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Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987.

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ich in dieser Beziehung ab, was auch nichts schadet, solange ioh N002
noch Artikel schreiben und Vorträge halten kann. Freue mich jeden- N003
falls auf meine Forschungsreise mit Erika nach Paris.

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Ursula schrieb un$ einen ganz reizenden Brief betreffend N002
Eenate und die Urenkel.

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31.7.1985

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Hatte ein wunderschönes Erlebnis. Nachdem die "Berliner Zei- N002
tung" eine von ihr angeforderte Besprechung der "Hauser-Chronik" N003
drei Wochen lang nicht gebracht hatte, ging ich zu einer stell- N004
vertretenden Chefredakteurin und sagte, man müsse sie schon aus N005
humanitären' Grühden bringen, um Wilhelm Hauser, der mit allen N006
möglichen Brüchen nach einem Treppenfall im Krankenhaus liegt, N007
und von dem wir alle hoffen, daß er am 10.8. noch lebend^ 100 Jahre N008
alt wird, eine aufmunternde Freude zu machen. Sie brachten dann N009
auch letzte Woche die Besprechung. Zwei Tage später rief Harald N010
Hauser an und erzählte Marguerite, wie niedergeschlagen, schwach N011
und müde er den Vater gefunden hätte, wie er ihm dann die Bespre- N012
chung vorgelesen und wie völlig verwandelt, frisch und munter der N013
Vater danach gewesen wäre. M. hatte gefunden, daß die Besprechung N014
nicht zu meinen besten gehörte,und sicherlich hatte sie recht.

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Aber nach dem Anruf von Harald meinten wir beide, sie hätte keine N002
bessere Wirkung haben können, als sie gehabt hatte.

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Hatte Mittagessen mit Günter Kröber. Wir beide waren uns N002
einig, wieviel besser man in der BPI) gegen die Mittelmäßigkeit N003
des allgemeinen akademischen Wissenschaftsniveaus zu kämpfen sucht N004
als bei uns - nämlich durch offene, öffentliche scharfe Kritik.

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Als ioh meinte, es gibt im Westen genau wie bei uns eine N002
Ausnahme" die dem Militär dienende Wissenschaft, stimmte er mir

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ich in dieser Beziehung ab, was auch nichts schadet, solange ioh N002
noch Artikel schreiben und Vorträge halten kann. Freue mich jeden- N003
falls auf meine Forschungsreise mit Erika nach Paris.

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Ursula schrieb un$ einen ganz reizenden Brief betreffend N002
Eenate und die Urenkel.

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31.7.1985

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Hatte ein wunderschönes Erlebnis. Nachdem die ”Berliner Zei- N002
tung” eine von ihr angeforderte Besprechung der ”Hauser-Chronik” N003
drei Wochen lang nicht gebracht hatte, ging ich zu einer stell- N004
vertretenden Chefredakteurin und sagte, man müsse sie schon aus N005
humanitären' Grühden bringen, um Wilhelm Hauser, der mit allen N006
möglichen Brüchen nach einem Treppenfall im Krankenhaus liegt, N007
und von dem wir alle hoffen, daß er am 10.8. noch lebend^ 100 Jahre N008
alt wird, eine aufmunternde Freude zu machen. Sie brachten dann N009
auch letzte Woche die Besprechung. Zwei Tage später rief Harald N010
Hauser an und erzählte Marguerite, wie niedergeschlagen, schwach N011
und müde er den Vater gefunden hätte, wie er ihm dann die Bespre- N012
chung vorgelesen und wie völlig verwandelt, frisch und munter der N013
Vater danach gewesen wäre. M. hatte gefunden, daß die Besprechung N014
nicht zu meinen besten gehörte,und sicherlich hatte sie recht.

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Aber nach dem Anruf von Harald meinten wir beide, sie hätte keine N002
bessere Wirkung haben können, als sie gehabt hatte.

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Hatte Mittagessen mit Günter Kröber. Wir beide waren uns N002
einig, wieviel besser man in der BPI) gegen die Mittelmäßigkeit N003
des allgemeinen akademischen Wissenschaftsniveaus zu kämpfen sucht N004
als bei uns - nämlich durch offene, öffentliche scharfe Kritik.

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Als ioh meinte, es gibt im Westen genau wie bei uns eine N002
Ausnahme» die dem Militär dienende Wissenschaft, stimmte er mir

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[18/0819] N001 ich in dieser Beziehung ab, was auch nichts schadet, solange ioh N002 noch Artikel schreiben und Vorträge halten kann. Freue mich jeden- N003 falls auf meine Forschungsreise mit Erika nach Paris. N001 Ursula schrieb un$ einen ganz reizenden Brief betreffend N002 Eenate und die Urenkel. N001 31.7.1985 N001 Hatte ein wunderschönes Erlebnis. Nachdem die ”Berliner Zei- N002 tung” eine von ihr angeforderte Besprechung der ”Hauser-Chronik” N003 drei Wochen lang nicht gebracht hatte, ging ich zu einer stell- N004 vertretenden Chefredakteurin und sagte, man müsse sie schon aus N005 humanitären' Grühden bringen, um Wilhelm Hauser, der mit allen N006 möglichen Brüchen nach einem Treppenfall im Krankenhaus liegt, N007 und von dem wir alle hoffen, daß er am 10.8. noch lebend^ 100 Jahre N008 alt wird, eine aufmunternde Freude zu machen. Sie brachten dann N009 auch letzte Woche die Besprechung. Zwei Tage später rief Harald N010 Hauser an und erzählte Marguerite, wie niedergeschlagen, schwach N011 und müde er den Vater gefunden hätte, wie er ihm dann die Bespre- N012 chung vorgelesen und wie völlig verwandelt, frisch und munter der N013 Vater danach gewesen wäre. M. hatte gefunden, daß die Besprechung N014 nicht zu meinen besten gehörte,und sicherlich hatte sie recht. N001 Aber nach dem Anruf von Harald meinten wir beide, sie hätte keine N002 bessere Wirkung haben können, als sie gehabt hatte. N001 Hatte Mittagessen mit Günter Kröber. Wir beide waren uns N002 einig, wieviel besser man in der BPI) gegen die Mittelmäßigkeit N003 des allgemeinen akademischen Wissenschaftsniveaus zu kämpfen sucht N004 als bei uns - nämlich durch offene, öffentliche scharfe Kritik. N001 Als ioh meinte, es gibt im Westen genau wie bei uns eine N002 Ausnahme» die dem Militär dienende Wissenschaft, stimmte er mir

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Zitationshilfe: Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/819>, abgerufen am 30.06.2024.