Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

Bild:
<< vorherige Seite

b) indem er die Praxis einzuführen versucht, daß besondere
Hilfe (Brennmaterial, Hauspflege rc.) mehr und mehr
auf Ansuchen des den Fall versorgenden Vereins, nicht
auf Gesuch des Bedürftigen selbst gegeben werde.

Jn der Zentrale sind 6 Frauen angestellt, neben un-
gefähr ebenso viel Männern. Der Stadtbund hat nur eine
bezahlte Sekretärin, etwa 12 Frauen arbeiten freiwillig ab-
wechselnd neben ihr, jeden Tag zwei in der Regel. Jn der
Zentrale helfen auch drei Frauen freiwillig, hauptsächlich durch
Besuche bei Kindern und jungen Mädchen (Sparkasse für Land-
aufenthalt - holen wöchentlich die Beiträge ab). Aehnliche
Einrichtungen bestanden bereits in Dresden, Posen, Branden-
burg, Stettin. Jn dieser Stadt war die Gründung ebenfalls
das Werk einer Frau, der Frau Bürgermeister Sternberg,
Vorsitzende des dortigen Zweigvereins des Allg. Dtsch. Frauen-
vereins. Auch in Cassel ist neuerdings ein Stadtbund von
Frauenvereinen gegründet, dessen Vorsitzende, Auguste För-
ster
, Vorsitzende des Casseler Frauenbildungsvereins, des
ältesten Zweigvereins des Allg. Dtsch. Frauenvereins, ist 1).
Jn Mannheim, Mainz u. a. O. haben sich Frauenvereine zu
Stadtbünden zusammengeschlossen, um gemeinsames Vorgehen
zu ermöglichen, Zersplitterung der Kräfte zu vermeiden.

Das neue bürgerliche Gesetzbuch gab der Frau noch ein
neues Gebiet der Fürsorgetätigkeit: sie konnte zum Vor-
mund
ernannt werden. Frauen zur Uebernahme von Vor-
mundschaften zu veranlassen, ist ein Hauptstreben der Frauen-
bewegungsvereine. Dank dem Vorgehen des sehr rührigen
Vereins "Frauenwohl"-Bromberg z. B. waren 1902 bereits
40 Frauen in Bromberg als Vormünderinnen tätig. Ueber

1) Vgl. Johanna Wäscher. Die Casseler Frauenvereine 1812
bis 1904. Verlag Ernst Hühn.

b) indem er die Praxis einzuführen versucht, daß besondere
Hilfe (Brennmaterial, Hauspflege rc.) mehr und mehr
auf Ansuchen des den Fall versorgenden Vereins, nicht
auf Gesuch des Bedürftigen selbst gegeben werde.

Jn der Zentrale sind 6 Frauen angestellt, neben un-
gefähr ebenso viel Männern. Der Stadtbund hat nur eine
bezahlte Sekretärin, etwa 12 Frauen arbeiten freiwillig ab-
wechselnd neben ihr, jeden Tag zwei in der Regel. Jn der
Zentrale helfen auch drei Frauen freiwillig, hauptsächlich durch
Besuche bei Kindern und jungen Mädchen (Sparkasse für Land-
aufenthalt – holen wöchentlich die Beiträge ab). Aehnliche
Einrichtungen bestanden bereits in Dresden, Posen, Branden-
burg, Stettin. Jn dieser Stadt war die Gründung ebenfalls
das Werk einer Frau, der Frau Bürgermeister Sternberg,
Vorsitzende des dortigen Zweigvereins des Allg. Dtsch. Frauen-
vereins. Auch in Cassel ist neuerdings ein Stadtbund von
Frauenvereinen gegründet, dessen Vorsitzende, Auguste För-
ster
, Vorsitzende des Casseler Frauenbildungsvereins, des
ältesten Zweigvereins des Allg. Dtsch. Frauenvereins, ist 1).
Jn Mannheim, Mainz u. a. O. haben sich Frauenvereine zu
Stadtbünden zusammengeschlossen, um gemeinsames Vorgehen
zu ermöglichen, Zersplitterung der Kräfte zu vermeiden.

Das neue bürgerliche Gesetzbuch gab der Frau noch ein
neues Gebiet der Fürsorgetätigkeit: sie konnte zum Vor-
mund
ernannt werden. Frauen zur Uebernahme von Vor-
mundschaften zu veranlassen, ist ein Hauptstreben der Frauen-
bewegungsvereine. Dank dem Vorgehen des sehr rührigen
Vereins „Frauenwohl“-Bromberg z. B. waren 1902 bereits
40 Frauen in Bromberg als Vormünderinnen tätig. Ueber

1) Vgl. Johanna Wäscher. Die Casseler Frauenvereine 1812
bis 1904. Verlag Ernst Hühn.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <list>
            <pb facs="#f0132" n="122"/>
            <item><hi rendition="#aq">b</hi>) indem er die Praxis einzuführen versucht, daß besondere<lb/>
Hilfe (Brennmaterial, Hauspflege rc.) mehr und mehr<lb/>
auf Ansuchen des den Fall versorgenden Vereins, nicht<lb/>
auf Gesuch des Bedürftigen selbst gegeben werde.</item><lb/>
          </list>
        </p>
        <p>Jn der Zentrale sind 6 Frauen angestellt, neben un-<lb/>
gefähr ebenso viel Männern. Der Stadtbund hat nur <hi rendition="#g">eine</hi><lb/>
bezahlte Sekretärin, etwa 12 Frauen arbeiten freiwillig ab-<lb/>
wechselnd neben ihr, jeden Tag zwei in der Regel. Jn der<lb/>
Zentrale helfen auch drei Frauen freiwillig, hauptsächlich durch<lb/>
Besuche bei Kindern und jungen Mädchen (Sparkasse für Land-<lb/>
aufenthalt &#x2013; holen wöchentlich die Beiträge ab). Aehnliche<lb/>
Einrichtungen bestanden bereits in Dresden, Posen, Branden-<lb/>
burg, Stettin. Jn dieser Stadt war die Gründung ebenfalls<lb/>
das Werk einer Frau, der Frau Bürgermeister <hi rendition="#g">Sternberg</hi>,<lb/>
Vorsitzende des dortigen Zweigvereins des Allg. Dtsch. Frauen-<lb/>
vereins. Auch in Cassel ist neuerdings ein Stadtbund von<lb/>
Frauenvereinen gegründet, dessen Vorsitzende, <hi rendition="#g">Auguste För-<lb/>
ster</hi>, Vorsitzende des Casseler Frauenbildungsvereins, des<lb/>
ältesten Zweigvereins des Allg. Dtsch. Frauenvereins, ist <note place="foot" n="1)">Vgl. Johanna Wäscher. Die Casseler Frauenvereine 1812<lb/>
bis 1904. Verlag Ernst Hühn.</note>.<lb/>
Jn Mannheim, Mainz u. a. O. haben sich Frauenvereine zu<lb/>
Stadtbünden zusammengeschlossen, um gemeinsames Vorgehen<lb/>
zu ermöglichen, Zersplitterung der Kräfte zu vermeiden.</p><lb/>
        <p>Das neue bürgerliche Gesetzbuch gab der Frau noch ein<lb/>
neues Gebiet der Fürsorgetätigkeit: sie konnte zum <hi rendition="#g">Vor-<lb/>
mund</hi> ernannt werden. Frauen zur Uebernahme von Vor-<lb/>
mundschaften zu veranlassen, ist ein Hauptstreben der Frauen-<lb/>
bewegungsvereine. Dank dem Vorgehen des sehr rührigen<lb/>
Vereins <hi rendition="#g">&#x201E;Frauenwohl&#x201C;-Bromberg</hi> z. B. waren 1902 bereits<lb/>
40 Frauen in Bromberg als Vormünderinnen tätig. Ueber<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0132] b) indem er die Praxis einzuführen versucht, daß besondere Hilfe (Brennmaterial, Hauspflege rc.) mehr und mehr auf Ansuchen des den Fall versorgenden Vereins, nicht auf Gesuch des Bedürftigen selbst gegeben werde. Jn der Zentrale sind 6 Frauen angestellt, neben un- gefähr ebenso viel Männern. Der Stadtbund hat nur eine bezahlte Sekretärin, etwa 12 Frauen arbeiten freiwillig ab- wechselnd neben ihr, jeden Tag zwei in der Regel. Jn der Zentrale helfen auch drei Frauen freiwillig, hauptsächlich durch Besuche bei Kindern und jungen Mädchen (Sparkasse für Land- aufenthalt – holen wöchentlich die Beiträge ab). Aehnliche Einrichtungen bestanden bereits in Dresden, Posen, Branden- burg, Stettin. Jn dieser Stadt war die Gründung ebenfalls das Werk einer Frau, der Frau Bürgermeister Sternberg, Vorsitzende des dortigen Zweigvereins des Allg. Dtsch. Frauen- vereins. Auch in Cassel ist neuerdings ein Stadtbund von Frauenvereinen gegründet, dessen Vorsitzende, Auguste För- ster, Vorsitzende des Casseler Frauenbildungsvereins, des ältesten Zweigvereins des Allg. Dtsch. Frauenvereins, ist 1). Jn Mannheim, Mainz u. a. O. haben sich Frauenvereine zu Stadtbünden zusammengeschlossen, um gemeinsames Vorgehen zu ermöglichen, Zersplitterung der Kräfte zu vermeiden. Das neue bürgerliche Gesetzbuch gab der Frau noch ein neues Gebiet der Fürsorgetätigkeit: sie konnte zum Vor- mund ernannt werden. Frauen zur Uebernahme von Vor- mundschaften zu veranlassen, ist ein Hauptstreben der Frauen- bewegungsvereine. Dank dem Vorgehen des sehr rührigen Vereins „Frauenwohl“-Bromberg z. B. waren 1902 bereits 40 Frauen in Bromberg als Vormünderinnen tätig. Ueber 1) Vgl. Johanna Wäscher. Die Casseler Frauenvereine 1812 bis 1904. Verlag Ernst Hühn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
Anna Pfundt: Konvertierung nach DTA-Basisformat. (2015-08-06T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: wie Vorlage; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/132
Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/132>, abgerufen am 24.11.2024.