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Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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aber so vielsagenden Blick auf Holger, daß dieser fast unwillkürlich das Auge niederschlug, und als beide Freunde allein blieben, sahen sie sich sprachlos und fast verlegen an. Vortrefflich! rief endlich Holger. Es scheint, als wolle man uns für das fernere Benehmen John's zu Bürgen machen. Hier gilt es sich zusammenzunehmen.

Statt den Abschied zu nehmen, wird es ihn nun ergötzen, mir befehlen zu können, sagte Woldemar trocken, indem eine dunkle Röthe über seine Wangen flog. Schöne Früchte deines edlen Bestrebens für die Ehre unsres Standes! So lohnt sich also ein schönes Zartgefühl! Hätten wir ruhig zugelassen, daß er cassirt worden wäre, welches er doch im Grunde verdient hat, wärest du nun Chef des Schoners geworden, und ich hätte die Batterie gehabt.

Holger erwiderte kein Wort; aber noch denselben Tag ging er zum Chef der Fregatte und ersuchte ihn dringend, unter dem Vorwand, den Freund nicht von dem Gegenstände seiner Liebe trennen zu wollen, ihm zu gestatten, seinen Posten mit ihm vertauschen zu dürfen. Der Chef ließ es geschehen, und so sah Woldemar sich plötzlich auf die Batterie versetzt. Nachdem Jener die mitgebrachten jüngeren Offiziere auf diese und den Schoner vertheilt hatte, ging er den nächsten Morgen nach seiner Station mit der Fregatte ab.

Was hast du gethan! sagte Woldemar gerührt,

aber so vielsagenden Blick auf Holger, daß dieser fast unwillkürlich das Auge niederschlug, und als beide Freunde allein blieben, sahen sie sich sprachlos und fast verlegen an. Vortrefflich! rief endlich Holger. Es scheint, als wolle man uns für das fernere Benehmen John's zu Bürgen machen. Hier gilt es sich zusammenzunehmen.

Statt den Abschied zu nehmen, wird es ihn nun ergötzen, mir befehlen zu können, sagte Woldemar trocken, indem eine dunkle Röthe über seine Wangen flog. Schöne Früchte deines edlen Bestrebens für die Ehre unsres Standes! So lohnt sich also ein schönes Zartgefühl! Hätten wir ruhig zugelassen, daß er cassirt worden wäre, welches er doch im Grunde verdient hat, wärest du nun Chef des Schoners geworden, und ich hätte die Batterie gehabt.

Holger erwiderte kein Wort; aber noch denselben Tag ging er zum Chef der Fregatte und ersuchte ihn dringend, unter dem Vorwand, den Freund nicht von dem Gegenstände seiner Liebe trennen zu wollen, ihm zu gestatten, seinen Posten mit ihm vertauschen zu dürfen. Der Chef ließ es geschehen, und so sah Woldemar sich plötzlich auf die Batterie versetzt. Nachdem Jener die mitgebrachten jüngeren Offiziere auf diese und den Schoner vertheilt hatte, ging er den nächsten Morgen nach seiner Station mit der Fregatte ab.

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[0074] aber so vielsagenden Blick auf Holger, daß dieser fast unwillkürlich das Auge niederschlug, und als beide Freunde allein blieben, sahen sie sich sprachlos und fast verlegen an. Vortrefflich! rief endlich Holger. Es scheint, als wolle man uns für das fernere Benehmen John's zu Bürgen machen. Hier gilt es sich zusammenzunehmen. Statt den Abschied zu nehmen, wird es ihn nun ergötzen, mir befehlen zu können, sagte Woldemar trocken, indem eine dunkle Röthe über seine Wangen flog. Schöne Früchte deines edlen Bestrebens für die Ehre unsres Standes! So lohnt sich also ein schönes Zartgefühl! Hätten wir ruhig zugelassen, daß er cassirt worden wäre, welches er doch im Grunde verdient hat, wärest du nun Chef des Schoners geworden, und ich hätte die Batterie gehabt. Holger erwiderte kein Wort; aber noch denselben Tag ging er zum Chef der Fregatte und ersuchte ihn dringend, unter dem Vorwand, den Freund nicht von dem Gegenstände seiner Liebe trennen zu wollen, ihm zu gestatten, seinen Posten mit ihm vertauschen zu dürfen. Der Chef ließ es geschehen, und so sah Woldemar sich plötzlich auf die Batterie versetzt. Nachdem Jener die mitgebrachten jüngeren Offiziere auf diese und den Schoner vertheilt hatte, ging er den nächsten Morgen nach seiner Station mit der Fregatte ab. Was hast du gethan! sagte Woldemar gerührt,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:52:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:52:36Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/74>, abgerufen am 06.05.2024.