glaͤntzendes Metall; es hat aber die Huͤttenmei-
ſter/ von dem Gebrauch dieſer Steine/ die uͤberaus groſſe Arbeit abge-
ſchrecket.

Doch wird/ im Fall es an tuͤchtigen Steinen ermangelt/ der Sand
an ſtatt derſelben genommen/ es iſt auch ſolcher/ nach der Meinung un-
ſers Autoris, am erſten im Gebrauch geweſen; dieſer muß/ eh er zum
Werck gebraucht wird/ weiß/ klar/ und wol gewaſchen ſeyn/ er wird ge-
meiniglich bey den Eingang oder Ufern der Fluͤſſe gefunden.

Das Cryſtall erfordert einen ſubtilen und weiſſen Sand; das ge-
meine Glas aber einen haͤrtern und rohern/ der gegen jenen dene Schla-
cken nicht ungleich iſt: es iſt in dieſem Material ein groſſer Unterſcheid;
dann einer/ wann er mit Aſchen vermiſchet/ wird bald und leicht/ der an-
der hingegen hart und ſchwehr zum Glas zerfliſſen.

Wunder-Dinge ſind es/ was Joſephus im 9. Capitel des andern
Buchs/ vom Juͤdiſchen Krieg erzehlet; Der Jnnhalt davon iſt kuͤrtz-
„lich dieſer: Bey Ptolomaide in Galilæa flieſſet der Fluß Belus vorbey/
„welcher auff dem Berg Carmel/ zwiſchen Ptolomaide und Tyrus, ent-
„ſpringet; nahe bey dieſem Fluß ſtehet die Statua des Memnonis, bey die-
„ſem iſt ein Gegend/ von ungefehr 100. Ellen/ welche ſehr wunderwuͤrdig
„iſt; es iſt dieſer Thal gleichſam etwas rund/ und daraus hohlet man zur
„Bereitung des Glaſes einen Sand.

„ Wann nun dieſer Sandthal von denen allda verſammleten Schiſ-
„fen ſehr erſchoͤpſſet worden/ ſo wird der leere Ort alſobalden von
„Neuen wiederum vollgefuͤllet; dann die Winde/ wie es glaublich ſchei-
„net/ tragen ſolchen Sand/ von denen herumb liegenden Huͤgeln/ zu-
„ſammen ꝛc. Dieſes aber duncket mich am wunderbarſten zu ſeyn; daß
„ein jeder Theil/ des zum Glas gewordenen Sandes/ ſo er auff die Sei-
„ten des gedachten Sand-Ortes geworffen wird/ wieder in eine Sand
verkehret wird. Jngleichen ſaget Tacitus im fuͤnfften Buch ſeiner
„Hiſtorien: Der Fluß Belus, lauffet in das Juͤdiſche Meer; der Ein-
„gang dieſes Fluſſes iſt mit Sand angehaͤuffet/(alſo giebts Lipſius) wel-
„cher Sand/ dieweil er mit Salpeter vermiſchet/ zu einen Glas berei-
„tet wird; Der Ort dieſes Sandes iſt zwar ein kleines Ufer/ allein es iſt
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[252/0296] C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch/ Alle dergleichen Eigenſchafften haben warhafftig alle Kieſelſteine; denn ſo ſie gecalciniret/ und zu einen ſubtilen und unbegreiflichen Pul- ver bereitet/ und durch ein enges Sieb geſchlagen werden/ ſo geben ſie ein uͤberaus reines und glaͤntzendes Metall; es hat aber die Huͤttenmei- ſter/ von dem Gebrauch dieſer Steine/ die uͤberaus groſſe Arbeit abge- ſchrecket. Doch wird/ im Fall es an tuͤchtigen Steinen ermangelt/ der Sand an ſtatt derſelben genommen/ es iſt auch ſolcher/ nach der Meinung un- ſers Autoris, am erſten im Gebrauch geweſen; dieſer muß/ eh er zum Werck gebraucht wird/ weiß/ klar/ und wol gewaſchen ſeyn/ er wird ge- meiniglich bey den Eingang oder Ufern der Fluͤſſe gefunden. Das Cryſtall erfordert einen ſubtilen und weiſſen Sand; das ge- meine Glas aber einen haͤrtern und rohern/ der gegen jenen dene Schla- cken nicht ungleich iſt: es iſt in dieſem Material ein groſſer Unterſcheid; dann einer/ wann er mit Aſchen vermiſchet/ wird bald und leicht/ der an- der hingegen hart und ſchwehr zum Glas zerfliſſen. Wunder-Dinge ſind es/ was Joſephus im 9. Capitel des andern Buchs/ vom Juͤdiſchen Krieg erzehlet; Der Jnnhalt davon iſt kuͤrtz- „lich dieſer: Bey Ptolomaide in Galilæa flieſſet der Fluß Belus vorbey/ „welcher auff dem Berg Carmel/ zwiſchen Ptolomaide und Tyrus, ent- „ſpringet; nahe bey dieſem Fluß ſtehet die Statua des Memnonis, bey die- „ſem iſt ein Gegend/ von ungefehr 100. Ellen/ welche ſehr wunderwuͤrdig „iſt; es iſt dieſer Thal gleichſam etwas rund/ und daraus hohlet man zur „Bereitung des Glaſes einen Sand. „ Wann nun dieſer Sandthal von denen allda verſammleten Schiſ- „fen ſehr erſchoͤpſſet worden/ ſo wird der leere Ort alſobalden von „Neuen wiederum vollgefuͤllet; dann die Winde/ wie es glaublich ſchei- „net/ tragen ſolchen Sand/ von denen herumb liegenden Huͤgeln/ zu- „ſammen ꝛc. Dieſes aber duncket mich am wunderbarſten zu ſeyn; daß „ein jeder Theil/ des zum Glas gewordenen Sandes/ ſo er auff die Sei- „ten des gedachten Sand-Ortes geworffen wird/ wieder in eine Sand verkehret wird. Jngleichen ſaget Tacitus im fuͤnfften Buch ſeiner „Hiſtorien: Der Fluß Belus, lauffet in das Juͤdiſche Meer; der Ein- „gang dieſes Fluſſes iſt mit Sand angehaͤuffet/(alſo giebts Lipſius) wel- „cher Sand/ dieweil er mit Salpeter vermiſchet/ zu einen Glas berei- „tet wird; Der Ort dieſes Sandes iſt zwar ein kleines Ufer/ allein es iſt „daſelbſt/ da der Sand herkommet/ unerſchoͤpfflich. Eben dergleichen leh-

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/296>, abgerufen am 23.05.2024.