Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.heraus müssen wir sie zu fassen versuchen. Jesus aber und Auch die Bibel schreckt deswegen die Frauen nicht. So 18*
heraus müssen wir sie zu fassen versuchen. Jesus aber und Auch die Bibel schreckt deswegen die Frauen nicht. So 18*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0285" n="275"/> heraus müssen wir sie zu fassen versuchen. Jesus aber und<lb/> seine Gemeinde wußten von Trennung der Geschlechter nach<lb/> Vorrechten nichts. Da war nicht Mann und nicht Weib. Sie<lb/> waren alle eins im Glauben und in der Nachfolge Christi.<lb/> Langsam erst begann im christlichen Gemeinschaftsleben die<lb/> Entrechtung und Zurücksetzung der Frauen. Langsam erst brach<lb/> sich eine asketisch-mönchische Anschauung Bahn, die in der Frau<lb/> nur die Verführerin zur Sünde, die Versuchung erblickte, eine<lb/> Richtung, in der der ursprünglichen, veredelten Auffassung von<lb/> der Frau, als der vollberechtigten Mitstrebenden in Christo,<lb/> unerfreuliches Gegengewicht erwuchs.</p><lb/> <p>Auch die Bibel schreckt deswegen die Frauen nicht. So<lb/> viel man auch hin und her sprechen mag, triftige Gründe<lb/> lassen sich gegen die Mitwirkung der Frau im kirchlichen und<lb/> öffentlichen Leben nicht vorbringen. Vielleicht, das wäre<lb/> möglich, würden die Frauen nicht so dringend nach Er-<lb/> weiterung ihrer Rechte verlangen, <hi rendition="#g">wenn der Mann tat-<lb/> sächlich ihr Schützer, der stets hilfsbereite, beredte<lb/> Anwalt ihrer Wünsche wäre</hi>. Aber fast alles, was<lb/> in diesem Buche gesagt wurde, zeigt, wie weit entfernt deut-<lb/> sche Männer noch davon sind, der Frauen Rechte zu schützen,<lb/> als wären es ihre eigenen, zeigt, wie die Mehrzahl der Volks-<lb/> vertreter nur Klassen-, Jnteressen-, Geschlechtspolitik kennt.<lb/> Es zeigt, wie viele unter den Männern die Frauen wohl<lb/> auch deshalb fern halten möchten aus dem öffentlichen Leben,<lb/> weil mit der Frau – wir hoffen das wenigstens – <hi rendition="#g">eine an-<lb/> dere, höhere Wertung Platz greifen könnte</hi>,<lb/> weil die Frau, wenigstens die feinergeartete, veredelte unter<lb/> den Frauen, als unbequem mahnendes Gewissen all dem Un-<lb/> reinen, Unsauberen gegenüber treten würde, das viele Männer<lb/> – <hi rendition="#g">daß es nicht alle sind, weiß ich wohl</hi> – als recht<lb/> <fw place="bottom" type="sig">18*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [275/0285]
heraus müssen wir sie zu fassen versuchen. Jesus aber und
seine Gemeinde wußten von Trennung der Geschlechter nach
Vorrechten nichts. Da war nicht Mann und nicht Weib. Sie
waren alle eins im Glauben und in der Nachfolge Christi.
Langsam erst begann im christlichen Gemeinschaftsleben die
Entrechtung und Zurücksetzung der Frauen. Langsam erst brach
sich eine asketisch-mönchische Anschauung Bahn, die in der Frau
nur die Verführerin zur Sünde, die Versuchung erblickte, eine
Richtung, in der der ursprünglichen, veredelten Auffassung von
der Frau, als der vollberechtigten Mitstrebenden in Christo,
unerfreuliches Gegengewicht erwuchs.
Auch die Bibel schreckt deswegen die Frauen nicht. So
viel man auch hin und her sprechen mag, triftige Gründe
lassen sich gegen die Mitwirkung der Frau im kirchlichen und
öffentlichen Leben nicht vorbringen. Vielleicht, das wäre
möglich, würden die Frauen nicht so dringend nach Er-
weiterung ihrer Rechte verlangen, wenn der Mann tat-
sächlich ihr Schützer, der stets hilfsbereite, beredte
Anwalt ihrer Wünsche wäre. Aber fast alles, was
in diesem Buche gesagt wurde, zeigt, wie weit entfernt deut-
sche Männer noch davon sind, der Frauen Rechte zu schützen,
als wären es ihre eigenen, zeigt, wie die Mehrzahl der Volks-
vertreter nur Klassen-, Jnteressen-, Geschlechtspolitik kennt.
Es zeigt, wie viele unter den Männern die Frauen wohl
auch deshalb fern halten möchten aus dem öffentlichen Leben,
weil mit der Frau – wir hoffen das wenigstens – eine an-
dere, höhere Wertung Platz greifen könnte,
weil die Frau, wenigstens die feinergeartete, veredelte unter
den Frauen, als unbequem mahnendes Gewissen all dem Un-
reinen, Unsauberen gegenüber treten würde, das viele Männer
– daß es nicht alle sind, weiß ich wohl – als recht
18*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-11-13T13:59:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat.
(2015-08-06T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: wie Vorlage; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |