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Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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samen Wettstreit den zwischen ihm und ihnen stehenden Gefährten allmählich vorbeigeschritten und ihm so nahe gerückt, daß er befürchten mußte, daß sie auch ihm vorbeispringen möchten, noch ehe er das ziemlich nahe Ziel erreicht hätte, wo ihm als anerkanntem Offizier die Anciennetät bestimmt würde.

Dieser Jüngling war von dänischen Eltern sehr hohen Standes in Westindien geboren und hatte dort bis in ein Alter von fünfzehn bis sechzehn Jahren, von demüthigen Sclaven umgeben, im Schooße des Reichthums und des Müßiggangs, unter Verzärtelung von Seiten der Eltern und unter der niedrigsten Unterwerfung von der seiner Umgebung sich Ansichten vom Leben angeeignet, die mit den spartanischen Sitten der Akademie, wo er gewähnt hatte seine vorige Lebensweise fortsetzen zu können, im grellsten Contraste standen. Er fand sich aber bitter getäuscht: statt wie früher durch seinen Reichthum, seinen Uebermuth und das Ansehen seiner Eltern zu gelten, wurde er hier nur nach seinem inneren Werthe beurtheilt und geschätzt, und dieser war sehr gering. Er sah sich hier dem Spotte weit kleinerer und jüngerer Knaben bloßgestellt, denen er nichts anhängen konnte, weil sie zum Theil geschmeidiger, muthiger und stärker als er waren, und in Beziehung auf die älteren Gefährten fand er sich in eine eben so harte, obgleich nicht so schmähliche Unterwürfigkeit versetzt und mit derselben Geringschätzung behandelt, womit er früher auf seine Umgebung niedergeblickt hatte.

samen Wettstreit den zwischen ihm und ihnen stehenden Gefährten allmählich vorbeigeschritten und ihm so nahe gerückt, daß er befürchten mußte, daß sie auch ihm vorbeispringen möchten, noch ehe er das ziemlich nahe Ziel erreicht hätte, wo ihm als anerkanntem Offizier die Anciennetät bestimmt würde.

Dieser Jüngling war von dänischen Eltern sehr hohen Standes in Westindien geboren und hatte dort bis in ein Alter von fünfzehn bis sechzehn Jahren, von demüthigen Sclaven umgeben, im Schooße des Reichthums und des Müßiggangs, unter Verzärtelung von Seiten der Eltern und unter der niedrigsten Unterwerfung von der seiner Umgebung sich Ansichten vom Leben angeeignet, die mit den spartanischen Sitten der Akademie, wo er gewähnt hatte seine vorige Lebensweise fortsetzen zu können, im grellsten Contraste standen. Er fand sich aber bitter getäuscht: statt wie früher durch seinen Reichthum, seinen Uebermuth und das Ansehen seiner Eltern zu gelten, wurde er hier nur nach seinem inneren Werthe beurtheilt und geschätzt, und dieser war sehr gering. Er sah sich hier dem Spotte weit kleinerer und jüngerer Knaben bloßgestellt, denen er nichts anhängen konnte, weil sie zum Theil geschmeidiger, muthiger und stärker als er waren, und in Beziehung auf die älteren Gefährten fand er sich in eine eben so harte, obgleich nicht so schmähliche Unterwürfigkeit versetzt und mit derselben Geringschätzung behandelt, womit er früher auf seine Umgebung niedergeblickt hatte.

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[0009] samen Wettstreit den zwischen ihm und ihnen stehenden Gefährten allmählich vorbeigeschritten und ihm so nahe gerückt, daß er befürchten mußte, daß sie auch ihm vorbeispringen möchten, noch ehe er das ziemlich nahe Ziel erreicht hätte, wo ihm als anerkanntem Offizier die Anciennetät bestimmt würde. Dieser Jüngling war von dänischen Eltern sehr hohen Standes in Westindien geboren und hatte dort bis in ein Alter von fünfzehn bis sechzehn Jahren, von demüthigen Sclaven umgeben, im Schooße des Reichthums und des Müßiggangs, unter Verzärtelung von Seiten der Eltern und unter der niedrigsten Unterwerfung von der seiner Umgebung sich Ansichten vom Leben angeeignet, die mit den spartanischen Sitten der Akademie, wo er gewähnt hatte seine vorige Lebensweise fortsetzen zu können, im grellsten Contraste standen. Er fand sich aber bitter getäuscht: statt wie früher durch seinen Reichthum, seinen Uebermuth und das Ansehen seiner Eltern zu gelten, wurde er hier nur nach seinem inneren Werthe beurtheilt und geschätzt, und dieser war sehr gering. Er sah sich hier dem Spotte weit kleinerer und jüngerer Knaben bloßgestellt, denen er nichts anhängen konnte, weil sie zum Theil geschmeidiger, muthiger und stärker als er waren, und in Beziehung auf die älteren Gefährten fand er sich in eine eben so harte, obgleich nicht so schmähliche Unterwürfigkeit versetzt und mit derselben Geringschätzung behandelt, womit er früher auf seine Umgebung niedergeblickt hatte.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:52:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:52:36Z)

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Zitationshilfe: Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/9>, abgerufen am 22.11.2024.