Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Königs, der hoch von seinem Pferde herab das ihn liebende Volk noch immer zu segnen scheint. Drei dieser Paläste werden noch gegenwärtig von der königlichen Familie bewohnt, welche seit dem Brande des noch immer nicht ganz wieder erbaueten königlichen Schlosses in imponirender Einfachheit dort verweilet. Der vierte, gegen die Rhede zu gelegen, erhebt sich wie eine symbolische Vormauer gegen jeden feindlichen Angriff von der Seite des Meeres, während er eine wirkliche von alten Zeiten bestehende Vormauer des Reichs innerhalb seiner Wände umfaßt, nämlich die immer fortdauernde Bildung der dänischen Marine. Es ist die königliche Seecadetten-Akademie, die hier der Wohnung des Königs völlig ähnlich dasteht, stolz, daß ihr, eben so wenig wie den Schwertern ihrer Zöglinge, auch nicht der kleinste Makel anklebt. Diese Mauern haben seit langen Jahren den Kern der dänischen Jugend, möchte ich sagen, in sich gefaßt, nicht eben, daß vorzugsweise alle die Tüchtigsten und Hoffnungsvollsten hierher geschickt werden, -- denn dazu ist der Umfang ihrer Bestimmung viel zu beschränkt, -- sondern weil ihre Zöglinge vorzugsweise hier eine spartanische Erziehung erhalten, wodurch König und Vaterland so innig in ihren Gemüthern verschmolzen und ihnen als Vorbild so nah und hoch gestellt werden, daß ihnen nur eins fast noch höher steht -- ihre Ehre. Mag auch diese Göttin dem philosophischen und Königs, der hoch von seinem Pferde herab das ihn liebende Volk noch immer zu segnen scheint. Drei dieser Paläste werden noch gegenwärtig von der königlichen Familie bewohnt, welche seit dem Brande des noch immer nicht ganz wieder erbaueten königlichen Schlosses in imponirender Einfachheit dort verweilet. Der vierte, gegen die Rhede zu gelegen, erhebt sich wie eine symbolische Vormauer gegen jeden feindlichen Angriff von der Seite des Meeres, während er eine wirkliche von alten Zeiten bestehende Vormauer des Reichs innerhalb seiner Wände umfaßt, nämlich die immer fortdauernde Bildung der dänischen Marine. Es ist die königliche Seecadetten-Akademie, die hier der Wohnung des Königs völlig ähnlich dasteht, stolz, daß ihr, eben so wenig wie den Schwertern ihrer Zöglinge, auch nicht der kleinste Makel anklebt. Diese Mauern haben seit langen Jahren den Kern der dänischen Jugend, möchte ich sagen, in sich gefaßt, nicht eben, daß vorzugsweise alle die Tüchtigsten und Hoffnungsvollsten hierher geschickt werden, — denn dazu ist der Umfang ihrer Bestimmung viel zu beschränkt, — sondern weil ihre Zöglinge vorzugsweise hier eine spartanische Erziehung erhalten, wodurch König und Vaterland so innig in ihren Gemüthern verschmolzen und ihnen als Vorbild so nah und hoch gestellt werden, daß ihnen nur eins fast noch höher steht — ihre Ehre. Mag auch diese Göttin dem philosophischen und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0007"/> Königs, der hoch von seinem Pferde herab das ihn liebende Volk noch immer zu segnen scheint. Drei dieser Paläste werden noch gegenwärtig von der königlichen Familie bewohnt, welche seit dem Brande des noch immer nicht ganz wieder erbaueten königlichen Schlosses in imponirender Einfachheit dort verweilet. Der vierte, gegen die Rhede zu gelegen, erhebt sich wie eine symbolische Vormauer gegen jeden feindlichen Angriff von der Seite des Meeres, während er eine wirkliche von alten Zeiten bestehende Vormauer des Reichs innerhalb seiner Wände umfaßt, nämlich die immer fortdauernde Bildung der dänischen Marine. Es ist die königliche Seecadetten-Akademie, die hier der Wohnung des Königs völlig ähnlich dasteht, stolz, daß ihr, eben so wenig wie den Schwertern ihrer Zöglinge, auch nicht der kleinste Makel anklebt.</p><lb/> <p>Diese Mauern haben seit langen Jahren den Kern der dänischen Jugend, möchte ich sagen, in sich gefaßt, nicht eben, daß vorzugsweise alle die Tüchtigsten und Hoffnungsvollsten hierher geschickt werden, — denn dazu ist der Umfang ihrer Bestimmung viel zu beschränkt, — sondern weil ihre Zöglinge vorzugsweise hier eine spartanische Erziehung erhalten, wodurch König und Vaterland so innig in ihren Gemüthern verschmolzen und ihnen als Vorbild so nah und hoch gestellt werden, daß ihnen nur eins fast noch höher steht — ihre Ehre.</p><lb/> <p>Mag auch diese Göttin dem philosophischen und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0007]
Königs, der hoch von seinem Pferde herab das ihn liebende Volk noch immer zu segnen scheint. Drei dieser Paläste werden noch gegenwärtig von der königlichen Familie bewohnt, welche seit dem Brande des noch immer nicht ganz wieder erbaueten königlichen Schlosses in imponirender Einfachheit dort verweilet. Der vierte, gegen die Rhede zu gelegen, erhebt sich wie eine symbolische Vormauer gegen jeden feindlichen Angriff von der Seite des Meeres, während er eine wirkliche von alten Zeiten bestehende Vormauer des Reichs innerhalb seiner Wände umfaßt, nämlich die immer fortdauernde Bildung der dänischen Marine. Es ist die königliche Seecadetten-Akademie, die hier der Wohnung des Königs völlig ähnlich dasteht, stolz, daß ihr, eben so wenig wie den Schwertern ihrer Zöglinge, auch nicht der kleinste Makel anklebt.
Diese Mauern haben seit langen Jahren den Kern der dänischen Jugend, möchte ich sagen, in sich gefaßt, nicht eben, daß vorzugsweise alle die Tüchtigsten und Hoffnungsvollsten hierher geschickt werden, — denn dazu ist der Umfang ihrer Bestimmung viel zu beschränkt, — sondern weil ihre Zöglinge vorzugsweise hier eine spartanische Erziehung erhalten, wodurch König und Vaterland so innig in ihren Gemüthern verschmolzen und ihnen als Vorbild so nah und hoch gestellt werden, daß ihnen nur eins fast noch höher steht — ihre Ehre.
Mag auch diese Göttin dem philosophischen und
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