Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

Bild:
<< vorherige Seite

wie sollten Männer auf den Gedanken kommen sie hoch ein-
zuschätzen? Die Liebe, so sagt man, ist das Höchste im Leben
der Frau. Wie aber soll man von Frauen denken, die ihr
Höchstes um äußerer Vorteile willen verkaufen? Und wie von
Eltern, die ihren Töchtern eine so grundverkehrte Erziehung
geben, daß sie ahnungslos oder unüberlegt den folgenschwersten
Schritt ihres Lebens tun?

Klärung, Vertiefung, Veredlung ersehnen wir Frauen auf
dem Gebiete der Liebe, der Ehe. Jch spreche mit Willen von
der Ehe, nicht nur von der Liebe. Denn ich bin nicht der
Ansicht, wie man das jetzt öfters aussprechen hört, daß das
Jnstitut der Ehe etwas sei, das sich überlebt habe, etwas,
das überwunden werden müsse, um es durch eine freiere Art
von Zusammenleben zwischen Mann und Weib zeitgemäß zu
ersetzen. Freilich müssen wir, wenn wir unser Eheleben wieder
zu Ehren bringen wollen, die Ehe auch wieder in höherem,
heiligerem Sinne fassen lernen.

Nur in einem echten Liebesbunde können Mann und
Weib Glück finden. Nur einem echten Liebesbunde können
Kinder entwachsen, kraftvoll und schön, nur von Eltern, die
in fester Seelengemeinschaft verbunden leben, können solche
Kinder die rechte Erziehung erhalten. Um unserer selbst und
um unserer Kinder willen müssen wir gegen alle auf unechter
Grundlage aufgebauten ehelichen Verhältnisse Einspruch erhe-
ben, müssen uns aber auch, auf die Gefahr hin rückständig zu
erscheinen, gegen zu laxe, seichte Anschauungen in Bezug auf
Liebe und Ehe wenden. Der Begriff "freie Liebe", wie er
von der Mehrzahl der Menschen gefaßt wird, ist etwas, das
unserer deutschen Art nicht entspricht, etwas, das in die
Tat umgesetzt einen der Grundpfeiler unseres Volksglückes,
die Familie, vollständig erschüttern würde. Freie Liebe an

wie sollten Männer auf den Gedanken kommen sie hoch ein-
zuschätzen? Die Liebe, so sagt man, ist das Höchste im Leben
der Frau. Wie aber soll man von Frauen denken, die ihr
Höchstes um äußerer Vorteile willen verkaufen? Und wie von
Eltern, die ihren Töchtern eine so grundverkehrte Erziehung
geben, daß sie ahnungslos oder unüberlegt den folgenschwersten
Schritt ihres Lebens tun?

Klärung, Vertiefung, Veredlung ersehnen wir Frauen auf
dem Gebiete der Liebe, der Ehe. Jch spreche mit Willen von
der Ehe, nicht nur von der Liebe. Denn ich bin nicht der
Ansicht, wie man das jetzt öfters aussprechen hört, daß das
Jnstitut der Ehe etwas sei, das sich überlebt habe, etwas,
das überwunden werden müsse, um es durch eine freiere Art
von Zusammenleben zwischen Mann und Weib zeitgemäß zu
ersetzen. Freilich müssen wir, wenn wir unser Eheleben wieder
zu Ehren bringen wollen, die Ehe auch wieder in höherem,
heiligerem Sinne fassen lernen.

Nur in einem echten Liebesbunde können Mann und
Weib Glück finden. Nur einem echten Liebesbunde können
Kinder entwachsen, kraftvoll und schön, nur von Eltern, die
in fester Seelengemeinschaft verbunden leben, können solche
Kinder die rechte Erziehung erhalten. Um unserer selbst und
um unserer Kinder willen müssen wir gegen alle auf unechter
Grundlage aufgebauten ehelichen Verhältnisse Einspruch erhe-
ben, müssen uns aber auch, auf die Gefahr hin rückständig zu
erscheinen, gegen zu laxe, seichte Anschauungen in Bezug auf
Liebe und Ehe wenden. Der Begriff „freie Liebe“, wie er
von der Mehrzahl der Menschen gefaßt wird, ist etwas, das
unserer deutschen Art nicht entspricht, etwas, das in die
Tat umgesetzt einen der Grundpfeiler unseres Volksglückes,
die Familie, vollständig erschüttern würde. Freie Liebe an

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0204" n="194"/>
wie sollten Männer auf den Gedanken kommen sie hoch ein-<lb/>
zuschätzen? Die Liebe, so sagt man, ist das Höchste im Leben<lb/>
der Frau. Wie aber soll man von Frauen denken, die ihr<lb/>
Höchstes um äußerer Vorteile willen verkaufen? Und wie von<lb/>
Eltern, die ihren Töchtern eine so grundverkehrte Erziehung<lb/>
geben, daß sie ahnungslos oder unüberlegt den folgenschwersten<lb/>
Schritt ihres Lebens tun?</p><lb/>
        <p>Klärung, Vertiefung, Veredlung ersehnen wir Frauen auf<lb/>
dem Gebiete der Liebe, der Ehe. Jch spreche mit Willen von<lb/>
der <hi rendition="#g">Ehe</hi>, nicht nur von der Liebe. Denn ich bin nicht der<lb/>
Ansicht, wie man das jetzt öfters aussprechen hört, daß das<lb/>
Jnstitut der Ehe etwas sei, das sich überlebt habe, etwas,<lb/>
das überwunden werden müsse, um es durch eine freiere Art<lb/>
von Zusammenleben zwischen Mann und Weib zeitgemäß zu<lb/>
ersetzen. Freilich müssen wir, wenn wir unser Eheleben wieder<lb/>
zu Ehren bringen wollen, die Ehe auch wieder in höherem,<lb/>
heiligerem Sinne fassen lernen.</p><lb/>
        <p>Nur in einem echten Liebesbunde können Mann und<lb/>
Weib Glück finden. Nur einem echten Liebesbunde können<lb/>
Kinder entwachsen, kraftvoll und schön, nur von Eltern, die<lb/>
in fester Seelengemeinschaft verbunden leben, können solche<lb/>
Kinder die rechte Erziehung erhalten. Um unserer selbst und<lb/>
um unserer Kinder willen müssen wir gegen alle auf unechter<lb/>
Grundlage aufgebauten ehelichen Verhältnisse Einspruch erhe-<lb/>
ben, müssen uns aber auch, auf die Gefahr hin rückständig zu<lb/>
erscheinen, gegen zu laxe, seichte Anschauungen in Bezug auf<lb/>
Liebe und Ehe wenden. Der Begriff &#x201E;freie Liebe&#x201C;, wie er<lb/>
von der Mehrzahl der Menschen gefaßt wird, ist etwas, das<lb/>
unserer deutschen Art nicht entspricht, etwas, das in die<lb/>
Tat umgesetzt einen der Grundpfeiler unseres Volksglückes,<lb/>
die Familie, vollständig erschüttern würde. Freie Liebe an<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0204] wie sollten Männer auf den Gedanken kommen sie hoch ein- zuschätzen? Die Liebe, so sagt man, ist das Höchste im Leben der Frau. Wie aber soll man von Frauen denken, die ihr Höchstes um äußerer Vorteile willen verkaufen? Und wie von Eltern, die ihren Töchtern eine so grundverkehrte Erziehung geben, daß sie ahnungslos oder unüberlegt den folgenschwersten Schritt ihres Lebens tun? Klärung, Vertiefung, Veredlung ersehnen wir Frauen auf dem Gebiete der Liebe, der Ehe. Jch spreche mit Willen von der Ehe, nicht nur von der Liebe. Denn ich bin nicht der Ansicht, wie man das jetzt öfters aussprechen hört, daß das Jnstitut der Ehe etwas sei, das sich überlebt habe, etwas, das überwunden werden müsse, um es durch eine freiere Art von Zusammenleben zwischen Mann und Weib zeitgemäß zu ersetzen. Freilich müssen wir, wenn wir unser Eheleben wieder zu Ehren bringen wollen, die Ehe auch wieder in höherem, heiligerem Sinne fassen lernen. Nur in einem echten Liebesbunde können Mann und Weib Glück finden. Nur einem echten Liebesbunde können Kinder entwachsen, kraftvoll und schön, nur von Eltern, die in fester Seelengemeinschaft verbunden leben, können solche Kinder die rechte Erziehung erhalten. Um unserer selbst und um unserer Kinder willen müssen wir gegen alle auf unechter Grundlage aufgebauten ehelichen Verhältnisse Einspruch erhe- ben, müssen uns aber auch, auf die Gefahr hin rückständig zu erscheinen, gegen zu laxe, seichte Anschauungen in Bezug auf Liebe und Ehe wenden. Der Begriff „freie Liebe“, wie er von der Mehrzahl der Menschen gefaßt wird, ist etwas, das unserer deutschen Art nicht entspricht, etwas, das in die Tat umgesetzt einen der Grundpfeiler unseres Volksglückes, die Familie, vollständig erschüttern würde. Freie Liebe an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat. (2015-08-06T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: wie Vorlage; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/204
Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/204>, abgerufen am 28.04.2024.