Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

Bild:
<< vorherige Seite

zurücknehmenden jungen Leute gut lohnende Arbeit mit Vor-
liebe an solche Mädchen und Frauen austeilen, die nicht spröde
sind." Und weiter schreibt der Gewerberat: "Alleinstehende
junge Mädchen können in allen Branchen nicht auskommen
ohne Nebenerwerb."

Daß auch andere Berufe die Mädchen keineswegs sicher
stellen, beweist Anna Pappritz, die tapfere Vorkämpferin
auf dem Gebiete der Sittlichkeitsfrage, mit folgenden, z. T.
der sozialen Praxis entnommenen Ausführungen:
"Jn Berlin erhalten fast die Hälfte der Verkäuferinnen
weniger als 60 Mk. Monatsgehalt. Das Durchschnittsgehalt
der Ladenmädchen nach einer Tätigkeitsdauer von 3-4 Jahren
beträgt in Berlin 57,50 Mk., in anderen größeren Städten
Deutschlands nur 27 - 47 Mk. monatlich. Daß auch diese Ge-
hälter ein Existenzminimum darstellen und vielfach auch unter
dasselbe sinken, beweist folgende Berechnung:

Frl. B.s Jahresausgaben.
Wohnung144Mk.jährlich12Mk.monatlich mit Kaffee
Mitagessen144""12""40 Pf. täglich
Abendessen120""10""33 Pf. täglich
Wäsche24""wöchentlich50 Pf.
Vereine6""3 Mk. Jahresbeitr. Verb.
kfm. Geh. 6 Mk. Jahres-
beitr. Stenographen-Verein
Kleidung57""2 Kleider je 18 Mk. 2 Hüte
je 3 M. 1 Jacket 15 Mk.
Schuhwerk25""2 P. neue Stiefel u. Repa-
raturen
Neuanschaffung15""Strümpfe, Leibwäsche, 1 Un-
terrock


Uebertrag535""

zurücknehmenden jungen Leute gut lohnende Arbeit mit Vor-
liebe an solche Mädchen und Frauen austeilen, die nicht spröde
sind.“ Und weiter schreibt der Gewerberat: „Alleinstehende
junge Mädchen können in allen Branchen nicht auskommen
ohne Nebenerwerb.“

Daß auch andere Berufe die Mädchen keineswegs sicher
stellen, beweist Anna Pappritz, die tapfere Vorkämpferin
auf dem Gebiete der Sittlichkeitsfrage, mit folgenden, z. T.
der sozialen Praxis entnommenen Ausführungen:
„Jn Berlin erhalten fast die Hälfte der Verkäuferinnen
weniger als 60 Mk. Monatsgehalt. Das Durchschnittsgehalt
der Ladenmädchen nach einer Tätigkeitsdauer von 3–4 Jahren
beträgt in Berlin 57,50 Mk., in anderen größeren Städten
Deutschlands nur 27 – 47 Mk. monatlich. Daß auch diese Ge-
hälter ein Existenzminimum darstellen und vielfach auch unter
dasselbe sinken, beweist folgende Berechnung:

Frl. B.s Jahresausgaben.
Wohnung144Mk.jährlich12Mk.monatlich mit Kaffee
Mitagessen1441240 Pf. täglich
Abendessen1201033 Pf. täglich
Wäsche24wöchentlich50 Pf.
Vereine63 Mk. Jahresbeitr. Verb.
kfm. Geh. 6 Mk. Jahres-
beitr. Stenographen-Verein
Kleidung572 Kleider je 18 Mk. 2 Hüte
je 3 M. 1 Jacket 15 Mk.
Schuhwerk252 P. neue Stiefel u. Repa-
raturen
Neuanschaffung15Strümpfe, Leibwäsche, 1 Un-
terrock


Uebertrag535
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0161" n="151"/>
zurücknehmenden jungen Leute gut lohnende Arbeit mit Vor-<lb/>
liebe an solche Mädchen und Frauen austeilen, die nicht spröde<lb/>
sind.&#x201C; Und weiter schreibt der Gewerberat: &#x201E;Alleinstehende<lb/>
junge Mädchen können in allen Branchen nicht auskommen<lb/>
ohne Nebenerwerb.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Daß auch andere Berufe die Mädchen keineswegs sicher<lb/>
stellen, beweist <hi rendition="#g">Anna Pappritz</hi>, die tapfere Vorkämpferin<lb/>
auf dem Gebiete der Sittlichkeitsfrage, mit folgenden, z. T.<lb/>
der sozialen Praxis entnommenen Ausführungen:<lb/>
&#x201E;Jn Berlin erhalten fast die Hälfte der Verkäuferinnen<lb/>
weniger als 60 Mk. Monatsgehalt. Das Durchschnittsgehalt<lb/>
der Ladenmädchen nach einer Tätigkeitsdauer von 3&#x2013;4 Jahren<lb/>
beträgt in Berlin 57,50 Mk., in anderen größeren Städten<lb/>
Deutschlands nur 27 &#x2013; 47 Mk. monatlich. Daß auch diese Ge-<lb/>
hälter ein Existenzminimum darstellen und vielfach auch unter<lb/>
dasselbe sinken, beweist folgende Berechnung:</p><lb/>
        <table>
          <head>Frl. B.s Jahresausgaben.</head><lb/>
          <row>
            <cell>Wohnung</cell>
            <cell>144</cell>
            <cell>Mk.</cell>
            <cell>jährlich</cell>
            <cell>12</cell>
            <cell>Mk.</cell>
            <cell>monatlich </cell>
            <cell>mit Kaffee</cell>
          </row><lb/>
          <row>
            <cell>Mitagessen</cell>
            <cell>144</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>12</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>40 Pf. täglich</cell>
          </row><lb/>
          <row>
            <cell>Abendessen</cell>
            <cell>120</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>10</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>33 Pf. täglich</cell>
          </row><lb/>
          <row>
            <cell>Wäsche</cell>
            <cell>24</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell>wöchentlich</cell>
            <cell>50 Pf.</cell>
          </row><lb/>
          <row>
            <cell>Vereine</cell>
            <cell>6</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell>3 Mk. Jahresbeitr. Verb.<lb/>
kfm. Geh. 6 Mk. Jahres-<lb/>
beitr. Stenographen-Verein</cell>
          </row><lb/>
          <row>
            <cell>Kleidung</cell>
            <cell>57</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell>2 Kleider je 18 Mk. 2 Hüte<lb/>
je 3 M. 1 Jacket 15 Mk.</cell>
          </row><lb/>
          <row>
            <cell>Schuhwerk</cell>
            <cell>25</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell>2 P. neue Stiefel u. Repa-<lb/>
raturen</cell>
          </row><lb/>
          <row>
            <cell>Neuanschaffung</cell>
            <cell>15</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell>Strümpfe, Leibwäsche, 1 Un-<lb/>
terrock</cell>
          </row><lb/>
          <row>
            <cell/>
            <cell>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            </cell>
            <cell>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            </cell>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell/>
          </row><lb/>
          <row>
            <cell>Uebertrag</cell>
            <cell>535</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell>&#x3003;</cell>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell/>
            <cell/>
          </row><lb/>
        </table>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0161] zurücknehmenden jungen Leute gut lohnende Arbeit mit Vor- liebe an solche Mädchen und Frauen austeilen, die nicht spröde sind.“ Und weiter schreibt der Gewerberat: „Alleinstehende junge Mädchen können in allen Branchen nicht auskommen ohne Nebenerwerb.“ Daß auch andere Berufe die Mädchen keineswegs sicher stellen, beweist Anna Pappritz, die tapfere Vorkämpferin auf dem Gebiete der Sittlichkeitsfrage, mit folgenden, z. T. der sozialen Praxis entnommenen Ausführungen: „Jn Berlin erhalten fast die Hälfte der Verkäuferinnen weniger als 60 Mk. Monatsgehalt. Das Durchschnittsgehalt der Ladenmädchen nach einer Tätigkeitsdauer von 3–4 Jahren beträgt in Berlin 57,50 Mk., in anderen größeren Städten Deutschlands nur 27 – 47 Mk. monatlich. Daß auch diese Ge- hälter ein Existenzminimum darstellen und vielfach auch unter dasselbe sinken, beweist folgende Berechnung: Frl. B.s Jahresausgaben. Wohnung 144 Mk. jährlich 12 Mk. monatlich mit Kaffee Mitagessen 144 〃 〃 12 〃 〃 40 Pf. täglich Abendessen 120 〃 〃 10 〃 〃 33 Pf. täglich Wäsche 24 〃 〃 wöchentlich 50 Pf. Vereine 6 〃 〃 3 Mk. Jahresbeitr. Verb. kfm. Geh. 6 Mk. Jahres- beitr. Stenographen-Verein Kleidung 57 〃 〃 2 Kleider je 18 Mk. 2 Hüte je 3 M. 1 Jacket 15 Mk. Schuhwerk 25 〃 〃 2 P. neue Stiefel u. Repa- raturen Neuanschaffung 15 〃 〃 Strümpfe, Leibwäsche, 1 Un- terrock Uebertrag 535 〃 〃

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat. (2015-08-06T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: wie Vorlage; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/161
Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/161>, abgerufen am 02.05.2024.