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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
rentheils mit einen weissen Salz oder Quarz wie ein Bruch
an einen Knochen wieder zugewachsen, sie gehen auch
durch hangendes und liegendes hindurch, und in Heßi-
schen zu Riegelsdorf sind durch diese Verwachsung ordent-
lich streichende, mit ihren Saalbändern versehene, theils
mächtige Kobaldsgänge geworden.

Ich habe auch daselbst der Natur zugesehen, wie sie es ma-
chet, denn da ich einmahl auf Befehl des Landgrafens die al-
ten Schiefer und Kobaldsgebäude in Riß bringen muste, so
fand ich Gegenden, wo das Liegende durch das darüber hin-
laufende Wasser mit einer weissen Rinde überzogen war,
und die alten Schieferwände waren alle feste angewachsen.
In einer andern Farth traf ich die schönsten weissen Berg-
drüsen in annoch fliessenden Wasser wie Zuckerwerk an,
welche in zerstuffen inwendig aus alten Schiefer und Zech-
steinwänden bestunden; ja in einem alten Schacht, wel-
cher vor funfzehen Jahren noch gangbar gewesen, hatte
an einer Seite des Zechsteins das Wasser auf 1/2 Elle dicke
dergleichen weissen Spath, als die Kobaldsgänge führen,
zurück gelassen. Auch an unseren Ort findet man in den
alten Manne vor alten Zeiten versetzte Schieferwän-
de, so mit einer weisen Rinde überzogen, als wenn sie
ein Conditor mit Zucker übergossen.

Gleichwie nun die Flötze samt hangenden und liegen-
den durch die Rücken zerrissen, so sind auch die Schiefer
durchgehends zertrümmert, und theils mit Spath, Kieß
oder Kobald zugewachsen, theils aber haben noch offene
Lücken, und dieses ist die Ursache, warum man so wenig
ganze Fische, besonders aber sehr selten einige grosse, dar-
innen findet.

Es ist auch zu bemerken, daß das Flötz aus besondern
Schieferlagen eben wie das an Farbe und Materie so sehr
unterschiedene hangende und liegende bestehet, welche nach
ihren eigenen Nahmen benennet worden. Da sich nun die
Schiefer nach diesen Lagen am liebsten spalten lassen, so

fin-

in den alleraͤlteſten Zeiten.
rentheils mit einen weiſſen Salz oder Quarz wie ein Bruch
an einen Knochen wieder zugewachſen, ſie gehen auch
durch hangendes und liegendes hindurch, und in Heßi-
ſchen zu Riegelsdorf ſind durch dieſe Verwachſung ordent-
lich ſtreichende, mit ihren Saalbaͤndern verſehene, theils
maͤchtige Kobaldsgaͤnge geworden.

Ich habe auch daſelbſt der Natur zugeſehen, wie ſie es ma-
chet, denn da ich einmahl auf Befehl des Landgrafens die al-
ten Schiefer und Kobaldsgebaͤude in Riß bringen muſte, ſo
fand ich Gegenden, wo das Liegende durch das daruͤber hin-
laufende Waſſer mit einer weiſſen Rinde uͤberzogen war,
und die alten Schieferwaͤnde waren alle feſte angewachſen.
In einer andern Farth traf ich die ſchoͤnſten weiſſen Berg-
druͤſen in annoch flieſſenden Waſſer wie Zuckerwerk an,
welche in zerſtuffen inwendig aus alten Schiefer und Zech-
ſteinwaͤnden beſtunden; ja in einem alten Schacht, wel-
cher vor funfzehen Jahren noch gangbar geweſen, hatte
an einer Seite des Zechſteins das Waſſer auf ½ Elle dicke
dergleichen weiſſen Spath, als die Kobaldsgaͤnge fuͤhren,
zuruͤck gelaſſen. Auch an unſeren Ort findet man in den
alten Manne vor alten Zeiten verſetzte Schieferwaͤn-
de, ſo mit einer weiſen Rinde uͤberzogen, als wenn ſie
ein Conditor mit Zucker uͤbergoſſen.

Gleichwie nun die Floͤtze ſamt hangenden und liegen-
den durch die Ruͤcken zerriſſen, ſo ſind auch die Schiefer
durchgehends zertruͤmmert, und theils mit Spath, Kieß
oder Kobald zugewachſen, theils aber haben noch offene
Luͤcken, und dieſes iſt die Urſache, warum man ſo wenig
ganze Fiſche, beſonders aber ſehr ſelten einige groſſe, dar-
innen findet.

Es iſt auch zu bemerken, daß das Floͤtz aus beſondern
Schieferlagen eben wie das an Farbe und Materie ſo ſehr
unterſchiedene hangende und liegende beſtehet, welche nach
ihren eigenen Nahmen benennet worden. Da ſich nun die
Schiefer nach dieſen Lagen am liebſten ſpalten laſſen, ſo

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[127/0141] in den alleraͤlteſten Zeiten. rentheils mit einen weiſſen Salz oder Quarz wie ein Bruch an einen Knochen wieder zugewachſen, ſie gehen auch durch hangendes und liegendes hindurch, und in Heßi- ſchen zu Riegelsdorf ſind durch dieſe Verwachſung ordent- lich ſtreichende, mit ihren Saalbaͤndern verſehene, theils maͤchtige Kobaldsgaͤnge geworden. Ich habe auch daſelbſt der Natur zugeſehen, wie ſie es ma- chet, denn da ich einmahl auf Befehl des Landgrafens die al- ten Schiefer und Kobaldsgebaͤude in Riß bringen muſte, ſo fand ich Gegenden, wo das Liegende durch das daruͤber hin- laufende Waſſer mit einer weiſſen Rinde uͤberzogen war, und die alten Schieferwaͤnde waren alle feſte angewachſen. In einer andern Farth traf ich die ſchoͤnſten weiſſen Berg- druͤſen in annoch flieſſenden Waſſer wie Zuckerwerk an, welche in zerſtuffen inwendig aus alten Schiefer und Zech- ſteinwaͤnden beſtunden; ja in einem alten Schacht, wel- cher vor funfzehen Jahren noch gangbar geweſen, hatte an einer Seite des Zechſteins das Waſſer auf ½ Elle dicke dergleichen weiſſen Spath, als die Kobaldsgaͤnge fuͤhren, zuruͤck gelaſſen. Auch an unſeren Ort findet man in den alten Manne vor alten Zeiten verſetzte Schieferwaͤn- de, ſo mit einer weiſen Rinde uͤberzogen, als wenn ſie ein Conditor mit Zucker uͤbergoſſen. Gleichwie nun die Floͤtze ſamt hangenden und liegen- den durch die Ruͤcken zerriſſen, ſo ſind auch die Schiefer durchgehends zertruͤmmert, und theils mit Spath, Kieß oder Kobald zugewachſen, theils aber haben noch offene Luͤcken, und dieſes iſt die Urſache, warum man ſo wenig ganze Fiſche, beſonders aber ſehr ſelten einige groſſe, dar- innen findet. Es iſt auch zu bemerken, daß das Floͤtz aus beſondern Schieferlagen eben wie das an Farbe und Materie ſo ſehr unterſchiedene hangende und liegende beſtehet, welche nach ihren eigenen Nahmen benennet worden. Da ſich nun die Schiefer nach dieſen Lagen am liebſten ſpalten laſſen, ſo fin-

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/141>, abgerufen am 22.11.2024.