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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
angefüllet, auch ohne Widerstand gewesen, gegen die
Wirkung der Sonne, oder was vor andere wirkende We-
sen der Urheber der Natur, zur Hervorbringung der Din-
ge auf der neugemachten Erde verordnen mögen; die also
den alten Beschreibungen des ursprünglichen Schleimes
und Landes vollkommen gemäs ist.

§. 20.

Die gröste Schwierigkeit bey diesen Burnetischen
Lehrgebäude ist wohl diese, wenn er zeigen will, wie die
äussere Rinde der Erde entstanden sey. Denn zu ge-
schweigen, daß die auf dem Wasser schwimmende öhlichte
Feuchtigkeit eine blose Erdichtung ist, so widerspricht es
denen hydrostatischen und von unsern Weltbeschreiber selbst
angenommenen Gesetzen der Schwere, daß sich durch das
Herunterfallen der irdischen Theilgen auf die öhlichte Feuch-
tigkeit eine harte Rinde von Erde habe erzeugen können;
denn natürlicher Weise hätte die Erde, weil sie schwerer
gewesen, zu boden sincken und die flüßige Materie über die-
selbige in die Höhe treten müssen, so viel aber ist gewis,
daß dergleichen Rinde über dem Wasser hätte stehen blei-
ben können und dasselbe allenthalben einschliessen, wenn
sie schon ganz und gar fertig gewesen wäre, denn es wür-
de, wenn sie allenthalben gleiche Dicke gehabt hätte, ihre
Bemühung sich dem Mittelpunct der Erde zu nähern von al-
len Seiten gleich stark gewesen seyn, und wegen der Jmpene-
trabilität der Materie hätte kein Theil dem andern ausweichen
können, man könte, wenn der Beweis nicht fäßlich genug seyn
solte, dieses durch folgendes Experiment begreiflich machen.
Man nehme ein Ey, mache an beyden Spitzen desselben
eine kleine Oefnung, blase durch das eine Loch stark hin-
ein, so wird durch die andere Oefnung alles Flüßige aus
dem Eye heraus getrieben werden, und man bekömt eine
ledige Schale. Diese Eyerschale stecke man in eine Blase,
die Blase fülle man mit Wasser ganz an, oben auf dieselbe

lege
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in den alleraͤlteſten Zeiten.
angefuͤllet, auch ohne Widerſtand geweſen, gegen die
Wirkung der Sonne, oder was vor andere wirkende We-
ſen der Urheber der Natur, zur Hervorbringung der Din-
ge auf der neugemachten Erde verordnen moͤgen; die alſo
den alten Beſchreibungen des urſpruͤnglichen Schleimes
und Landes vollkommen gemaͤs iſt.

§. 20.

Die groͤſte Schwierigkeit bey dieſen Burnetiſchen
Lehrgebaͤude iſt wohl dieſe, wenn er zeigen will, wie die
aͤuſſere Rinde der Erde entſtanden ſey. Denn zu ge-
ſchweigen, daß die auf dem Waſſer ſchwimmende oͤhlichte
Feuchtigkeit eine bloſe Erdichtung iſt, ſo widerſpricht es
denen hydroſtatiſchen und von unſern Weltbeſchreiber ſelbſt
angenommenen Geſetzen der Schwere, daß ſich durch das
Herunterfallen der irdiſchen Theilgen auf die oͤhlichte Feuch-
tigkeit eine harte Rinde von Erde habe erzeugen koͤnnen;
denn natuͤrlicher Weiſe haͤtte die Erde, weil ſie ſchwerer
geweſen, zu boden ſincken und die fluͤßige Materie uͤber die-
ſelbige in die Hoͤhe treten muͤſſen, ſo viel aber iſt gewis,
daß dergleichen Rinde uͤber dem Waſſer haͤtte ſtehen blei-
ben koͤnnen und daſſelbe allenthalben einſchlieſſen, wenn
ſie ſchon ganz und gar fertig geweſen waͤre, denn es wuͤr-
de, wenn ſie allenthalben gleiche Dicke gehabt haͤtte, ihre
Bemuͤhung ſich dem Mittelpunct der Erde zu naͤhern von al-
len Seiten gleich ſtark geweſen ſeyn, und wegen der Jmpene-
trabilitaͤt deꝛ Materie haͤtte kein Theil dem andern ausweichen
koͤnnen, man koͤnte, wenn der Beweis nicht faͤßlich genug ſeyn
ſolte, dieſes durch folgendes Experiment begreiflich machen.
Man nehme ein Ey, mache an beyden Spitzen deſſelben
eine kleine Oefnung, blaſe durch das eine Loch ſtark hin-
ein, ſo wird durch die andere Oefnung alles Fluͤßige aus
dem Eye heraus getrieben werden, und man bekoͤmt eine
ledige Schale. Dieſe Eyerſchale ſtecke man in eine Blaſe,
die Blaſe fuͤlle man mit Waſſer ganz an, oben auf dieſelbe

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[41/0049] in den alleraͤlteſten Zeiten. angefuͤllet, auch ohne Widerſtand geweſen, gegen die Wirkung der Sonne, oder was vor andere wirkende We- ſen der Urheber der Natur, zur Hervorbringung der Din- ge auf der neugemachten Erde verordnen moͤgen; die alſo den alten Beſchreibungen des urſpruͤnglichen Schleimes und Landes vollkommen gemaͤs iſt. §. 20. Die groͤſte Schwierigkeit bey dieſen Burnetiſchen Lehrgebaͤude iſt wohl dieſe, wenn er zeigen will, wie die aͤuſſere Rinde der Erde entſtanden ſey. Denn zu ge- ſchweigen, daß die auf dem Waſſer ſchwimmende oͤhlichte Feuchtigkeit eine bloſe Erdichtung iſt, ſo widerſpricht es denen hydroſtatiſchen und von unſern Weltbeſchreiber ſelbſt angenommenen Geſetzen der Schwere, daß ſich durch das Herunterfallen der irdiſchen Theilgen auf die oͤhlichte Feuch- tigkeit eine harte Rinde von Erde habe erzeugen koͤnnen; denn natuͤrlicher Weiſe haͤtte die Erde, weil ſie ſchwerer geweſen, zu boden ſincken und die fluͤßige Materie uͤber die- ſelbige in die Hoͤhe treten muͤſſen, ſo viel aber iſt gewis, daß dergleichen Rinde uͤber dem Waſſer haͤtte ſtehen blei- ben koͤnnen und daſſelbe allenthalben einſchlieſſen, wenn ſie ſchon ganz und gar fertig geweſen waͤre, denn es wuͤr- de, wenn ſie allenthalben gleiche Dicke gehabt haͤtte, ihre Bemuͤhung ſich dem Mittelpunct der Erde zu naͤhern von al- len Seiten gleich ſtark geweſen ſeyn, und wegen der Jmpene- trabilitaͤt deꝛ Materie haͤtte kein Theil dem andern ausweichen koͤnnen, man koͤnte, wenn der Beweis nicht faͤßlich genug ſeyn ſolte, dieſes durch folgendes Experiment begreiflich machen. Man nehme ein Ey, mache an beyden Spitzen deſſelben eine kleine Oefnung, blaſe durch das eine Loch ſtark hin- ein, ſo wird durch die andere Oefnung alles Fluͤßige aus dem Eye heraus getrieben werden, und man bekoͤmt eine ledige Schale. Dieſe Eyerſchale ſtecke man in eine Blaſe, die Blaſe fuͤlle man mit Waſſer ganz an, oben auf dieſelbe lege C 5

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/49>, abgerufen am 22.11.2024.