einmal nimmt er die Miene an, als erblickte er vom Dachfirst herab einen Kameraden auf der Straße und ruft mit überlauter Stimme herab: Lauf, lauf, Tom, du stimmst doch für Jackson, mein Gold¬ junge? Dann thu mir den Gefallen und nimm deine Beine über Achseln, und lauf was du kannst! Ein Schuft, der nicht für Jackson stimmt! Jackson for ever! fort mit dem Schwein! und so ran¬ dalirt er im Nu die Straße voll Leute zusammen. Ruft mir den schwarzen Hallunken herunter! stürzt der Franzose in sein Bureau, die verdammte Plattnase verführt mir ganz Philadelphia. Und als er seinen Hausmann vor sich hat -- hier ist dein Lohn, ich brauche kei¬ nen Spektakelmacher in meinem Hause, mach' daß du fort kommst. -- Nicht also, Mister, antwortet Scipio ruhig, wenn ich abgedankt sein wollte, so hätt' ich Euch offen Widerstand geleistet. Denkt Ihr denn, ich merkte den ganzen Tag über nicht, wo Ihr hinaus wolltet? Nun aber hat die Geschichte Aufsehen gemacht -- Euer eigenes Dach war meine Kanzel -- das Volk weiß, um was es sich handelt, und wenn ich wegen Jackson von Eurer Schwelle gejagt werde, so zündet es Euch das Haus an, verbrennt Eure Magazine und Schiffe, denn Ihr wißt wohl, daß das Gros der Bevölkerung überall für den alten Hickorry ist. Ich rathe, Mister, Ihr laßt mich im Dienste. Du bist mein Mann, sagte Girard, du bleibst und rückst vor, Leute von solchem Charakter lieb' ich in meinem Geschäfte. Und Scipio lief schnell noch auf's Stadthaus, und gab seinen Wahlzettel ab. Ob nun der Fran¬ zose bloß staatsklug oder aus einer wirklich edlen Regung diesen Ton anschlug, bleibt bei der Doppel-Natur jenes merkwürdigen Mannes ungewiß; gewiß aber ist, daß ein armer Neger diesmal smarter war, als der smarteste Kaufmann der Union.
Unter solchen und ähnlichen Erzählungen waren die Zungen trocken geworden, und als Mr. Bennet die Gläser von Neuem füllte, hatte Mr. Wood den Einfall, einen Toast auf die bevorstehende Saratoga-Badereise auszubringen. Bei dieser Gelegenheit nahm Dr. Channing wieder das Wort. Ein satyrisches Lächeln spielte um seine vollen, üppigen Lip¬ pen, und wie in Mr. Livingstone's Anecdote zuvor Stephan Girard, der großmüthigste Privatmann der Welt, ein Mann, der der Stadt Philadelphia sechszig Millionen Dollars zum Geschenke gemacht, dem Witze und dem patriotischen Gewissen eines armen Negers nachstehen
einmal nimmt er die Miene an, als erblickte er vom Dachfirſt herab einen Kameraden auf der Straße und ruft mit überlauter Stimme herab: Lauf, lauf, Tom, du ſtimmſt doch für Jackſon, mein Gold¬ junge? Dann thu mir den Gefallen und nimm deine Beine über Achſeln, und lauf was du kannſt! Ein Schuft, der nicht für Jackſon ſtimmt! Jackſon for ever! fort mit dem Schwein! und ſo ran¬ dalirt er im Nu die Straße voll Leute zuſammen. Ruft mir den ſchwarzen Hallunken herunter! ſtürzt der Franzoſe in ſein Bureau, die verdammte Plattnaſe verführt mir ganz Philadelphia. Und als er ſeinen Hausmann vor ſich hat — hier iſt dein Lohn, ich brauche kei¬ nen Spektakelmacher in meinem Hauſe, mach' daß du fort kommſt. — Nicht alſo, Miſter, antwortet Scipio ruhig, wenn ich abgedankt ſein wollte, ſo hätt' ich Euch offen Widerſtand geleiſtet. Denkt Ihr denn, ich merkte den ganzen Tag über nicht, wo Ihr hinaus wolltet? Nun aber hat die Geſchichte Aufſehen gemacht — Euer eigenes Dach war meine Kanzel — das Volk weiß, um was es ſich handelt, und wenn ich wegen Jackſon von Eurer Schwelle gejagt werde, ſo zündet es Euch das Haus an, verbrennt Eure Magazine und Schiffe, denn Ihr wißt wohl, daß das Gros der Bevölkerung überall für den alten Hickorry iſt. Ich rathe, Miſter, Ihr laßt mich im Dienſte. Du biſt mein Mann, ſagte Girard, du bleibſt und rückſt vor, Leute von ſolchem Charakter lieb' ich in meinem Geſchäfte. Und Scipio lief ſchnell noch auf's Stadthaus, und gab ſeinen Wahlzettel ab. Ob nun der Fran¬ zoſe bloß ſtaatsklug oder aus einer wirklich edlen Regung dieſen Ton anſchlug, bleibt bei der Doppel-Natur jenes merkwürdigen Mannes ungewiß; gewiß aber iſt, daß ein armer Neger diesmal ſmarter war, als der ſmarteſte Kaufmann der Union.
Unter ſolchen und ähnlichen Erzählungen waren die Zungen trocken geworden, und als Mr. Bennet die Gläſer von Neuem füllte, hatte Mr. Wood den Einfall, einen Toaſt auf die bevorſtehende Saratoga-Badereiſe auszubringen. Bei dieſer Gelegenheit nahm Dr. Channing wieder das Wort. Ein ſatyriſches Lächeln ſpielte um ſeine vollen, üppigen Lip¬ pen, und wie in Mr. Livingſtone's Anecdote zuvor Stephan Girard, der großmüthigſte Privatmann der Welt, ein Mann, der der Stadt Philadelphia ſechszig Millionen Dollars zum Geſchenke gemacht, dem Witze und dem patriotiſchen Gewiſſen eines armen Negers nachſtehen
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junge? Dann thu mir den Gefallen und nimm deine Beine über
Achſeln, und lauf was du kannſt! Ein Schuft, der nicht für Jackſon
ſtimmt! Jackſon for ever! fort mit dem Schwein! und ſo ran¬
dalirt er im Nu die Straße voll Leute zuſammen. Ruft mir den
ſchwarzen Hallunken herunter! ſtürzt der Franzoſe in ſein Bureau, die
verdammte Plattnaſe verführt mir ganz Philadelphia. Und als er
ſeinen Hausmann vor ſich hat — hier iſt dein Lohn, ich brauche kei¬
nen Spektakelmacher in meinem Hauſe, mach' daß du fort kommſt. —
Nicht alſo, Miſter, antwortet Scipio ruhig, wenn ich abgedankt ſein
wollte, ſo hätt' ich Euch offen Widerſtand geleiſtet. Denkt Ihr denn,
ich merkte den ganzen Tag über nicht, wo Ihr hinaus wolltet? Nun
aber hat die Geſchichte Aufſehen gemacht — Euer eigenes Dach war
meine Kanzel — das Volk weiß, um was es ſich handelt, und wenn
ich wegen Jackſon von Eurer Schwelle gejagt werde, ſo zündet es Euch
das Haus an, verbrennt Eure Magazine und Schiffe, denn Ihr wißt
wohl, daß das Gros der Bevölkerung überall für den alten Hickorry
iſt. Ich rathe, Miſter, Ihr laßt mich im Dienſte. Du biſt mein
Mann, ſagte Girard, du bleibſt und rückſt vor, Leute von ſolchem
Charakter lieb' ich in meinem Geſchäfte. Und Scipio lief ſchnell noch
auf's Stadthaus, und gab ſeinen Wahlzettel ab. Ob nun der Fran¬
zoſe bloß ſtaatsklug oder aus einer wirklich edlen Regung dieſen Ton
anſchlug, bleibt bei der Doppel-Natur jenes merkwürdigen Mannes
ungewiß; gewiß aber iſt, daß ein armer Neger diesmal ſmarter war,
als der ſmarteſte Kaufmann der Union.
Unter ſolchen und ähnlichen Erzählungen waren die Zungen trocken
geworden, und als Mr. Bennet die Gläſer von Neuem füllte, hatte Mr.
Wood den Einfall, einen Toaſt auf die bevorſtehende Saratoga-Badereiſe
auszubringen. Bei dieſer Gelegenheit nahm Dr. Channing wieder das
Wort. Ein ſatyriſches Lächeln ſpielte um ſeine vollen, üppigen Lip¬
pen, und wie in Mr. Livingſtone's Anecdote zuvor Stephan Girard,
der großmüthigſte Privatmann der Welt, ein Mann, der der Stadt
Philadelphia ſechszig Millionen Dollars zum Geſchenke gemacht, dem
Witze und dem patriotiſchen Gewiſſen eines armen Negers nachſtehen
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/242>, abgerufen am 25.11.2024.
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