Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Weitaus die größere Hälfte aller von der öffentlichen Armen-
pflege Unterstützten besteht aus Frauen.
Es würde nur den Forderungen der Gerechtigkeit und
Billigkeit entsprechen, wenn die Jnteressen dieser Frauen
auch von Frauen vertreten würden.

4. Eine der wichtigsten Aufgaben der Armenpflege und die
ausschließliche Aufgabe der Waisenpflege besteht in der Für-
sorge für Kinder, in der Regelung ihrer Verpflegung, Er-
ziehung, Berufsbildung, in der Ueberwachung von Zieh-
kindern und deren Pflegeeltern.
Frauen und Mütter können in der Regel die Bedürfnisse
von Kindern und ihr Gedeihen besser beurteilen als Männer
und sollten deshalb ihren Einfluß dabei geltend machen
können.

5. Den Armenpflegern liegt die Fürsorge für kranke, gebrech-
liche und alte Leute ob, für die zwar wirtschaftliche Selb-
ständigkeit nicht mehr zu erhoffen ist, denen aber nicht nur
der notwendige Lebensunterhalt gereicht, sondern auch das
Gefühl gänzlicher Vereinsamung und Trostlosigkeit genommen
werden sollte.
Frauen, die durch keinen Beruf gebunden sind, könnten
mehr Zeit auf die Besuche bei solchen Pfleglingen ver-
wenden, als die meisten Männer dafür erübrigen, und
würden somit diese Aufgabe besser erfüllen.

6. Die Aufsicht über die der öffentlichen Armen- und Waisen-
pflege unterstellten Anstalten (Armenhäuser, Siechen- und
Krankenanstalten, Waisenhäuser u. dgl.) erfordert wirtschaft-
liche Kenntnisse und Verständnis für die Leistungsfähigkeit
der weiblichen Hausbeamten und Angestellten.
Frauen, die auf diesem Gebiete Erfahrung haben, wer-
den Oberinnen, Hausmütter, Pflegerinnen und Angestellte

3. Weitaus die größere Hälfte aller von der öffentlichen Armen-
pflege Unterstützten besteht aus Frauen.
Es würde nur den Forderungen der Gerechtigkeit und
Billigkeit entsprechen, wenn die Jnteressen dieser Frauen
auch von Frauen vertreten würden.

4. Eine der wichtigsten Aufgaben der Armenpflege und die
ausschließliche Aufgabe der Waisenpflege besteht in der Für-
sorge für Kinder, in der Regelung ihrer Verpflegung, Er-
ziehung, Berufsbildung, in der Ueberwachung von Zieh-
kindern und deren Pflegeeltern.
Frauen und Mütter können in der Regel die Bedürfnisse
von Kindern und ihr Gedeihen besser beurteilen als Männer
und sollten deshalb ihren Einfluß dabei geltend machen
können.

5. Den Armenpflegern liegt die Fürsorge für kranke, gebrech-
liche und alte Leute ob, für die zwar wirtschaftliche Selb-
ständigkeit nicht mehr zu erhoffen ist, denen aber nicht nur
der notwendige Lebensunterhalt gereicht, sondern auch das
Gefühl gänzlicher Vereinsamung und Trostlosigkeit genommen
werden sollte.
Frauen, die durch keinen Beruf gebunden sind, könnten
mehr Zeit auf die Besuche bei solchen Pfleglingen ver-
wenden, als die meisten Männer dafür erübrigen, und
würden somit diese Aufgabe besser erfüllen.

6. Die Aufsicht über die der öffentlichen Armen- und Waisen-
pflege unterstellten Anstalten (Armenhäuser, Siechen- und
Krankenanstalten, Waisenhäuser u. dgl.) erfordert wirtschaft-
liche Kenntnisse und Verständnis für die Leistungsfähigkeit
der weiblichen Hausbeamten und Angestellten.
Frauen, die auf diesem Gebiete Erfahrung haben, wer-
den Oberinnen, Hausmütter, Pflegerinnen und Angestellte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <list>
            <pb facs="#f0136" n="126"/>
            <item>3. Weitaus die größere Hälfte aller von der öffentlichen Armen-<lb/>
pflege Unterstützten besteht aus Frauen.<lb/>
Es würde nur den Forderungen der Gerechtigkeit und<lb/>
Billigkeit entsprechen, wenn die Jnteressen dieser Frauen<lb/>
auch von Frauen vertreten würden.</item><lb/>
            <item>4. Eine der wichtigsten Aufgaben der Armenpflege und die<lb/>
ausschließliche Aufgabe der Waisenpflege besteht in der Für-<lb/>
sorge für Kinder, in der Regelung ihrer Verpflegung, Er-<lb/>
ziehung, Berufsbildung, in der Ueberwachung von Zieh-<lb/>
kindern und deren Pflegeeltern.<lb/>
Frauen und Mütter können in der Regel die Bedürfnisse<lb/>
von Kindern und ihr Gedeihen besser beurteilen als Männer<lb/>
und sollten deshalb ihren Einfluß dabei geltend machen<lb/>
können.</item><lb/>
            <item>5. Den Armenpflegern liegt die Fürsorge für kranke, gebrech-<lb/>
liche und alte Leute ob, für die zwar wirtschaftliche Selb-<lb/>
ständigkeit nicht mehr zu erhoffen ist, denen aber nicht nur<lb/>
der notwendige Lebensunterhalt gereicht, sondern auch das<lb/>
Gefühl gänzlicher Vereinsamung und Trostlosigkeit genommen<lb/>
werden sollte.<lb/>
Frauen, die durch keinen Beruf gebunden sind, könnten<lb/>
mehr Zeit auf die Besuche bei solchen Pfleglingen ver-<lb/>
wenden, als die meisten Männer dafür erübrigen, und<lb/>
würden somit diese Aufgabe besser erfüllen.</item><lb/>
            <item>6. Die Aufsicht über die der öffentlichen Armen- und Waisen-<lb/>
pflege unterstellten Anstalten (Armenhäuser, Siechen- und<lb/>
Krankenanstalten, Waisenhäuser u. dgl.) erfordert wirtschaft-<lb/>
liche Kenntnisse und Verständnis für die Leistungsfähigkeit<lb/>
der weiblichen Hausbeamten und Angestellten.<lb/>
Frauen, die auf diesem Gebiete Erfahrung haben, wer-<lb/>
den Oberinnen, Hausmütter, Pflegerinnen und Angestellte<lb/></item>
          </list>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0136] 3. Weitaus die größere Hälfte aller von der öffentlichen Armen- pflege Unterstützten besteht aus Frauen. Es würde nur den Forderungen der Gerechtigkeit und Billigkeit entsprechen, wenn die Jnteressen dieser Frauen auch von Frauen vertreten würden. 4. Eine der wichtigsten Aufgaben der Armenpflege und die ausschließliche Aufgabe der Waisenpflege besteht in der Für- sorge für Kinder, in der Regelung ihrer Verpflegung, Er- ziehung, Berufsbildung, in der Ueberwachung von Zieh- kindern und deren Pflegeeltern. Frauen und Mütter können in der Regel die Bedürfnisse von Kindern und ihr Gedeihen besser beurteilen als Männer und sollten deshalb ihren Einfluß dabei geltend machen können. 5. Den Armenpflegern liegt die Fürsorge für kranke, gebrech- liche und alte Leute ob, für die zwar wirtschaftliche Selb- ständigkeit nicht mehr zu erhoffen ist, denen aber nicht nur der notwendige Lebensunterhalt gereicht, sondern auch das Gefühl gänzlicher Vereinsamung und Trostlosigkeit genommen werden sollte. Frauen, die durch keinen Beruf gebunden sind, könnten mehr Zeit auf die Besuche bei solchen Pfleglingen ver- wenden, als die meisten Männer dafür erübrigen, und würden somit diese Aufgabe besser erfüllen. 6. Die Aufsicht über die der öffentlichen Armen- und Waisen- pflege unterstellten Anstalten (Armenhäuser, Siechen- und Krankenanstalten, Waisenhäuser u. dgl.) erfordert wirtschaft- liche Kenntnisse und Verständnis für die Leistungsfähigkeit der weiblichen Hausbeamten und Angestellten. Frauen, die auf diesem Gebiete Erfahrung haben, wer- den Oberinnen, Hausmütter, Pflegerinnen und Angestellte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat. (2015-08-06T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: wie Vorlage; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/136
Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/136>, abgerufen am 08.05.2024.