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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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war eine Schrift von Mathilde Weber-Tübingen über
die Notwendigkeit weiblicher Aerzte als Begleitschrift hinzuge-
fügt und Helene Langes schon im vorigen Abschnitt er-
wähnte Schrift "Frauenbildung".

Mathilde Weber wies in ihrer Schrift darauf hin,
wie dringend erwünscht es sei, den Frauen die Möglichkeit
zu geben, weiblicheFrauenärzte um Rat und Hilfe auf-
zusuchen, sie betonte mit warmen Worten, wieviele Frauen
elend dahinsiechten, unter Qualen ihren Tod fänden, nur weil
sie sich nicht rechtzeitig überwinden könnten, sich von einem
männlichen Arzte untersuchen zu lassen. - Helene Lange
berührte dieselbe Seite der Frage, ging dann auf den Lehr-
beruf speziell ein, gab schließlich einen Ueberblick über den
Stand des Frauenstudiums in den verschiedenen Kulturländern.
Sie legte dar, wie - von Ungarn (wo damals ein Minister
hindernd im Wege stand) und der Türkei abgesehen - Deutsch-
land das einzige europäische Land sei, das den Frauen seine
Hochschulen verschließe. Sie beklagte lebhaft, daß deutsche
Frauen, um studieren zu können, genötigt seien, ins Ausland
zu gehen, das - gerechter, weitherziger als das Land der
Denker und Dichter - dem weiblichen Geschlechte die höchsten
geistigen Güter der Nation nicht mißgünstig, neidisch vorenthalte.

Die Forderung der Frauen, zum Universitätsstudium zu-
gelassen zu werden, entfesselte einen Sturm der Entrüstung. Ge-
lehrte traten auf, ihre heiligsten Güter mit flammenden Worten
zu verteidigen. Die Minderwertigkeit des Frauengehirns, die
körperliche und geistige Schwäche der Frau, die verderblichen
Folgen des Eindringens von Frauen auf den Hochschulen für
unsere Studenten und umgekehrt wieder die Unmöglichkeit,
gebildete Frauen mit diesen Studenten in einem Hörsaal in Be-
rührung zu bringen, das alles wurde ausführlich dargelegt. Man

war eine Schrift von Mathilde Weber-Tübingen über
die Notwendigkeit weiblicher Aerzte als Begleitschrift hinzuge-
fügt und Helene Langes schon im vorigen Abschnitt er-
wähnte Schrift „Frauenbildung“.

Mathilde Weber wies in ihrer Schrift darauf hin,
wie dringend erwünscht es sei, den Frauen die Möglichkeit
zu geben, weiblicheFrauenärzte um Rat und Hilfe auf-
zusuchen, sie betonte mit warmen Worten, wieviele Frauen
elend dahinsiechten, unter Qualen ihren Tod fänden, nur weil
sie sich nicht rechtzeitig überwinden könnten, sich von einem
männlichen Arzte untersuchen zu lassen. – Helene Lange
berührte dieselbe Seite der Frage, ging dann auf den Lehr-
beruf speziell ein, gab schließlich einen Ueberblick über den
Stand des Frauenstudiums in den verschiedenen Kulturländern.
Sie legte dar, wie – von Ungarn (wo damals ein Minister
hindernd im Wege stand) und der Türkei abgesehen – Deutsch-
land das einzige europäische Land sei, das den Frauen seine
Hochschulen verschließe. Sie beklagte lebhaft, daß deutsche
Frauen, um studieren zu können, genötigt seien, ins Ausland
zu gehen, das – gerechter, weitherziger als das Land der
Denker und Dichter – dem weiblichen Geschlechte die höchsten
geistigen Güter der Nation nicht mißgünstig, neidisch vorenthalte.

Die Forderung der Frauen, zum Universitätsstudium zu-
gelassen zu werden, entfesselte einen Sturm der Entrüstung. Ge-
lehrte traten auf, ihre heiligsten Güter mit flammenden Worten
zu verteidigen. Die Minderwertigkeit des Frauengehirns, die
körperliche und geistige Schwäche der Frau, die verderblichen
Folgen des Eindringens von Frauen auf den Hochschulen für
unsere Studenten und umgekehrt wieder die Unmöglichkeit,
gebildete Frauen mit diesen Studenten in einem Hörsaal in Be-
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[70/0080] war eine Schrift von Mathilde Weber-Tübingen über die Notwendigkeit weiblicher Aerzte als Begleitschrift hinzuge- fügt und Helene Langes schon im vorigen Abschnitt er- wähnte Schrift „Frauenbildung“. Mathilde Weber wies in ihrer Schrift darauf hin, wie dringend erwünscht es sei, den Frauen die Möglichkeit zu geben, weiblicheFrauenärzte um Rat und Hilfe auf- zusuchen, sie betonte mit warmen Worten, wieviele Frauen elend dahinsiechten, unter Qualen ihren Tod fänden, nur weil sie sich nicht rechtzeitig überwinden könnten, sich von einem männlichen Arzte untersuchen zu lassen. – Helene Lange berührte dieselbe Seite der Frage, ging dann auf den Lehr- beruf speziell ein, gab schließlich einen Ueberblick über den Stand des Frauenstudiums in den verschiedenen Kulturländern. Sie legte dar, wie – von Ungarn (wo damals ein Minister hindernd im Wege stand) und der Türkei abgesehen – Deutsch- land das einzige europäische Land sei, das den Frauen seine Hochschulen verschließe. Sie beklagte lebhaft, daß deutsche Frauen, um studieren zu können, genötigt seien, ins Ausland zu gehen, das – gerechter, weitherziger als das Land der Denker und Dichter – dem weiblichen Geschlechte die höchsten geistigen Güter der Nation nicht mißgünstig, neidisch vorenthalte. Die Forderung der Frauen, zum Universitätsstudium zu- gelassen zu werden, entfesselte einen Sturm der Entrüstung. Ge- lehrte traten auf, ihre heiligsten Güter mit flammenden Worten zu verteidigen. Die Minderwertigkeit des Frauengehirns, die körperliche und geistige Schwäche der Frau, die verderblichen Folgen des Eindringens von Frauen auf den Hochschulen für unsere Studenten und umgekehrt wieder die Unmöglichkeit, gebildete Frauen mit diesen Studenten in einem Hörsaal in Be- rührung zu bringen, das alles wurde ausführlich dargelegt. Man

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/80>, abgerufen am 24.11.2024.