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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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deutschen Studenten aber haben solches Gerede Lügen gestraft.
Die Frauen, die die Hochschulen besuchen, sind nicht etwa, wie
man voraussagte, durch und mit den Studenten verroht, eher
haben sie - wenn man Studierenden und Professoren, die ja
beide kompetente Beurteiler sind, Glauben schenken will -
veredelnd, sittigend eingewirkt auf den Ton in und außer dem
Hörsaal.

Auch vor der Wahlurne, daran zweifle ich nicht, würde
der deutsche Mann Frauen mit Achtung zu begegnen lernen.

Aber, so hört man nun wieder, die Frauen wollen
doch selbst gar nicht wählen, sie sind mit dem jetzigen Zustand
durchaus zufrieden.

Jst das der Fall, und ich weiß, daß es oft genug zu-
trifft, so erklärt es sich durch die Ahnungslosigkeit oder
auch die Gewissenlosigkeit vieler Frauen, ich denke dabei be-
sonders an die Mütter, den Dingen des öffentlichen Lebens
gegenüber. Sie schicken ihre Söhne in die Welt hinaus. Mit
welch unlauteren Einflüssen Jünglinge draußen zu kämpfen
haben, das kümmert sie nicht. Sie lassen ihre Töchter einen
Beruf ergreifen. Wie schwer die Jnteresselosigkeit der be-
rufslosen Frauen auf der Ausgestaltung der Frauenberufe
lastet, das wollen oder können sie nicht einsehen. Sie sprechen
gern und viel von Mutterpflichten, aber ihr Pflichtge-
fühl hört auf, sobald die Kinder die Schwelle
des Hauses überschritten haben
. Daß die Frau
aus Eigeninteresse aber auch kraft ihres Amtes als
Mutter
teilnehmen muß an der Gestaltung des öffentlichen
Lebens, wenn ihr Sorgen und Mühen für ihre Kinder nicht
vergeblich oder vom Zufall abhängig bleiben soll, das können
viele Frauen noch immer nicht einsehen. Lieber lassen sie ihre
Kinder schweren Kampf kämpfen, sie klagen lieber untätig

deutschen Studenten aber haben solches Gerede Lügen gestraft.
Die Frauen, die die Hochschulen besuchen, sind nicht etwa, wie
man voraussagte, durch und mit den Studenten verroht, eher
haben sie – wenn man Studierenden und Professoren, die ja
beide kompetente Beurteiler sind, Glauben schenken will –
veredelnd, sittigend eingewirkt auf den Ton in und außer dem
Hörsaal.

Auch vor der Wahlurne, daran zweifle ich nicht, würde
der deutsche Mann Frauen mit Achtung zu begegnen lernen.

Aber, so hört man nun wieder, die Frauen wollen
doch selbst gar nicht wählen, sie sind mit dem jetzigen Zustand
durchaus zufrieden.

Jst das der Fall, und ich weiß, daß es oft genug zu-
trifft, so erklärt es sich durch die Ahnungslosigkeit oder
auch die Gewissenlosigkeit vieler Frauen, ich denke dabei be-
sonders an die Mütter, den Dingen des öffentlichen Lebens
gegenüber. Sie schicken ihre Söhne in die Welt hinaus. Mit
welch unlauteren Einflüssen Jünglinge draußen zu kämpfen
haben, das kümmert sie nicht. Sie lassen ihre Töchter einen
Beruf ergreifen. Wie schwer die Jnteresselosigkeit der be-
rufslosen Frauen auf der Ausgestaltung der Frauenberufe
lastet, das wollen oder können sie nicht einsehen. Sie sprechen
gern und viel von Mutterpflichten, aber ihr Pflichtge-
fühl hört auf, sobald die Kinder die Schwelle
des Hauses überschritten haben
. Daß die Frau
aus Eigeninteresse aber auch kraft ihres Amtes als
Mutter
teilnehmen muß an der Gestaltung des öffentlichen
Lebens, wenn ihr Sorgen und Mühen für ihre Kinder nicht
vergeblich oder vom Zufall abhängig bleiben soll, das können
viele Frauen noch immer nicht einsehen. Lieber lassen sie ihre
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[272/0282] deutschen Studenten aber haben solches Gerede Lügen gestraft. Die Frauen, die die Hochschulen besuchen, sind nicht etwa, wie man voraussagte, durch und mit den Studenten verroht, eher haben sie – wenn man Studierenden und Professoren, die ja beide kompetente Beurteiler sind, Glauben schenken will – veredelnd, sittigend eingewirkt auf den Ton in und außer dem Hörsaal. Auch vor der Wahlurne, daran zweifle ich nicht, würde der deutsche Mann Frauen mit Achtung zu begegnen lernen. Aber, so hört man nun wieder, die Frauen wollen doch selbst gar nicht wählen, sie sind mit dem jetzigen Zustand durchaus zufrieden. Jst das der Fall, und ich weiß, daß es oft genug zu- trifft, so erklärt es sich durch die Ahnungslosigkeit oder auch die Gewissenlosigkeit vieler Frauen, ich denke dabei be- sonders an die Mütter, den Dingen des öffentlichen Lebens gegenüber. Sie schicken ihre Söhne in die Welt hinaus. Mit welch unlauteren Einflüssen Jünglinge draußen zu kämpfen haben, das kümmert sie nicht. Sie lassen ihre Töchter einen Beruf ergreifen. Wie schwer die Jnteresselosigkeit der be- rufslosen Frauen auf der Ausgestaltung der Frauenberufe lastet, das wollen oder können sie nicht einsehen. Sie sprechen gern und viel von Mutterpflichten, aber ihr Pflichtge- fühl hört auf, sobald die Kinder die Schwelle des Hauses überschritten haben. Daß die Frau aus Eigeninteresse aber auch kraft ihres Amtes als Mutter teilnehmen muß an der Gestaltung des öffentlichen Lebens, wenn ihr Sorgen und Mühen für ihre Kinder nicht vergeblich oder vom Zufall abhängig bleiben soll, das können viele Frauen noch immer nicht einsehen. Lieber lassen sie ihre Kinder schweren Kampf kämpfen, sie klagen lieber untätig

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/282>, abgerufen am 24.11.2024.