hätte. Sie nahm ihren Platz ein und bat Moorfeld mit einer Hand¬ bewegung, das Gleiche zu thun.
Ich bin schwach genug, Ihre Theilnahme anzunehmen, sagte die edle Frau mit einem Ausdruck des müdesten Schmerzes. Aber nicht wahr, die Unglücklichen dürfen mit einander zwangloser umgehen! Und ach, wir sind unglücklich, mein Herr, wir sind es, wie wenige Familien dieser Stadt! Es wird mir von Jahr zu Jahr schwerer, den Trost des Mitleids zu entbehren, den theilnehmende Freunde uns ent¬ gegenbringen. Mr. Bennet mag mir's verzeihen! Wir lassen uns ja willig zertreten, wird es uns doch erlaubt sein, uns zu krümmen!
Moorfeld war wie vom Blitze gerührt. Mr. Bennet -- ? das Wort erstarb ihm auf den Lippen.
Ja, Mr. Bennet! Mr. Bennet! wiederholte die Hausfrau mit Affect. Es wird dem Mann, dessen glorreicher Ehrgeiz es ist, zu den Medicäern seiner Nation zu zählen, es wird ihm in Ihrer Mei¬ nung nicht schaden, wenn Sie ihn in seinem Hause, der Schattenseite so vieler ausgezeichneter Männer, kennen lernen. Ich kann nicht anders! Es ist mir Trost, es ist mir Lebensbedürfniß, den Schmerzens¬ laut meiner Schmerzen hören zu lassen. Ich reiße in diesem Augen¬ blick mit Verzweiflung mein Kind von meinem Herzen, und muß mir Glück wünschen lassen zu meiner Verzweiflung! Ha, ich sollte nicht Ein, nicht Ein Herz den Vertrauten meiner Muttergefühle nennen dürfen? O, mein Herr, der Himmel hat Sie mir in dieser Stunde geschenkt! Helfen Sie mir weinen um das liebenswürdige Kind! Sechszehn unerfahrene, unschuldige Jahre und -- un mariage de desperation! Die Unglückliche! Das Genie des geistreichsten Vaters treibt sie in die Arme eines -- imbecille! Muß ich meine Cöleste opfern für den Beweis, wie alle Gegensätze sich ihren eigenen Fluch erzeugen? Leider, ich muß es!
Ich werde Ihnen nichts Neues zu sagen haben, fuhr Mistreß Bennet ruhiger fort. Sie kennen den Enthusiasmus meines Mannes für die schönen Künste. Er möchte seinem Vaterlande ein Augustus, ein Perikles werden. Ich glaube es aufrichtig, daß er es könnte. Ja, ich glaube an ihn. Hätte er die Kräfte einer Nation zur Ver¬ fügung, er arbeitete mit dem Werkzeug, das er bedarf. Er wäre glücklich und der Kunstadel der ganzen Erde mit ihm. Leider sind
hätte. Sie nahm ihren Platz ein und bat Moorfeld mit einer Hand¬ bewegung, das Gleiche zu thun.
Ich bin ſchwach genug, Ihre Theilnahme anzunehmen, ſagte die edle Frau mit einem Ausdruck des müdeſten Schmerzes. Aber nicht wahr, die Unglücklichen dürfen mit einander zwangloſer umgehen! Und ach, wir ſind unglücklich, mein Herr, wir ſind es, wie wenige Familien dieſer Stadt! Es wird mir von Jahr zu Jahr ſchwerer, den Troſt des Mitleids zu entbehren, den theilnehmende Freunde uns ent¬ gegenbringen. Mr. Bennet mag mir's verzeihen! Wir laſſen uns ja willig zertreten, wird es uns doch erlaubt ſein, uns zu krümmen!
Moorfeld war wie vom Blitze gerührt. Mr. Bennet — ? das Wort erſtarb ihm auf den Lippen.
Ja, Mr. Bennet! Mr. Bennet! wiederholte die Hausfrau mit Affect. Es wird dem Mann, deſſen glorreicher Ehrgeiz es iſt, zu den Medicäern ſeiner Nation zu zählen, es wird ihm in Ihrer Mei¬ nung nicht ſchaden, wenn Sie ihn in ſeinem Hauſe, der Schattenſeite ſo vieler ausgezeichneter Männer, kennen lernen. Ich kann nicht anders! Es iſt mir Troſt, es iſt mir Lebensbedürfniß, den Schmerzens¬ laut meiner Schmerzen hören zu laſſen. Ich reiße in dieſem Augen¬ blick mit Verzweiflung mein Kind von meinem Herzen, und muß mir Glück wünſchen laſſen zu meiner Verzweiflung! Ha, ich ſollte nicht Ein, nicht Ein Herz den Vertrauten meiner Muttergefühle nennen dürfen? O, mein Herr, der Himmel hat Sie mir in dieſer Stunde geſchenkt! Helfen Sie mir weinen um das liebenswürdige Kind! Sechszehn unerfahrene, unſchuldige Jahre und — un mariage de déspération! Die Unglückliche! Das Genie des geiſtreichſten Vaters treibt ſie in die Arme eines — imbecille! Muß ich meine Cöleſte opfern für den Beweis, wie alle Gegenſätze ſich ihren eigenen Fluch erzeugen? Leider, ich muß es!
Ich werde Ihnen nichts Neues zu ſagen haben, fuhr Miſtreß Bennet ruhiger fort. Sie kennen den Enthuſiasmus meines Mannes für die ſchönen Künſte. Er möchte ſeinem Vaterlande ein Auguſtus, ein Perikles werden. Ich glaube es aufrichtig, daß er es könnte. Ja, ich glaube an ihn. Hätte er die Kräfte einer Nation zur Ver¬ fügung, er arbeitete mit dem Werkzeug, das er bedarf. Er wäre glücklich und der Kunſtadel der ganzen Erde mit ihm. Leider ſind
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hätte. Sie nahm ihren Platz ein und bat Moorfeld mit einer Hand¬
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Ich bin ſchwach genug, Ihre Theilnahme anzunehmen, ſagte die
edle Frau mit einem Ausdruck des müdeſten Schmerzes. Aber nicht
wahr, die Unglücklichen dürfen mit einander zwangloſer umgehen!
Und ach, wir ſind unglücklich, mein Herr, wir ſind es, wie wenige
Familien dieſer Stadt! Es wird mir von Jahr zu Jahr ſchwerer, den
Troſt des Mitleids zu entbehren, den theilnehmende Freunde uns ent¬
gegenbringen. Mr. Bennet mag mir's verzeihen! Wir laſſen uns
ja willig zertreten, wird es uns doch erlaubt ſein, uns zu krümmen!
Moorfeld war wie vom Blitze gerührt. Mr. Bennet — ? das
Wort erſtarb ihm auf den Lippen.
Ja, Mr. Bennet! Mr. Bennet! wiederholte die Hausfrau mit
Affect. Es wird dem Mann, deſſen glorreicher Ehrgeiz es iſt, zu
den Medicäern ſeiner Nation zu zählen, es wird ihm in Ihrer Mei¬
nung nicht ſchaden, wenn Sie ihn in ſeinem Hauſe, der Schattenſeite
ſo vieler ausgezeichneter Männer, kennen lernen. Ich kann nicht
anders! Es iſt mir Troſt, es iſt mir Lebensbedürfniß, den Schmerzens¬
laut meiner Schmerzen hören zu laſſen. Ich reiße in dieſem Augen¬
blick mit Verzweiflung mein Kind von meinem Herzen, und muß mir
Glück wünſchen laſſen zu meiner Verzweiflung! Ha, ich ſollte nicht
Ein, nicht Ein Herz den Vertrauten meiner Muttergefühle nennen
dürfen? O, mein Herr, der Himmel hat Sie mir in dieſer Stunde
geſchenkt! Helfen Sie mir weinen um das liebenswürdige Kind!
Sechszehn unerfahrene, unſchuldige Jahre und — un mariage de
déspération! Die Unglückliche! Das Genie des geiſtreichſten Vaters
treibt ſie in die Arme eines — imbecille! Muß ich meine Cöleſte
opfern für den Beweis, wie alle Gegenſätze ſich ihren eigenen Fluch
erzeugen? Leider, ich muß es!
Ich werde Ihnen nichts Neues zu ſagen haben, fuhr Miſtreß
Bennet ruhiger fort. Sie kennen den Enthuſiasmus meines Mannes
für die ſchönen Künſte. Er möchte ſeinem Vaterlande ein Auguſtus,
ein Perikles werden. Ich glaube es aufrichtig, daß er es könnte.
Ja, ich glaube an ihn. Hätte er die Kräfte einer Nation zur Ver¬
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glücklich und der Kunſtadel der ganzen Erde mit ihm. Leider ſind
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/504>, abgerufen am 24.11.2024.
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