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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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Besten der Schwestern - mühsam durchgesetzten Reformen von
seiten eines lediglich aus Nicht-Sachverständigen bestehenden
Roten-Kreuz-Komitees haben auf die Notwendigkeit, Schwestern
und Oberinnen aus ihrer vollständig rechtlosen Stellung zu
befreien, ein grelles Schlaglicht geworfen. Man müßte ihnen
zum mindesten die Möglichkeit geben, sich irgendwie zu ver-
antworten, bevor man sie willkürlich davonschickt. Daß der
Nachwuchs an Schwestern und Oberinnen bei solch rücksichts-
losem Handhaben unbeschränkter Disziplinargewalt in den sonst
so segensreichen Roten-Kreuz-Verbänden immer mehr zu wün-
schen übrig lassen wird, liegt auf der Hand.

Auch die freien Pflegerinnen versuchen neuerdings zur Be-
seitigung der Mißstände auf dem Gebiet der Krankenpflege das
Jhre beizutragen. Januar 1903 hat sich in Berlin eine Be-
rufsorganisation von Krankenpflegerinnen

gebildet, die sich eine dreifache Aufgabe stellt:

Sie soll zum ersten die guten Elemente unter den frei-
pflegenden Schwestern sammeln und zu einem einheitlichen
Ganzen verbinden, soll das Gefühl der Berufsehre in jedem
Mitglied wecken, in jedem einzelnen den Wunsch wach rufen,
durch treue Pflichterfüllung der Organisation
Ehre
zu machen und das Ansehen des ganzen Standes zu
heben.

Sie soll weiterhin für tüchtige Schulung aller Mit-
glieder eintreten, Reformen in Betreff der Ausbildung zur
Krankenpflegerin erstreben, soll - so lange staatliche Rege-
lung nicht existiert - bestimmte Normen der Ausbildung fest-
setzen, die bei Aufnahme in die Organisation zur Bedingung
gemacht werden.

Sie soll schließlich die Schwestern zur Selbsthilfe,
zu geregelter Fürsorge für Alter und Jnvalidität

Besten der Schwestern – mühsam durchgesetzten Reformen von
seiten eines lediglich aus Nicht-Sachverständigen bestehenden
Roten-Kreuz-Komitees haben auf die Notwendigkeit, Schwestern
und Oberinnen aus ihrer vollständig rechtlosen Stellung zu
befreien, ein grelles Schlaglicht geworfen. Man müßte ihnen
zum mindesten die Möglichkeit geben, sich irgendwie zu ver-
antworten, bevor man sie willkürlich davonschickt. Daß der
Nachwuchs an Schwestern und Oberinnen bei solch rücksichts-
losem Handhaben unbeschränkter Disziplinargewalt in den sonst
so segensreichen Roten-Kreuz-Verbänden immer mehr zu wün-
schen übrig lassen wird, liegt auf der Hand.

Auch die freien Pflegerinnen versuchen neuerdings zur Be-
seitigung der Mißstände auf dem Gebiet der Krankenpflege das
Jhre beizutragen. Januar 1903 hat sich in Berlin eine Be-
rufsorganisation von Krankenpflegerinnen

gebildet, die sich eine dreifache Aufgabe stellt:

Sie soll zum ersten die guten Elemente unter den frei-
pflegenden Schwestern sammeln und zu einem einheitlichen
Ganzen verbinden, soll das Gefühl der Berufsehre in jedem
Mitglied wecken, in jedem einzelnen den Wunsch wach rufen,
durch treue Pflichterfüllung der Organisation
Ehre
zu machen und das Ansehen des ganzen Standes zu
heben.

Sie soll weiterhin für tüchtige Schulung aller Mit-
glieder eintreten, Reformen in Betreff der Ausbildung zur
Krankenpflegerin erstreben, soll – so lange staatliche Rege-
lung nicht existiert – bestimmte Normen der Ausbildung fest-
setzen, die bei Aufnahme in die Organisation zur Bedingung
gemacht werden.

Sie soll schließlich die Schwestern zur Selbsthilfe,
zu geregelter Fürsorge für Alter und Jnvalidität

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[102/0112] Besten der Schwestern – mühsam durchgesetzten Reformen von seiten eines lediglich aus Nicht-Sachverständigen bestehenden Roten-Kreuz-Komitees haben auf die Notwendigkeit, Schwestern und Oberinnen aus ihrer vollständig rechtlosen Stellung zu befreien, ein grelles Schlaglicht geworfen. Man müßte ihnen zum mindesten die Möglichkeit geben, sich irgendwie zu ver- antworten, bevor man sie willkürlich davonschickt. Daß der Nachwuchs an Schwestern und Oberinnen bei solch rücksichts- losem Handhaben unbeschränkter Disziplinargewalt in den sonst so segensreichen Roten-Kreuz-Verbänden immer mehr zu wün- schen übrig lassen wird, liegt auf der Hand. Auch die freien Pflegerinnen versuchen neuerdings zur Be- seitigung der Mißstände auf dem Gebiet der Krankenpflege das Jhre beizutragen. Januar 1903 hat sich in Berlin eine Be- rufsorganisation von Krankenpflegerinnen gebildet, die sich eine dreifache Aufgabe stellt: Sie soll zum ersten die guten Elemente unter den frei- pflegenden Schwestern sammeln und zu einem einheitlichen Ganzen verbinden, soll das Gefühl der Berufsehre in jedem Mitglied wecken, in jedem einzelnen den Wunsch wach rufen, durch treue Pflichterfüllung der Organisation Ehre zu machen und das Ansehen des ganzen Standes zu heben. Sie soll weiterhin für tüchtige Schulung aller Mit- glieder eintreten, Reformen in Betreff der Ausbildung zur Krankenpflegerin erstreben, soll – so lange staatliche Rege- lung nicht existiert – bestimmte Normen der Ausbildung fest- setzen, die bei Aufnahme in die Organisation zur Bedingung gemacht werden. Sie soll schließlich die Schwestern zur Selbsthilfe, zu geregelter Fürsorge für Alter und Jnvalidität

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-08-20T13:59:15Z)
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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/112>, abgerufen am 09.05.2024.