Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Glasmacher-Kunst.

Parkinsonius schreibet/ daß sie von unsern Landsleuten das Frog-
gras
oder Crabgras, zu teutsch/ das Frosch-oder Krebs-Gras genennet
werde; vielleicht darumb/ dieweil es dergleichen Thieren zur Nahrung
dienet/ indeme es einen substantialischen Safft hat/ der wegen seiner
temperirten Saltzigkeit dem Maul annehmlich ist.

Caspar Bauhinus erzehlet in seinem Pinace von der gedachten
Pflantze 10erley Sorten/deren Nahmen und Beschreibung/ dieweil sie nicht
hierher gehören/ lassen wir aus; wollen aber von dieser nur dreyerley ge-
dencken/ als aus welchen/ wie Alpinus im 42. Capitel berichtet/ die Ale-
xandrier und die übrigen Egyptier/ ein Pulver zur Bereitung des Gla-
ses und der Seiffen bereiten; die erste Art ist das knodichte Kali: die
zweyte wird von etlichen/ als bey dem Alpino, Anthyllis, von Columna
aber Kali repens Neapolitanum oder das Neapolitanische Kali genannt/
als welcher solche Pflantzen/ zu Neqpolis wachsend/ gefunden hat/ und
beschreibets/ daß sie zum Glasmachen diene: die dritte Art wird eigent-
lich in Egypten gefunden; darumb wird es auch von obgedachten Autore
das Egyptische Kali genennet; es hat sehr lange und zottichte Blätter.

Ausser diesen erwehnten dreyerley Sorten habe ich die 4te gese-
hen/ dergleichen eine ich auch bey mir habe/ sie ist in den Fässern mit dem
Pülverlein überkommen/ und wird von den Botanicis das dornichte Ka-
li
geheissen.

Unter diesen viererley Arten wächset die erste und letztere Sorte/
allhier in Engelland/ häuffig/ nahe bey der Temps/ auch noch an andern
Orten/ die nahe am Wasser oder an der See liegen.

Unsere Glasmacher aber wollen die Aschen aus diesem dornichten
Kali, zu der Bereitung des Crystalls oder andern Glases nicht gebrau-
chen: man hat auch auff der Glashütten aus der Erfahrung befunden/
daß dieses Kraut/ auff ein glüendes Eysen geleget/ fast gantz im Rauch
weg gehe/ und kein oder doch sehr wenig Saltz hinter sich zurück lasse:
Da hingegen das Kali, welches aus Orient kommet/ wann es in der-
gleichen Art auffs glüende Eysen geleget wird/ gehet fast alles in eine
schwärtzlichte und saltzigte Aschen/ als welche demselben eigentlich zu-
kommet.

Dieses Kraut Kali krümmet sich/ so es gebrannt wird/ gleich ei-
nem Wurme zusammen/ erhält die Feuerflamme lang/ und giebt ein
scharffes doch weisses Saltz: das jenige aber/ welches bey uns in Engel-
land wächst/ so es gesammlet wird/ hat einen Geschmack/ dem Meerwas-

ser
H h iij
Von der Glasmacher-Kunſt.

Parkinſonius ſchreibet/ daß ſie von unſern Landsleuten das Frog-
gras
oder Crabgras, zu teutſch/ das Froſch-oder Krebs-Gras genennet
werde; vielleicht darumb/ dieweil es dergleichen Thieren zur Nahrung
dienet/ indeme es einen ſubſtantialiſchen Safft hat/ der wegen ſeiner
temperirten Saltzigkeit dem Maul annehmlich iſt.

Caſpar Bauhinus erzehlet in ſeinem Pinace von der gedachten
Pflantze 10erley Sortẽ/deren Nahmen uñ Beſchreibung/ dieweil ſie nicht
hierher gehoͤren/ laſſen wir aus; wollen aber von dieſer nur dreyerley ge-
dencken/ als aus welchen/ wie Alpinus im 42. Capitel berichtet/ die Ale-
xandrier und die uͤbrigen Egyptier/ ein Pulver zur Bereitung des Gla-
ſes und der Seiffen bereiten; die erſte Art iſt das knodichte Kali: die
zweyte wird von etlichen/ als bey dem Alpino, Anthyllis, von Columna
aber Kali repens Neapolitanum oder das Neapolitaniſche Kali genannt/
als welcher ſolche Pflantzen/ zu Neqpolis wachſend/ gefunden hat/ und
beſchreibets/ daß ſie zum Glasmachen diene: die dritte Art wird eigent-
lich in Egypten gefunden; darumb wird es auch von obgedachten Autore
das Egyptiſche Kali genennet; es hat ſehr lange und zottichte Blaͤtter.

Auſſer dieſen erwehnten dreyerley Sorten habe ich die 4te geſe-
hen/ dergleichen eine ich auch bey mir habe/ ſie iſt in den Faͤſſern mit dem
Puͤlverlein uͤberkommen/ und wird von den Botanicis das dornichte Ka-
li
geheiſſen.

Unter dieſen viererley Arten waͤchſet die erſte und letztere Sorte/
allhier in Engelland/ haͤuffig/ nahe bey der Temps/ auch noch an andern
Orten/ die nahe am Waſſer oder an der See liegen.

Unſere Glasmacher aber wollen die Aſchen aus dieſem dornichten
Kali, zu der Bereitung des Cryſtalls oder andern Glaſes nicht gebrau-
chen: man hat auch auff der Glashuͤtten aus der Erfahrung befunden/
daß dieſes Kraut/ auff ein gluͤendes Eyſen geleget/ faſt gantz im Rauch
weg gehe/ und kein oder doch ſehr wenig Saltz hinter ſich zuruͤck laſſe:
Da hingegen das Kali, welches aus Orient kommet/ wann es in der-
gleichen Art auffs gluͤende Eyſen geleget wird/ gehet faſt alles in eine
ſchwaͤrtzlichte und ſaltzigte Aſchen/ als welche demſelben eigentlich zu-
kommet.

Dieſes Kraut Kali kruͤmmet ſich/ ſo es gebrannt wird/ gleich ei-
nem Wurme zuſammen/ erhaͤlt die Feuerflamme lang/ und giebt ein
ſcharffes doch weiſſes Saltz: das jenige aber/ welches bey uns in Engel-
land waͤchſt/ ſo es geſam̃let wird/ hat einen Geſchmack/ dem Meerwaſ-

ſer
H h iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0291" n="247"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Glasmacher-Kun&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
                <p><hi rendition="#aq">Parkin&#x017F;onius</hi> &#x017F;chreibet/ daß &#x017F;ie von un&#x017F;ern Landsleuten das <hi rendition="#aq">Frog-<lb/>
gras</hi> oder <hi rendition="#aq">Crabgras,</hi> zu teut&#x017F;ch/ das Fro&#x017F;ch-oder Krebs-Gras genennet<lb/>
werde; vielleicht darumb/ dieweil es dergleichen Thieren zur Nahrung<lb/>
dienet/ indeme es einen <hi rendition="#aq">&#x017F;ub&#x017F;tantiali</hi>&#x017F;chen Safft hat/ der wegen &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#aq">temperir</hi>ten Saltzigkeit dem Maul annehmlich i&#x017F;t.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#aq">Ca&#x017F;par Bauhinus</hi> erzehlet in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Pinace</hi> von der gedachten<lb/>
Pflantze 10erley Sorte&#x0303;/deren Nahmen un&#x0303; Be&#x017F;chreibung/ dieweil &#x017F;ie nicht<lb/>
hierher geho&#x0364;ren/ la&#x017F;&#x017F;en wir aus; wollen aber von die&#x017F;er nur dreyerley ge-<lb/>
dencken/ als aus welchen/ wie <hi rendition="#aq">Alpinus</hi> im 42. Capitel berichtet/ die Ale-<lb/>
xandrier und die u&#x0364;brigen Egyptier/ ein Pulver zur Bereitung des Gla-<lb/>
&#x017F;es und der Seiffen bereiten; die er&#x017F;te Art i&#x017F;t das knodichte <hi rendition="#aq">Kali:</hi> die<lb/>
zweyte wird von etlichen/ als bey dem <hi rendition="#aq">Alpino, Anthyllis,</hi> von <hi rendition="#aq">Columna</hi><lb/>
aber <hi rendition="#aq">Kali repens Neapolitanum</hi> oder das Neapolitani&#x017F;che <hi rendition="#aq">Kali</hi> genannt/<lb/>
als welcher &#x017F;olche Pflantzen/ zu Neqpolis wach&#x017F;end/ gefunden hat/ und<lb/>
be&#x017F;chreibets/ daß &#x017F;ie zum Glasmachen diene: die dritte Art wird eigent-<lb/>
lich in Egypten gefunden; darumb wird es auch von obgedachten <hi rendition="#aq">Autore</hi><lb/>
das Egypti&#x017F;che <hi rendition="#aq">Kali</hi> genennet; es hat &#x017F;ehr lange und zottichte Bla&#x0364;tter.</p><lb/>
                <p>Au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;en erwehnten dreyerley Sorten habe ich die 4te ge&#x017F;e-<lb/>
hen/ dergleichen eine ich auch bey mir habe/ &#x017F;ie i&#x017F;t in den Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern mit dem<lb/>
Pu&#x0364;lverlein u&#x0364;berkommen/ und wird von den <hi rendition="#aq">Botanicis</hi> das dornichte <hi rendition="#aq">Ka-<lb/>
li</hi> gehei&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
                <p>Unter die&#x017F;en viererley Arten wa&#x0364;ch&#x017F;et die er&#x017F;te und letztere Sorte/<lb/>
allhier in Engelland/ ha&#x0364;uffig/ nahe bey der Temps/ auch noch an andern<lb/>
Orten/ die nahe am Wa&#x017F;&#x017F;er oder an der See liegen.</p><lb/>
                <p>Un&#x017F;ere Glasmacher aber wollen die A&#x017F;chen aus die&#x017F;em dornichten<lb/><hi rendition="#aq">Kali,</hi> zu der Bereitung des Cry&#x017F;talls oder andern Gla&#x017F;es nicht gebrau-<lb/>
chen: man hat auch auff der Glashu&#x0364;tten aus der Erfahrung befunden/<lb/>
daß die&#x017F;es Kraut/ auff ein glu&#x0364;endes Ey&#x017F;en geleget/ fa&#x017F;t gantz im Rauch<lb/>
weg gehe/ und kein oder doch &#x017F;ehr wenig Saltz hinter &#x017F;ich zuru&#x0364;ck la&#x017F;&#x017F;e:<lb/>
Da hingegen das <hi rendition="#aq">Kali,</hi> welches aus Orient kommet/ wann es in der-<lb/>
gleichen Art auffs glu&#x0364;ende Ey&#x017F;en geleget wird/ gehet fa&#x017F;t alles in eine<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;rtzlichte und &#x017F;altzigte A&#x017F;chen/ als welche dem&#x017F;elben eigentlich zu-<lb/>
kommet.</p><lb/>
                <p>Die&#x017F;es Kraut <hi rendition="#aq">Kali</hi> kru&#x0364;mmet &#x017F;ich/ &#x017F;o es gebrannt wird/ gleich ei-<lb/>
nem Wurme zu&#x017F;ammen/ erha&#x0364;lt die Feuerflamme lang/ und giebt ein<lb/>
&#x017F;charffes doch wei&#x017F;&#x017F;es Saltz: das jenige aber/ welches bey uns in Engel-<lb/>
land wa&#x0364;ch&#x017F;t/ &#x017F;o es ge&#x017F;am&#x0303;let wird/ hat einen Ge&#x017F;chmack/ dem Meerwa&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h iij</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;er</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0291] Von der Glasmacher-Kunſt. Parkinſonius ſchreibet/ daß ſie von unſern Landsleuten das Frog- gras oder Crabgras, zu teutſch/ das Froſch-oder Krebs-Gras genennet werde; vielleicht darumb/ dieweil es dergleichen Thieren zur Nahrung dienet/ indeme es einen ſubſtantialiſchen Safft hat/ der wegen ſeiner temperirten Saltzigkeit dem Maul annehmlich iſt. Caſpar Bauhinus erzehlet in ſeinem Pinace von der gedachten Pflantze 10erley Sortẽ/deren Nahmen uñ Beſchreibung/ dieweil ſie nicht hierher gehoͤren/ laſſen wir aus; wollen aber von dieſer nur dreyerley ge- dencken/ als aus welchen/ wie Alpinus im 42. Capitel berichtet/ die Ale- xandrier und die uͤbrigen Egyptier/ ein Pulver zur Bereitung des Gla- ſes und der Seiffen bereiten; die erſte Art iſt das knodichte Kali: die zweyte wird von etlichen/ als bey dem Alpino, Anthyllis, von Columna aber Kali repens Neapolitanum oder das Neapolitaniſche Kali genannt/ als welcher ſolche Pflantzen/ zu Neqpolis wachſend/ gefunden hat/ und beſchreibets/ daß ſie zum Glasmachen diene: die dritte Art wird eigent- lich in Egypten gefunden; darumb wird es auch von obgedachten Autore das Egyptiſche Kali genennet; es hat ſehr lange und zottichte Blaͤtter. Auſſer dieſen erwehnten dreyerley Sorten habe ich die 4te geſe- hen/ dergleichen eine ich auch bey mir habe/ ſie iſt in den Faͤſſern mit dem Puͤlverlein uͤberkommen/ und wird von den Botanicis das dornichte Ka- li geheiſſen. Unter dieſen viererley Arten waͤchſet die erſte und letztere Sorte/ allhier in Engelland/ haͤuffig/ nahe bey der Temps/ auch noch an andern Orten/ die nahe am Waſſer oder an der See liegen. Unſere Glasmacher aber wollen die Aſchen aus dieſem dornichten Kali, zu der Bereitung des Cryſtalls oder andern Glaſes nicht gebrau- chen: man hat auch auff der Glashuͤtten aus der Erfahrung befunden/ daß dieſes Kraut/ auff ein gluͤendes Eyſen geleget/ faſt gantz im Rauch weg gehe/ und kein oder doch ſehr wenig Saltz hinter ſich zuruͤck laſſe: Da hingegen das Kali, welches aus Orient kommet/ wann es in der- gleichen Art auffs gluͤende Eyſen geleget wird/ gehet faſt alles in eine ſchwaͤrtzlichte und ſaltzigte Aſchen/ als welche demſelben eigentlich zu- kommet. Dieſes Kraut Kali kruͤmmet ſich/ ſo es gebrannt wird/ gleich ei- nem Wurme zuſammen/ erhaͤlt die Feuerflamme lang/ und giebt ein ſcharffes doch weiſſes Saltz: das jenige aber/ welches bey uns in Engel- land waͤchſt/ ſo es geſam̃let wird/ hat einen Geſchmack/ dem Meerwaſ- ſer H h iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/291
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/291>, abgerufen am 23.05.2024.