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Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Er fand den Chef mit zwei Secundanten zur Stelle, ihrer schon mit Ungeduld wartend, weil so eben ein günstiger Wind eingetreten war. Er sagte ihnen offen die Wahrheit, allein eine Viertelstunde verging, und noch eine, und John kam immer nicht. Der Chef ließ in einem ziemlich hohen Tone vernehmen, daß er länger warten weder wollte noch dürfte. Da erklärte Holger, daß er da sei, um den Standesgenossen zu vertreten sowohl als die Beleidigung der Uniform, von der er Zeuge gewesen, zu rächen. Er habe also zwei Gänge zu machen, einen für den Abwesenden, einen für sich selbst. Die Herren möchten bestimmen, wer von ihnen den Versuch machen wollte, ihn außer Stand zu setzen, es mit dem Zweiten aufzunehmen. Der Secundant des Chefs trat hervor, um dem Secundanten des Gegners Genüge zu leisten. Nach ziemlich langem Gefecht gelang es Holgern, Diesen durch einen Stoß in den Arm zu entwaffnen.

Der ungeduldige Chef, dessen fast einzige Tugend in einem wilden Muth bestand, warf sich bereits in demselben Moment ihm entgegen.

Obgleich die beinahe unerlaubte Schnelligkeit dieses Angriffs Holger's Blut, das schon aus einer leichten Wunde hervorrieselte, in Wallung brachte, bestand er doch dies Gefecht mit eben so vieler Kälte als Unerschrockenheit, wie wüthend sein Widersacher ihm auch sichtbar ans Leben ging. Allein diese Ueberzeugung gab seinem Arm neue Kräfte, und fast ohne daß er

Er fand den Chef mit zwei Secundanten zur Stelle, ihrer schon mit Ungeduld wartend, weil so eben ein günstiger Wind eingetreten war. Er sagte ihnen offen die Wahrheit, allein eine Viertelstunde verging, und noch eine, und John kam immer nicht. Der Chef ließ in einem ziemlich hohen Tone vernehmen, daß er länger warten weder wollte noch dürfte. Da erklärte Holger, daß er da sei, um den Standesgenossen zu vertreten sowohl als die Beleidigung der Uniform, von der er Zeuge gewesen, zu rächen. Er habe also zwei Gänge zu machen, einen für den Abwesenden, einen für sich selbst. Die Herren möchten bestimmen, wer von ihnen den Versuch machen wollte, ihn außer Stand zu setzen, es mit dem Zweiten aufzunehmen. Der Secundant des Chefs trat hervor, um dem Secundanten des Gegners Genüge zu leisten. Nach ziemlich langem Gefecht gelang es Holgern, Diesen durch einen Stoß in den Arm zu entwaffnen.

Der ungeduldige Chef, dessen fast einzige Tugend in einem wilden Muth bestand, warf sich bereits in demselben Moment ihm entgegen.

Obgleich die beinahe unerlaubte Schnelligkeit dieses Angriffs Holger's Blut, das schon aus einer leichten Wunde hervorrieselte, in Wallung brachte, bestand er doch dies Gefecht mit eben so vieler Kälte als Unerschrockenheit, wie wüthend sein Widersacher ihm auch sichtbar ans Leben ging. Allein diese Ueberzeugung gab seinem Arm neue Kräfte, und fast ohne daß er

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[0064] Er fand den Chef mit zwei Secundanten zur Stelle, ihrer schon mit Ungeduld wartend, weil so eben ein günstiger Wind eingetreten war. Er sagte ihnen offen die Wahrheit, allein eine Viertelstunde verging, und noch eine, und John kam immer nicht. Der Chef ließ in einem ziemlich hohen Tone vernehmen, daß er länger warten weder wollte noch dürfte. Da erklärte Holger, daß er da sei, um den Standesgenossen zu vertreten sowohl als die Beleidigung der Uniform, von der er Zeuge gewesen, zu rächen. Er habe also zwei Gänge zu machen, einen für den Abwesenden, einen für sich selbst. Die Herren möchten bestimmen, wer von ihnen den Versuch machen wollte, ihn außer Stand zu setzen, es mit dem Zweiten aufzunehmen. Der Secundant des Chefs trat hervor, um dem Secundanten des Gegners Genüge zu leisten. Nach ziemlich langem Gefecht gelang es Holgern, Diesen durch einen Stoß in den Arm zu entwaffnen. Der ungeduldige Chef, dessen fast einzige Tugend in einem wilden Muth bestand, warf sich bereits in demselben Moment ihm entgegen. Obgleich die beinahe unerlaubte Schnelligkeit dieses Angriffs Holger's Blut, das schon aus einer leichten Wunde hervorrieselte, in Wallung brachte, bestand er doch dies Gefecht mit eben so vieler Kälte als Unerschrockenheit, wie wüthend sein Widersacher ihm auch sichtbar ans Leben ging. Allein diese Ueberzeugung gab seinem Arm neue Kräfte, und fast ohne daß er

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:52:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:52:36Z)

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Zitationshilfe: Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kruse_freundschaft_1910/64>, abgerufen am 25.11.2024.