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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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Geschichte der Erde
tigen Zustand versetzt worden seyn, aber aus einem allge-
meinen Erdbeben läst sich es vollkommen begreifen.

§. 85.

Jederman siehet, daß der ganze Beweiß eines allge-
meinen Erdbebens auf drey Stücke hinaus laufe, davon
das erste ist: daß die Erde vom Anfange nicht so habe er-
schaffen seyn können. Um dieses zu beweisen, haben wir
nur nöthig die Erde selbst ohne Partheylichkeit zu betrach-
ten. Wenn wir dieses thun, so werden wir ungeheure
Felsen antreffen, welche allenthalben zerrissen und zerspal-
ten sind, und dieses wird sich nicht nur über der Erde,
sondern auch unter derselben, so weit man kommen ist, so
befinden. Auf den höchsten Bergen werden wir Steine
antreffen, welche etliche hundert Centner schwer sind, und
wenn man sie von einander schlägt, ebenfalls voller Risse
und Spalten sind; mit einem Wort, es scheint die Erde
mehr einem eingeworfenen Gebäude als prächtigen Pala-
ste ähnlich zu seyn, wenn man die Pflanzen und Thiere
davon ausnimmt. GOtt ist ein GOtt der Ordnung, wie
wir an den Pflanzen und Thieren sehen können: woher
kommen denn nun die grossen Unordnungen in den inner-
sten der Erden? Man ist mit der Antwort gleich fertig, und
sagt: es sind Würkungen der Sündfluth. Aber wie hat
die Sündfluth Felsen zerspalten, Steine zermalmen, und
Lasten von ungeheurer Grösse auf die höchsten Berge wäl-
zen können? Ein geschickter Bergverständiger welchen ich
meine Zweifel entdeckt, hat sie in der Erfahrung gegrün-
det befunden, und ich trage kein Bedenken seine Anmer-
kungen meinen Lesern mitzutheilen. Sein Bericht ist
folgender: Die grosse Anzahl derer unbekannten verstein-
ten Muscheln, Schnecken, Fische, ungeheure, aller le-
benden Thiere an Grösse übertreffende Knochen und Zähne,
von welchen letztern ich einige Mondförmige, so drey El-
len lang waren, und wo mir recht ist, in Studtgart, ge-

sehen

Geſchichte der Erde
tigen Zuſtand verſetzt worden ſeyn, aber aus einem allge-
meinen Erdbeben laͤſt ſich es vollkommen begreifen.

§. 85.

Jederman ſiehet, daß der ganze Beweiß eines allge-
meinen Erdbebens auf drey Stuͤcke hinaus laufe, davon
das erſte iſt: daß die Erde vom Anfange nicht ſo habe er-
ſchaffen ſeyn koͤnnen. Um dieſes zu beweiſen, haben wir
nur noͤthig die Erde ſelbſt ohne Partheylichkeit zu betrach-
ten. Wenn wir dieſes thun, ſo werden wir ungeheure
Felſen antreffen, welche allenthalben zerriſſen und zerſpal-
ten ſind, und dieſes wird ſich nicht nur uͤber der Erde,
ſondern auch unter derſelben, ſo weit man kommen iſt, ſo
befinden. Auf den hoͤchſten Bergen werden wir Steine
antreffen, welche etliche hundert Centner ſchwer ſind, und
wenn man ſie von einander ſchlaͤgt, ebenfalls voller Riſſe
und Spalten ſind; mit einem Wort, es ſcheint die Erde
mehr einem eingeworfenen Gebaͤude als praͤchtigen Pala-
ſte aͤhnlich zu ſeyn, wenn man die Pflanzen und Thiere
davon ausnimmt. GOtt iſt ein GOtt der Ordnung, wie
wir an den Pflanzen und Thieren ſehen koͤnnen: woher
kommen denn nun die groſſen Unordnungen in den inner-
ſten der Erden? Man iſt mit der Antwort gleich fertig, und
ſagt: es ſind Wuͤrkungen der Suͤndfluth. Aber wie hat
die Suͤndfluth Felſen zerſpalten, Steine zermalmen, und
Laſten von ungeheurer Groͤſſe auf die hoͤchſten Berge waͤl-
zen koͤnnen? Ein geſchickter Bergverſtaͤndiger welchen ich
meine Zweifel entdeckt, hat ſie in der Erfahrung gegruͤn-
det befunden, und ich trage kein Bedenken ſeine Anmer-
kungen meinen Leſern mitzutheilen. Sein Bericht iſt
folgender: Die groſſe Anzahl derer unbekannten verſtein-
ten Muſcheln, Schnecken, Fiſche, ungeheure, aller le-
benden Thiere an Groͤſſe uͤbertreffende Knochen und Zaͤhne,
von welchen letztern ich einige Mondfoͤrmige, ſo drey El-
len lang waren, und wo mir recht iſt, in Studtgart, ge-

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[156/0170] Geſchichte der Erde tigen Zuſtand verſetzt worden ſeyn, aber aus einem allge- meinen Erdbeben laͤſt ſich es vollkommen begreifen. §. 85. Jederman ſiehet, daß der ganze Beweiß eines allge- meinen Erdbebens auf drey Stuͤcke hinaus laufe, davon das erſte iſt: daß die Erde vom Anfange nicht ſo habe er- ſchaffen ſeyn koͤnnen. Um dieſes zu beweiſen, haben wir nur noͤthig die Erde ſelbſt ohne Partheylichkeit zu betrach- ten. Wenn wir dieſes thun, ſo werden wir ungeheure Felſen antreffen, welche allenthalben zerriſſen und zerſpal- ten ſind, und dieſes wird ſich nicht nur uͤber der Erde, ſondern auch unter derſelben, ſo weit man kommen iſt, ſo befinden. Auf den hoͤchſten Bergen werden wir Steine antreffen, welche etliche hundert Centner ſchwer ſind, und wenn man ſie von einander ſchlaͤgt, ebenfalls voller Riſſe und Spalten ſind; mit einem Wort, es ſcheint die Erde mehr einem eingeworfenen Gebaͤude als praͤchtigen Pala- ſte aͤhnlich zu ſeyn, wenn man die Pflanzen und Thiere davon ausnimmt. GOtt iſt ein GOtt der Ordnung, wie wir an den Pflanzen und Thieren ſehen koͤnnen: woher kommen denn nun die groſſen Unordnungen in den inner- ſten der Erden? Man iſt mit der Antwort gleich fertig, und ſagt: es ſind Wuͤrkungen der Suͤndfluth. Aber wie hat die Suͤndfluth Felſen zerſpalten, Steine zermalmen, und Laſten von ungeheurer Groͤſſe auf die hoͤchſten Berge waͤl- zen koͤnnen? Ein geſchickter Bergverſtaͤndiger welchen ich meine Zweifel entdeckt, hat ſie in der Erfahrung gegruͤn- det befunden, und ich trage kein Bedenken ſeine Anmer- kungen meinen Leſern mitzutheilen. Sein Bericht iſt folgender: Die groſſe Anzahl derer unbekannten verſtein- ten Muſcheln, Schnecken, Fiſche, ungeheure, aller le- benden Thiere an Groͤſſe uͤbertreffende Knochen und Zaͤhne, von welchen letztern ich einige Mondfoͤrmige, ſo drey El- len lang waren, und wo mir recht iſt, in Studtgart, ge- ſehen

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/170>, abgerufen am 22.11.2024.