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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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matisch geleitete, regelrechte Arbeit. Jmmerhin bot es in Vorle-
sungen namhafter Gelehrter reiche Auswahl an Stoff, weckte in den
Frauen den Wunsch, tiefer einzudringen in das im Lyceum nur
in knapper, beschränkter Form ihnen Gebotene.

Jhren Lieblingswunsch: den Lehrerinnen zu wissenschaft-
licher Weiterbildung zu verhelfen, sollte Miß Archer leider
nicht mehr erfüllt sehen. Erst nach ihrem Tode wurden die
Fortbildungskurse für Lehrerinnen am Victoria-Lyceum er-
öffnet. Zunächst waren sie von der Universität vollständig
getrennt, standen nicht auf der Höhe akademischer Ausbildung,
wurden auch nur schwach besucht, da von irgendwelcher da-
durch erworbenen Aussicht auf Anstellung in den oberen Klassen
einer Mädchenschule oder von einem Anrecht auf höhere Be-
soldung nirgends die Rede war. Noch fehlte den Lehrerinnen
eine eigene Organisation, die ihre Wünsche wirkungsvoll zu
vertreten wußte, noch waren es nur Einzelne, Vereinzelte unter
den Frauen, die sich in gleichem Streben, in gleicher Sehnsucht,
oft rein zufällig, zusammenfanden. Eine von Marie Loeper-
Housselle
1884 gegründete Zeitschrift "die Lehrerin in Schule
und Haus" war der erste versuch, einen Jdeenaustausch unter
den Lehrerinnen zu ermöglichen.

Dann wurde 1890 einer Einladung von Marie Loe-
per-Housselle, Helene Lange
und Auguste Schmidt
(2. Vors. und Mitbegründerin des Leipziger Allg. Dtsch. Frauen-
vereins) folgend, in Friedrichroda der Allgemeine Deutsche
Lehrerinnenverein
begründet, dessen erste Vorsitzende He-
lene Lange
wurde. Schon im ersten Jahre gewann er 3000
Mitglieder. Er ist seitdem auf 20000 Mitglieder angewachsen;
die größte weibliche Berufsorganisation unter den Frauen. Der
katholische Lehrerinnenverein, der 5 Jahre früher begründet -
auf konfessioneller Basis - gesondert daneben besteht, zählt 8000.

matisch geleitete, regelrechte Arbeit. Jmmerhin bot es in Vorle-
sungen namhafter Gelehrter reiche Auswahl an Stoff, weckte in den
Frauen den Wunsch, tiefer einzudringen in das im Lyceum nur
in knapper, beschränkter Form ihnen Gebotene.

Jhren Lieblingswunsch: den Lehrerinnen zu wissenschaft-
licher Weiterbildung zu verhelfen, sollte Miß Archer leider
nicht mehr erfüllt sehen. Erst nach ihrem Tode wurden die
Fortbildungskurse für Lehrerinnen am Victoria-Lyceum er-
öffnet. Zunächst waren sie von der Universität vollständig
getrennt, standen nicht auf der Höhe akademischer Ausbildung,
wurden auch nur schwach besucht, da von irgendwelcher da-
durch erworbenen Aussicht auf Anstellung in den oberen Klassen
einer Mädchenschule oder von einem Anrecht auf höhere Be-
soldung nirgends die Rede war. Noch fehlte den Lehrerinnen
eine eigene Organisation, die ihre Wünsche wirkungsvoll zu
vertreten wußte, noch waren es nur Einzelne, Vereinzelte unter
den Frauen, die sich in gleichem Streben, in gleicher Sehnsucht,
oft rein zufällig, zusammenfanden. Eine von Marie Loeper-
Housselle
1884 gegründete Zeitschrift „die Lehrerin in Schule
und Haus“ war der erste versuch, einen Jdeenaustausch unter
den Lehrerinnen zu ermöglichen.

Dann wurde 1890 einer Einladung von Marie Loe-
per-Housselle, Helene Lange
und Auguste Schmidt
(2. Vors. und Mitbegründerin des Leipziger Allg. Dtsch. Frauen-
vereins) folgend, in Friedrichroda der Allgemeine Deutsche
Lehrerinnenverein
begründet, dessen erste Vorsitzende He-
lene Lange
wurde. Schon im ersten Jahre gewann er 3000
Mitglieder. Er ist seitdem auf 20000 Mitglieder angewachsen;
die größte weibliche Berufsorganisation unter den Frauen. Der
katholische Lehrerinnenverein, der 5 Jahre früher begründet –
auf konfessioneller Basis – gesondert daneben besteht, zählt 8000.

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[44/0054] matisch geleitete, regelrechte Arbeit. Jmmerhin bot es in Vorle- sungen namhafter Gelehrter reiche Auswahl an Stoff, weckte in den Frauen den Wunsch, tiefer einzudringen in das im Lyceum nur in knapper, beschränkter Form ihnen Gebotene. Jhren Lieblingswunsch: den Lehrerinnen zu wissenschaft- licher Weiterbildung zu verhelfen, sollte Miß Archer leider nicht mehr erfüllt sehen. Erst nach ihrem Tode wurden die Fortbildungskurse für Lehrerinnen am Victoria-Lyceum er- öffnet. Zunächst waren sie von der Universität vollständig getrennt, standen nicht auf der Höhe akademischer Ausbildung, wurden auch nur schwach besucht, da von irgendwelcher da- durch erworbenen Aussicht auf Anstellung in den oberen Klassen einer Mädchenschule oder von einem Anrecht auf höhere Be- soldung nirgends die Rede war. Noch fehlte den Lehrerinnen eine eigene Organisation, die ihre Wünsche wirkungsvoll zu vertreten wußte, noch waren es nur Einzelne, Vereinzelte unter den Frauen, die sich in gleichem Streben, in gleicher Sehnsucht, oft rein zufällig, zusammenfanden. Eine von Marie Loeper- Housselle 1884 gegründete Zeitschrift „die Lehrerin in Schule und Haus“ war der erste versuch, einen Jdeenaustausch unter den Lehrerinnen zu ermöglichen. Dann wurde 1890 einer Einladung von Marie Loe- per-Housselle, Helene Lange und Auguste Schmidt (2. Vors. und Mitbegründerin des Leipziger Allg. Dtsch. Frauen- vereins) folgend, in Friedrichroda der Allgemeine Deutsche Lehrerinnenverein begründet, dessen erste Vorsitzende He- lene Lange wurde. Schon im ersten Jahre gewann er 3000 Mitglieder. Er ist seitdem auf 20000 Mitglieder angewachsen; die größte weibliche Berufsorganisation unter den Frauen. Der katholische Lehrerinnenverein, der 5 Jahre früher begründet – auf konfessioneller Basis – gesondert daneben besteht, zählt 8000.

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/54>, abgerufen am 27.11.2024.