führten. Mr. Bennet's Vestibül dagegen war einfach und nichts als dieses. Das Tageslicht transparirte durch milchweiße mattgeschliffene Spiegelscheiben, die Marmorwände waren glatt und flach, durch Nischen, Canellirungen, Pilastern und Büsten nicht unterbrochen; das Vorhaus wußte was es zu sein hatte, ein Vorhaus. Nur eine Zierde besaß es, aber eine klassische; in der Mitte stand auf römischem Sockel -- ein Appolino. Selig blickte die Schönheit des nackten Gottes dem Eintretenden entgegen, Prüderie hatte den Anblick in keinem seiner Theile beleidigt. Moorfeld faßte den höchsten Begriff von dem Hausherrn.
Der dienstthuende Neger meldete die Gäste und öffnete die Flügel¬ thüren des Parlours. Mit höherem Herzschlage trat Moorfeld über diese Schwelle. Es war das erstemal in Newyork, daß ihm die mensch¬ liche Fähigkeit der Pietät wieder in Uebung gebracht wurde.
Das Gemach, in welchem er jetzt stand, war ein Füllhorn von Reichthum und Kunst. Der Fuß versank in den Blumen und Blättern eines kostbaren Brüsseler Teppichs. Das Auge taumelte an den Wänden von Goldrahmen zu Goldrahmen durch einen Himmel ita¬ lienischer Schönheitswunder. In Ottomanen, Fauteuils, Bergeren und Tabourets strahlten die Meisterwerke französischer Ebenisten und Ta¬ pezierer umher, von der Decke hingen zwei schwere, goldene Kronleuchter. Ein prächtiger Goldspiegel über dem Kamin und auf dem Gesimse des letztern eine Copie der Dannecker'schen Ariadne in Alabaster schmückten den wirthlichen Mittelpunkt des Salons. Das Tageslicht fiel durch gelbseidene Gardinen ein, welche in reichen Falten, von lanzenförmigen Haltern getragen, an den Boden herabflossen. Vor den Fenstern blühte in einer Art Glashaus ein kleines Schiras von seltenen Pflanzen und Blumen, dazwischen hingen vergoldete Käfige mit Kanarienvögeln, ein noch seltenerer Luxus dieses Vogelsang-losen Landes. Im Wandpfeiler zwischen den zwei mittlern Fenstern stand die Statue einer Diana unter einem Laubwerk von Epheu. Die beiden obersten Erker des Gemaches nahmen zwei Scagliola-Tische ein, bedeckt mit Nippes und Büchern in Pracht-Einbänden. Der Farben-Grundton des ganzen Gemaches klang unter dem Reichthum dieser Ausstattung eben nicht übermächtig durch, die Tapeten schienen broncefarbige Seide mit Golddruck.
Dies war das rasche Totalbild des Saales, welchen Moorfeld im
führten. Mr. Bennet's Veſtibül dagegen war einfach und nichts als dieſes. Das Tageslicht transparirte durch milchweiße mattgeſchliffene Spiegelſcheiben, die Marmorwände waren glatt und flach, durch Niſchen, Canellirungen, Pilaſtern und Büſten nicht unterbrochen; das Vorhaus wußte was es zu ſein hatte, ein Vorhaus. Nur eine Zierde beſaß es, aber eine klaſſiſche; in der Mitte ſtand auf römiſchem Sockel — ein Appolino. Selig blickte die Schönheit des nackten Gottes dem Eintretenden entgegen, Prüderie hatte den Anblick in keinem ſeiner Theile beleidigt. Moorfeld faßte den höchſten Begriff von dem Hausherrn.
Der dienſtthuende Neger meldete die Gäſte und öffnete die Flügel¬ thüren des Parlours. Mit höherem Herzſchlage trat Moorfeld über dieſe Schwelle. Es war das erſtemal in Newyork, daß ihm die menſch¬ liche Fähigkeit der Pietät wieder in Uebung gebracht wurde.
Das Gemach, in welchem er jetzt ſtand, war ein Füllhorn von Reichthum und Kunſt. Der Fuß verſank in den Blumen und Blättern eines koſtbaren Brüſſeler Teppichs. Das Auge taumelte an den Wänden von Goldrahmen zu Goldrahmen durch einen Himmel ita¬ lieniſcher Schönheitswunder. In Ottomanen, Fauteuils, Bergéren und Tabourets ſtrahlten die Meiſterwerke franzöſiſcher Ebeniſten und Ta¬ pezierer umher, von der Decke hingen zwei ſchwere, goldene Kronleuchter. Ein prächtiger Goldſpiegel über dem Kamin und auf dem Geſimſe des letztern eine Copie der Dannecker'ſchen Ariadne in Alabaſter ſchmückten den wirthlichen Mittelpunkt des Salons. Das Tageslicht fiel durch gelbſeidene Gardinen ein, welche in reichen Falten, von lanzenförmigen Haltern getragen, an den Boden herabfloſſen. Vor den Fenſtern blühte in einer Art Glashaus ein kleines Schiras von ſeltenen Pflanzen und Blumen, dazwiſchen hingen vergoldete Käfige mit Kanarienvögeln, ein noch ſeltenerer Luxus dieſes Vogelſang-loſen Landes. Im Wandpfeiler zwiſchen den zwei mittlern Fenſtern ſtand die Statue einer Diana unter einem Laubwerk von Epheu. Die beiden oberſten Erker des Gemaches nahmen zwei Scagliola-Tiſche ein, bedeckt mit Nippes und Büchern in Pracht-Einbänden. Der Farben-Grundton des ganzen Gemaches klang unter dem Reichthum dieſer Ausſtattung eben nicht übermächtig durch, die Tapeten ſchienen broncefarbige Seide mit Golddruck.
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dieſes. Das Tageslicht transparirte durch milchweiße mattgeſchliffene
Spiegelſcheiben, die Marmorwände waren glatt und flach, durch Niſchen,
Canellirungen, Pilaſtern und Büſten nicht unterbrochen; das Vorhaus
wußte was es zu ſein hatte, ein Vorhaus. Nur eine Zierde beſaß
es, aber eine klaſſiſche; in der Mitte ſtand auf römiſchem Sockel —
ein Appolino. Selig blickte die Schönheit des nackten Gottes dem
Eintretenden entgegen, Prüderie hatte den Anblick in keinem ſeiner
Theile beleidigt. Moorfeld faßte den höchſten Begriff von dem
Hausherrn.
Der dienſtthuende Neger meldete die Gäſte und öffnete die Flügel¬
thüren des Parlours. Mit höherem Herzſchlage trat Moorfeld über
dieſe Schwelle. Es war das erſtemal in Newyork, daß ihm die menſch¬
liche Fähigkeit der Pietät wieder in Uebung gebracht wurde.
Das Gemach, in welchem er jetzt ſtand, war ein Füllhorn von
Reichthum und Kunſt. Der Fuß verſank in den Blumen und Blättern
eines koſtbaren Brüſſeler Teppichs. Das Auge taumelte an den
Wänden von Goldrahmen zu Goldrahmen durch einen Himmel ita¬
lieniſcher Schönheitswunder. In Ottomanen, Fauteuils, Bergéren und
Tabourets ſtrahlten die Meiſterwerke franzöſiſcher Ebeniſten und Ta¬
pezierer umher, von der Decke hingen zwei ſchwere, goldene Kronleuchter.
Ein prächtiger Goldſpiegel über dem Kamin und auf dem Geſimſe
des letztern eine Copie der Dannecker'ſchen Ariadne in Alabaſter ſchmückten
den wirthlichen Mittelpunkt des Salons. Das Tageslicht fiel durch
gelbſeidene Gardinen ein, welche in reichen Falten, von lanzenförmigen
Haltern getragen, an den Boden herabfloſſen. Vor den Fenſtern blühte
in einer Art Glashaus ein kleines Schiras von ſeltenen Pflanzen und
Blumen, dazwiſchen hingen vergoldete Käfige mit Kanarienvögeln, ein
noch ſeltenerer Luxus dieſes Vogelſang-loſen Landes. Im Wandpfeiler
zwiſchen den zwei mittlern Fenſtern ſtand die Statue einer Diana unter
einem Laubwerk von Epheu. Die beiden oberſten Erker des Gemaches
nahmen zwei Scagliola-Tiſche ein, bedeckt mit Nippes und Büchern in
Pracht-Einbänden. Der Farben-Grundton des ganzen Gemaches klang
unter dem Reichthum dieſer Ausſtattung eben nicht übermächtig durch,
die Tapeten ſchienen broncefarbige Seide mit Golddruck.
Dies war das raſche Totalbild des Saales, welchen Moorfeld im
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/201>, abgerufen am 22.11.2024.
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