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Kürnberger, Ferdinand: Der Drache. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [263]–310. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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das Matzchen über den Trumpf. Denn das Vöglein, versteht mich, war nichts anders als ein Drache, und hatte den Kappbauern in Versuchung geführt. Aber der brave Mann überwand's, und sein braver Pastor half ihm dazu.

Und seine brave Familie hungerte brav, setzte der Flurschütz hinzu, indem er das Wort zu äffen schien. Dann zu den Kleinen gewendet, welche auf den Knieen des Dorfpatriarchen laut weinend erwacht waren, sagte er in demselben Tone der Zweideutigkeit: Seid ruhig, Kinder, euer Vater wird euch nicht verhungern lassen, wie der brave Kappbauer in Sayda. Da kenn' ich den Raithmeyer.

Ein Geist der Bestürzung hing über der Stube. Die Art, wie der Flurschütz Dinge und Verhältnisse verknüpfte, fiel schwer auf jedes Herz. Alles sann mit gepreßtem Schweigen der angedeuteten Aehnlichkeit nach. Nur der mit der Zipfelmütze erhob seine Stimme und fragte scharf:

Wie kennst du den Raithmeyer?

Mit einem falschen Lächeln sagte der Flurschütz: Ei nun, als einen braven Vater kenn' ich ihn, als einen Mann, der sich zu helfen weiß.

Diese Worte, mit einer feigen Sicherheit gestellt, klangen unschuldig und bargen das Schuldigste. Die Luft im Zimmer wurde immer drückender. Da unterbrach die allgemeine Grabesstille der alte, schwachsinnige Mann hinterm Ofen, indem er seine zitternden Arme um die Kinder schloß und die Worte sprach: Lieben Lämmlein, betet zu dem himmlischen Vater für euren leiblichen.

Jetzt war es laut ausgesprochen, wie nahe vergangene Geschichten an die Gegenwart geknüpft wurden, wie weit alle Gedanken im Stillen gingen. Hatte der Flurschütz eine solche Wirkung beabsichtigt, so war sein schlimmes Ziel vollständig erreicht. Die Schwüle

das Matzchen über den Trumpf. Denn das Vöglein, versteht mich, war nichts anders als ein Drache, und hatte den Kappbauern in Versuchung geführt. Aber der brave Mann überwand's, und sein braver Pastor half ihm dazu.

Und seine brave Familie hungerte brav, setzte der Flurschütz hinzu, indem er das Wort zu äffen schien. Dann zu den Kleinen gewendet, welche auf den Knieen des Dorfpatriarchen laut weinend erwacht waren, sagte er in demselben Tone der Zweideutigkeit: Seid ruhig, Kinder, euer Vater wird euch nicht verhungern lassen, wie der brave Kappbauer in Sayda. Da kenn' ich den Raithmeyer.

Ein Geist der Bestürzung hing über der Stube. Die Art, wie der Flurschütz Dinge und Verhältnisse verknüpfte, fiel schwer auf jedes Herz. Alles sann mit gepreßtem Schweigen der angedeuteten Aehnlichkeit nach. Nur der mit der Zipfelmütze erhob seine Stimme und fragte scharf:

Wie kennst du den Raithmeyer?

Mit einem falschen Lächeln sagte der Flurschütz: Ei nun, als einen braven Vater kenn' ich ihn, als einen Mann, der sich zu helfen weiß.

Diese Worte, mit einer feigen Sicherheit gestellt, klangen unschuldig und bargen das Schuldigste. Die Luft im Zimmer wurde immer drückender. Da unterbrach die allgemeine Grabesstille der alte, schwachsinnige Mann hinterm Ofen, indem er seine zitternden Arme um die Kinder schloß und die Worte sprach: Lieben Lämmlein, betet zu dem himmlischen Vater für euren leiblichen.

Jetzt war es laut ausgesprochen, wie nahe vergangene Geschichten an die Gegenwart geknüpft wurden, wie weit alle Gedanken im Stillen gingen. Hatte der Flurschütz eine solche Wirkung beabsichtigt, so war sein schlimmes Ziel vollständig erreicht. Die Schwüle

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[0017] das Matzchen über den Trumpf. Denn das Vöglein, versteht mich, war nichts anders als ein Drache, und hatte den Kappbauern in Versuchung geführt. Aber der brave Mann überwand's, und sein braver Pastor half ihm dazu. Und seine brave Familie hungerte brav, setzte der Flurschütz hinzu, indem er das Wort zu äffen schien. Dann zu den Kleinen gewendet, welche auf den Knieen des Dorfpatriarchen laut weinend erwacht waren, sagte er in demselben Tone der Zweideutigkeit: Seid ruhig, Kinder, euer Vater wird euch nicht verhungern lassen, wie der brave Kappbauer in Sayda. Da kenn' ich den Raithmeyer. Ein Geist der Bestürzung hing über der Stube. Die Art, wie der Flurschütz Dinge und Verhältnisse verknüpfte, fiel schwer auf jedes Herz. Alles sann mit gepreßtem Schweigen der angedeuteten Aehnlichkeit nach. Nur der mit der Zipfelmütze erhob seine Stimme und fragte scharf: Wie kennst du den Raithmeyer? Mit einem falschen Lächeln sagte der Flurschütz: Ei nun, als einen braven Vater kenn' ich ihn, als einen Mann, der sich zu helfen weiß. Diese Worte, mit einer feigen Sicherheit gestellt, klangen unschuldig und bargen das Schuldigste. Die Luft im Zimmer wurde immer drückender. Da unterbrach die allgemeine Grabesstille der alte, schwachsinnige Mann hinterm Ofen, indem er seine zitternden Arme um die Kinder schloß und die Worte sprach: Lieben Lämmlein, betet zu dem himmlischen Vater für euren leiblichen. Jetzt war es laut ausgesprochen, wie nahe vergangene Geschichten an die Gegenwart geknüpft wurden, wie weit alle Gedanken im Stillen gingen. Hatte der Flurschütz eine solche Wirkung beabsichtigt, so war sein schlimmes Ziel vollständig erreicht. Die Schwüle

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:57:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kürnberger, Ferdinand: Der Drache. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [263]–310. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_drache_1910/17>, abgerufen am 22.11.2024.