Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

Bild:
<< vorherige Seite

Preußen weltliche Schulen, wenn auch z. T. private, überwiegen.
Nur an einem hessischen Seminar finden wir eine wissenschaft-
liche Lehrerin, in den anderen sind Frauen nur mit Turn- und
Zeichenunterricht betraut. Daß die Mädchenbildung hinter der
Knabenbildung auch außerhalb Preußens zurückstehen muß,
mag die Tatsache zeigen, daß - nach Angabe des Münchener
Vereins für Fraueninteressen (Vors. Frl. Jka. Freudenberg) -
der bayrische Staat an Erziehungsmitteln für Knaben und junge
Männer 97 1/2 %, für die Mädchen 2 1/2 % ausgibt. Die Auf-
wendungen für das Mädchenschulwesen in Preußen sind für
1905 auf 395000 Mk. veranschlagt, für die höheren Knaben-
schulen auf 14 Millionen mehr. Also von den Ausgaben
für Knaben werden hier für die Mädchen verwandt. Abän-
derung, gerechtere Normierung tut eben im ganzen deutschen
Lande not. Mögen endlich die maßgebenden Kreise ernst ma-
chen mit umfassender, den Forderungen der Zeit Rechnung tra-
gender Reform.

IV
Frauenstudium und Mädchengymnasium.

Ein Fortschritt, der für die Frauenbewegung besonders
bedeutungsvoll und folgenreich war, war die Zulassung der
Frauen zu den Universitäten.

Eine Zeit lang schien dies Ziel für die kämpfenden Frauen
im Vordergrund aller Jnteressen zu stehen, alle anderen Be-

Preußen weltliche Schulen, wenn auch z. T. private, überwiegen.
Nur an einem hessischen Seminar finden wir eine wissenschaft-
liche Lehrerin, in den anderen sind Frauen nur mit Turn- und
Zeichenunterricht betraut. Daß die Mädchenbildung hinter der
Knabenbildung auch außerhalb Preußens zurückstehen muß,
mag die Tatsache zeigen, daß – nach Angabe des Münchener
Vereins für Fraueninteressen (Vors. Frl. Jka. Freudenberg) –
der bayrische Staat an Erziehungsmitteln für Knaben und junge
Männer 97 ½ %, für die Mädchen 2 ½ % ausgibt. Die Auf-
wendungen für das Mädchenschulwesen in Preußen sind für
1905 auf 395000 Mk. veranschlagt, für die höheren Knaben-
schulen auf 14 Millionen mehr. Also von den Ausgaben
für Knaben werden hier für die Mädchen verwandt. Abän-
derung, gerechtere Normierung tut eben im ganzen deutschen
Lande not. Mögen endlich die maßgebenden Kreise ernst ma-
chen mit umfassender, den Forderungen der Zeit Rechnung tra-
gender Reform.

IV
Frauenstudium und Mädchengymnasium.

Ein Fortschritt, der für die Frauenbewegung besonders
bedeutungsvoll und folgenreich war, war die Zulassung der
Frauen zu den Universitäten.

Eine Zeit lang schien dies Ziel für die kämpfenden Frauen
im Vordergrund aller Jnteressen zu stehen, alle anderen Be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0078" n="68"/>
Preußen weltliche Schulen, wenn auch z. T. private, überwiegen.<lb/>
Nur an einem hessischen Seminar finden wir eine wissenschaft-<lb/>
liche Lehrerin, in den anderen sind Frauen nur mit Turn- und<lb/>
Zeichenunterricht betraut. Daß die Mädchenbildung hinter der<lb/>
Knabenbildung auch außerhalb Preußens zurückstehen muß,<lb/>
mag die Tatsache zeigen, daß &#x2013; nach Angabe des Münchener<lb/>
Vereins für Fraueninteressen (Vors. Frl. Jka. Freudenberg) &#x2013;<lb/>
der bayrische Staat an Erziehungsmitteln für Knaben und junge<lb/>
Männer 97 ½ %, für die Mädchen 2 ½ % ausgibt. Die Auf-<lb/>
wendungen für das Mädchenschulwesen in Preußen sind für<lb/>
1905 auf 395000 Mk. veranschlagt, für die höheren Knaben-<lb/>
schulen auf 14 Millionen mehr. Also <formula notation="TeX">\frac{1}{36}&gt;</formula> von den Ausgaben<lb/>
für Knaben werden hier für die Mädchen verwandt. Abän-<lb/>
derung, gerechtere Normierung tut eben im ganzen deutschen<lb/>
Lande not. Mögen endlich die maßgebenden Kreise ernst ma-<lb/>
chen mit umfassender, den Forderungen der Zeit Rechnung tra-<lb/>
gender Reform.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV</hi><lb/>
Frauenstudium und Mädchengymnasium.</hi> </head><lb/>
        <p>Ein Fortschritt, der für die Frauenbewegung besonders<lb/>
bedeutungsvoll und folgenreich war, war die Zulassung der<lb/>
Frauen zu den Universitäten.</p><lb/>
        <p>Eine Zeit lang schien dies Ziel für die kämpfenden Frauen<lb/>
im Vordergrund aller Jnteressen zu stehen, alle anderen Be-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0078] Preußen weltliche Schulen, wenn auch z. T. private, überwiegen. Nur an einem hessischen Seminar finden wir eine wissenschaft- liche Lehrerin, in den anderen sind Frauen nur mit Turn- und Zeichenunterricht betraut. Daß die Mädchenbildung hinter der Knabenbildung auch außerhalb Preußens zurückstehen muß, mag die Tatsache zeigen, daß – nach Angabe des Münchener Vereins für Fraueninteressen (Vors. Frl. Jka. Freudenberg) – der bayrische Staat an Erziehungsmitteln für Knaben und junge Männer 97 ½ %, für die Mädchen 2 ½ % ausgibt. Die Auf- wendungen für das Mädchenschulwesen in Preußen sind für 1905 auf 395000 Mk. veranschlagt, für die höheren Knaben- schulen auf 14 Millionen mehr. Also [FORMEL] von den Ausgaben für Knaben werden hier für die Mädchen verwandt. Abän- derung, gerechtere Normierung tut eben im ganzen deutschen Lande not. Mögen endlich die maßgebenden Kreise ernst ma- chen mit umfassender, den Forderungen der Zeit Rechnung tra- gender Reform. IV Frauenstudium und Mädchengymnasium. Ein Fortschritt, der für die Frauenbewegung besonders bedeutungsvoll und folgenreich war, war die Zulassung der Frauen zu den Universitäten. Eine Zeit lang schien dies Ziel für die kämpfenden Frauen im Vordergrund aller Jnteressen zu stehen, alle anderen Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat. (2015-08-06T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: wie Vorlage; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/78
Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/78>, abgerufen am 27.11.2024.