Ist irgend eine Logik darin, daß man unser Land ein freies Land nennt und doch es verkauft -- d. h., es nur der Aristokratie des Geldes öffnet? Ja, der Osten geht der Aristokratie entgegen, oder vielmehr er ist ihr mit Stiel und Stein schon verfallen. Aber im Westen thront noch der reine und unverfälschte Begriff der Demokratie! Das Land ist ein freies Element, wie Luft und Wasser, heißt unser Pro¬ gramm; halten Sie sich an den Westen, mein Herr! Vom Westen geht jene großherzige und echt republikanische Agitation gegen den Congreß aus, daß er den schimpflichen und engherzigen Landverkauf endlich fahren lasse, und das Land verschenke. Vom Westen werden jene Bills eingebracht, welche dem Congreß nach einem systematischen Plan zu Preisermäßigungen des Congreßlandes drängen, und auf die gänzliche Preisaufhebung consequent hinarbeiten. Schon hat unsre free¬ sooler-Politik solche Preisermäßigungen wiederholt durchgesetzt, ob¬ gleich wir mit Schrecken sehen, daß wir nur für den Actienwucher arbeiten, der sich des wohlfeilen Congreßlandes bemächtigt, um es theurer als je wieder zu verkaufen. Wollte Ihnen jener ewige und allmächtige Schuft doch Ohio-Land zu fünf Dollar anschwindeln; der Mann ist wahrlich eben so ehrlich, als jener, der Ihnen den Koffer vom Wagen abschneidet. Hol der Teufel alle Landspeculanten! Wir free-soolers werden nicht ruhen, bis wir nicht Gesetze auch gegen diesen schändlichen und monopolisirenden Landverkauf durchgebracht ha¬ ben; indeß sollte es doch bekannter sein in Europa, daß wir in Ar¬ kansas schon jetzt unser Land verschenken, zum vorleuchtenden Bei¬ spiel der ganzen Union, von der wir fordern, daß sie uns nachfolge. Ja, mein Herr, Arkansas hat durch mich die Ehre, Ihnen achtzig bis einhundertundzwanzig Acre Landes zum Geschenk zu machen; oder um mich anständiger auszudrücken: Arkansas erklärt Ihnen, daß es dem Import Ihrer Hände, Ihrer Intelligenz und Ihres Capitals keine Grenzbarriere in Form eines Kaufschillings entgegensetzt. Wählen Sie nach Belieben den Ort Ihrer Niederlassung. Die Nähe unsrer großen Städte Smithville, Clarkville, Lewisburg, Littlerock dürfte Ihnen besonders annehmlich und vortheilhaft sein; aber ich empfehle Ihnen nichts, ich vermeide jeden Eingriff in Ihr eigenes Urtheil, wir heißen Sie auf jeder Hufe unsers wahrhaft freien Bodens willkommen. Nur übernehmen Sie mit der Besitzurkunde die einzige Verpflichtung, Ihren
Iſt irgend eine Logik darin, daß man unſer Land ein freies Land nennt und doch es verkauft — d. h., es nur der Ariſtokratie des Geldes öffnet? Ja, der Oſten geht der Ariſtokratie entgegen, oder vielmehr er iſt ihr mit Stiel und Stein ſchon verfallen. Aber im Weſten thront noch der reine und unverfälſchte Begriff der Demokratie! Das Land iſt ein freies Element, wie Luft und Waſſer, heißt unſer Pro¬ gramm; halten Sie ſich an den Weſten, mein Herr! Vom Weſten geht jene großherzige und echt republikaniſche Agitation gegen den Congreß aus, daß er den ſchimpflichen und engherzigen Landverkauf endlich fahren laſſe, und das Land verſchenke. Vom Weſten werden jene Bills eingebracht, welche dem Congreß nach einem ſyſtematiſchen Plan zu Preisermäßigungen des Congreßlandes drängen, und auf die gänzliche Preisaufhebung conſequent hinarbeiten. Schon hat unſre free¬ sooler-Politik ſolche Preisermäßigungen wiederholt durchgeſetzt, ob¬ gleich wir mit Schrecken ſehen, daß wir nur für den Actienwucher arbeiten, der ſich des wohlfeilen Congreßlandes bemächtigt, um es theurer als je wieder zu verkaufen. Wollte Ihnen jener ewige und allmächtige Schuft doch Ohio-Land zu fünf Dollar anſchwindeln; der Mann iſt wahrlich eben ſo ehrlich, als jener, der Ihnen den Koffer vom Wagen abſchneidet. Hol der Teufel alle Landſpeculanten! Wir free-soolers werden nicht ruhen, bis wir nicht Geſetze auch gegen dieſen ſchändlichen und monopoliſirenden Landverkauf durchgebracht ha¬ ben; indeß ſollte es doch bekannter ſein in Europa, daß wir in Ar¬ kanſas ſchon jetzt unſer Land verſchenken, zum vorleuchtenden Bei¬ ſpiel der ganzen Union, von der wir fordern, daß ſie uns nachfolge. Ja, mein Herr, Arkanſas hat durch mich die Ehre, Ihnen achtzig bis einhundertundzwanzig Acre Landes zum Geſchenk zu machen; oder um mich anſtändiger auszudrücken: Arkanſas erklärt Ihnen, daß es dem Import Ihrer Hände, Ihrer Intelligenz und Ihres Capitals keine Grenzbarrière in Form eines Kaufſchillings entgegenſetzt. Wählen Sie nach Belieben den Ort Ihrer Niederlaſſung. Die Nähe unſrer großen Städte Smithville, Clarkville, Lewisburg, Littlerock dürfte Ihnen beſonders annehmlich und vortheilhaft ſein; aber ich empfehle Ihnen nichts, ich vermeide jeden Eingriff in Ihr eigenes Urtheil, wir heißen Sie auf jeder Hufe unſers wahrhaft freien Bodens willkommen. Nur übernehmen Sie mit der Beſitzurkunde die einzige Verpflichtung, Ihren
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Iſt irgend eine Logik darin, daß man unſer Land ein freies Land
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Geldes öffnet? Ja, der Oſten geht der Ariſtokratie entgegen, oder
vielmehr er iſt ihr mit Stiel und Stein ſchon verfallen. Aber im Weſten
thront noch der reine und unverfälſchte Begriff der Demokratie! Das
Land iſt ein freies Element, wie Luft und Waſſer, heißt unſer Pro¬
gramm; halten Sie ſich an den Weſten, mein Herr! Vom Weſten
geht jene großherzige und echt republikaniſche Agitation gegen den
Congreß aus, daß er den ſchimpflichen und engherzigen Landverkauf
endlich fahren laſſe, und das Land verſchenke. Vom Weſten werden
jene Bills eingebracht, welche dem Congreß nach einem ſyſtematiſchen
Plan zu Preisermäßigungen des Congreßlandes drängen, und auf die
gänzliche Preisaufhebung conſequent hinarbeiten. Schon hat unſre free¬
sooler-Politik ſolche Preisermäßigungen wiederholt durchgeſetzt, ob¬
gleich wir mit Schrecken ſehen, daß wir nur für den Actienwucher
arbeiten, der ſich des wohlfeilen Congreßlandes bemächtigt, um es
theurer als je wieder zu verkaufen. Wollte Ihnen jener ewige und
allmächtige Schuft doch Ohio-Land zu fünf Dollar anſchwindeln; der
Mann iſt wahrlich eben ſo ehrlich, als jener, der Ihnen den Koffer
vom Wagen abſchneidet. Hol der Teufel alle Landſpeculanten! Wir
free-soolers werden nicht ruhen, bis wir nicht Geſetze auch gegen
dieſen ſchändlichen und monopoliſirenden Landverkauf durchgebracht ha¬
ben; indeß ſollte es doch bekannter ſein in Europa, daß wir in Ar¬
kanſas ſchon jetzt unſer Land verſchenken, zum vorleuchtenden Bei¬
ſpiel der ganzen Union, von der wir fordern, daß ſie uns nachfolge.
Ja, mein Herr, Arkanſas hat durch mich die Ehre, Ihnen achtzig bis
einhundertundzwanzig Acre Landes zum Geſchenk zu machen; oder um
mich anſtändiger auszudrücken: Arkanſas erklärt Ihnen, daß es dem
Import Ihrer Hände, Ihrer Intelligenz und Ihres Capitals keine
Grenzbarrière in Form eines Kaufſchillings entgegenſetzt. Wählen
Sie nach Belieben den Ort Ihrer Niederlaſſung. Die Nähe unſrer
großen Städte Smithville, Clarkville, Lewisburg, Littlerock dürfte Ihnen
beſonders annehmlich und vortheilhaft ſein; aber ich empfehle Ihnen
nichts, ich vermeide jeden Eingriff in Ihr eigenes Urtheil, wir heißen
Sie auf jeder Hufe unſers wahrhaft freien Bodens willkommen. Nur
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/77>, abgerufen am 24.11.2024.
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