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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
lege man so viel Gewichte als man will, so wird, wenn
die Blase nicht zerplatzt, die Eyerschale davon nicht zer-
druckt werden. Ob ich nun zwar nicht der Meinung bin,
daß die Schwere der irdischen Körper von dem Drucke ei-
ner flüßigen Materie herrühre, sondern dieses vielmehr,
der anziehenden Kraft der Erde selbst, und der in ihren
Mittelpuncte befindlichen Materie zuschreibe, so sieht man
doch leicht, daß es auf eins herraus lauffe, ob dergleichen
Rinde von allen Seiten gleich stark gegen den Mittelpunct
gedruckt oder gleich stark gegen denselben gezogen werde.
Ferner, so ist schwer zu glauben, daß vor der Sündfluth
keine Berge auf der Erde gewesen seyn solten, da doch
dieselben, wie Derham in seiner Phisico Theologie gezei-
get einen vielfältigen Nutzen haben, worunter der Ur-
sprung der Quellen einer der vornemsten ist, ja es würde
nach seinem Begriffe gar kein Wasser über der Erde ha-
ben seyn können, indem so gar der Regen weggefallen
wäre, als welcher von den aufgestiegenen wässerigten
Dünsten seinen Ursprung erhält, wie hätte aber wohl
der Erdboden ohne Wasser, Pflantzen, Thiere und Men-
schen ernähren können? Und wenn man auch sagen wolte,
daß durch ein Erdbeben an einigen Orten der Erde das
Wasser herausgetrieben worden wäre, zur Zeit der Sünd-
fluth aber ein allgemeines Erdbeben eine allgemeine Ueber-
schwemmung verursacht hätte, wie solches Burnet be-
hauptet: so würde dieses doch nicht hinreichend seyn die
Sache wahrscheinlich zu machen. Denn es ist gewiß daß
gegenwärtig nicht zu viel Wasser auf der Erde sey, weil
wir sonst nicht Regen genug haben würden. Wäre nun
vor der Sündfluth weniger vorhanden gewesen: so würde
es an einer genugsamen Menge Regen das Land zu
befeuchten gefehlet haben, und wäre also die Erde
vor der Sündfluth merklich unvollkommener als ietzo
gewesen, welches doch weder zu vermuthen noch mit
der Erzehlung Mosis übereinstimmet. Ferner so ist die-

ses

Geſchichte der Erde
lege man ſo viel Gewichte als man will, ſo wird, wenn
die Blaſe nicht zerplatzt, die Eyerſchale davon nicht zer-
druckt werden. Ob ich nun zwar nicht der Meinung bin,
daß die Schwere der irdiſchen Koͤrper von dem Drucke ei-
ner fluͤßigen Materie herruͤhre, ſondern dieſes vielmehr,
der anziehenden Kraft der Erde ſelbſt, und der in ihren
Mittelpuncte befindlichen Materie zuſchreibe, ſo ſieht man
doch leicht, daß es auf eins herraus lauffe, ob dergleichen
Rinde von allen Seiten gleich ſtark gegen den Mittelpunct
gedruckt oder gleich ſtark gegen denſelben gezogen werde.
Ferner, ſo iſt ſchwer zu glauben, daß vor der Suͤndfluth
keine Berge auf der Erde geweſen ſeyn ſolten, da doch
dieſelben, wie Derham in ſeiner Phiſico Theologie gezei-
get einen vielfaͤltigen Nutzen haben, worunter der Ur-
ſprung der Quellen einer der vornemſten iſt, ja es wuͤrde
nach ſeinem Begriffe gar kein Waſſer uͤber der Erde ha-
ben ſeyn koͤnnen, indem ſo gar der Regen weggefallen
waͤre, als welcher von den aufgeſtiegenen waͤſſerigten
Duͤnſten ſeinen Urſprung erhaͤlt, wie haͤtte aber wohl
der Erdboden ohne Waſſer, Pflantzen, Thiere und Men-
ſchen ernaͤhren koͤnnen? Und wenn man auch ſagen wolte,
daß durch ein Erdbeben an einigen Orten der Erde das
Waſſer herausgetrieben worden waͤre, zur Zeit der Suͤnd-
fluth aber ein allgemeines Erdbeben eine allgemeine Ueber-
ſchwemmung verurſacht haͤtte, wie ſolches Burnet be-
hauptet: ſo wuͤrde dieſes doch nicht hinreichend ſeyn die
Sache wahrſcheinlich zu machen. Denn es iſt gewiß daß
gegenwaͤrtig nicht zu viel Waſſer auf der Erde ſey, weil
wir ſonſt nicht Regen genug haben wuͤrden. Waͤre nun
vor der Suͤndfluth weniger vorhanden geweſen: ſo wuͤrde
es an einer genugſamen Menge Regen das Land zu
befeuchten gefehlet haben, und waͤre alſo die Erde
vor der Suͤndfluth merklich unvollkommener als ietzo
geweſen, welches doch weder zu vermuthen noch mit
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[42/0050] Geſchichte der Erde lege man ſo viel Gewichte als man will, ſo wird, wenn die Blaſe nicht zerplatzt, die Eyerſchale davon nicht zer- druckt werden. Ob ich nun zwar nicht der Meinung bin, daß die Schwere der irdiſchen Koͤrper von dem Drucke ei- ner fluͤßigen Materie herruͤhre, ſondern dieſes vielmehr, der anziehenden Kraft der Erde ſelbſt, und der in ihren Mittelpuncte befindlichen Materie zuſchreibe, ſo ſieht man doch leicht, daß es auf eins herraus lauffe, ob dergleichen Rinde von allen Seiten gleich ſtark gegen den Mittelpunct gedruckt oder gleich ſtark gegen denſelben gezogen werde. Ferner, ſo iſt ſchwer zu glauben, daß vor der Suͤndfluth keine Berge auf der Erde geweſen ſeyn ſolten, da doch dieſelben, wie Derham in ſeiner Phiſico Theologie gezei- get einen vielfaͤltigen Nutzen haben, worunter der Ur- ſprung der Quellen einer der vornemſten iſt, ja es wuͤrde nach ſeinem Begriffe gar kein Waſſer uͤber der Erde ha- ben ſeyn koͤnnen, indem ſo gar der Regen weggefallen waͤre, als welcher von den aufgeſtiegenen waͤſſerigten Duͤnſten ſeinen Urſprung erhaͤlt, wie haͤtte aber wohl der Erdboden ohne Waſſer, Pflantzen, Thiere und Men- ſchen ernaͤhren koͤnnen? Und wenn man auch ſagen wolte, daß durch ein Erdbeben an einigen Orten der Erde das Waſſer herausgetrieben worden waͤre, zur Zeit der Suͤnd- fluth aber ein allgemeines Erdbeben eine allgemeine Ueber- ſchwemmung verurſacht haͤtte, wie ſolches Burnet be- hauptet: ſo wuͤrde dieſes doch nicht hinreichend ſeyn die Sache wahrſcheinlich zu machen. Denn es iſt gewiß daß gegenwaͤrtig nicht zu viel Waſſer auf der Erde ſey, weil wir ſonſt nicht Regen genug haben wuͤrden. Waͤre nun vor der Suͤndfluth weniger vorhanden geweſen: ſo wuͤrde es an einer genugſamen Menge Regen das Land zu befeuchten gefehlet haben, und waͤre alſo die Erde vor der Suͤndfluth merklich unvollkommener als ietzo geweſen, welches doch weder zu vermuthen noch mit der Erzehlung Moſis uͤbereinſtimmet. Ferner ſo iſt die- ſes

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/50>, abgerufen am 25.11.2024.