Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.Zehenter Auftritt. Vorige, Tempelstolz, Muffel. Tempelst. Sie mögen sich entschuldigen wie sie wollen, Herr Confrater. Sie haben sich an den heiligen Kirchengebräuchen vergan- gen; sie hätten die Beschwörung aus dem Buche herlesen sollen. Muffel. Sie beneiden nur meinen schönen Sieg, Herr Confrater. Was kan ich dafür, daß ich glücklicher gewesen bin, als sie. Tempeist. Jch glaube gar, sie werden sich was darauf einbilden. Denken sie nicht, daß ich so gut hätte beschwören können, als sie? meynen sie, daß sich die Vernunft und die Weltweisheit vor mir nicht mehr gefürch- tet hätten als vor ihnen? ich wollte nur erst gelindere Mittel versuchen, ich wollte nur erst in der Kirche fur sie bitten. Wer hätte sichs sollen träumen lassen, daß sie so klug seyn, und sich auf die Beschwörung be- sinnen würden? aber wer weiß auch, wel- cher Teufel sie ihnen eingegeben hat? Wilhelm. Sie dürfen gar nicht so neidisch seyn, Herr Tempelstolz. Herrn Muffels Be- schwörung hat so wenig geholfen, als ihre Kirchenbitte würde gefruchtet haben. Muffel. Wiederstehen sie doch ihrem Glücke nicht vergebens. Genug daß sie bekehret find, und wollen sie es nicht glauben, so sind sie wieder ihren Willen bekehrt. Tempelst.
Zehenter Auftritt. Vorige, Tempelſtolz, Muffel. Tempelſt. Sie moͤgen ſich entſchuldigen wie ſie wollen, Herr Confrater. Sie haben ſich an den heiligen Kirchengebraͤuchen vergan- gen; ſie haͤtten die Beſchwoͤrung aus dem Buche herleſen ſollen. Muffel. Sie beneiden nur meinen ſchoͤnen Sieg, Herr Confrater. Was kan ich dafuͤr, daß ich gluͤcklicher geweſen bin, als ſie. Tempeiſt. Jch glaube gar, ſie werden ſich was darauf einbilden. Denken ſie nicht, daß ich ſo gut haͤtte beſchwoͤren koͤnnen, als ſie? meynen ſie, daß ſich die Vernunft und die Weltweisheit vor mir nicht mehr gefuͤrch- tet haͤtten als vor ihnen? ich wollte nur erſt gelindere Mittel verſuchen, ich wollte nur erſt in der Kirche fur ſie bitten. Wer haͤtte ſichs ſollen traͤumen laſſen, daß ſie ſo klug ſeyn, und ſich auf die Beſchwoͤrung be- ſinnen wuͤrden? aber wer weiß auch, wel- cher Teufel ſie ihnen eingegeben hat? Wilhelm. Sie duͤrfen gar nicht ſo neidiſch ſeyn, Herr Tempelſtolz. Herrn Muffels Be- ſchwoͤrung hat ſo wenig geholfen, als ihre Kirchenbitte wuͤrde gefruchtet haben. Muffel. Wiederſtehen ſie doch ihrem Gluͤcke nicht vergebens. Genug daß ſie bekehret find, und wollen ſie es nicht glauben, ſo ſind ſie wieder ihren Willen bekehrt. Tempelſt.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0129" n="125"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zehenter Auftritt.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Vorige, Tempelſtolz, Muffel.</hi> </hi> </stage><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker>Tempelſt.</speaker> <p>Sie moͤgen ſich entſchuldigen wie ſie<lb/> wollen, Herr Confrater. Sie haben ſich<lb/> an den heiligen Kirchengebraͤuchen vergan-<lb/> gen; ſie haͤtten die Beſchwoͤrung aus dem<lb/> Buche herleſen ſollen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MUF"> <speaker>Muffel.</speaker> <p>Sie beneiden nur meinen ſchoͤnen Sieg,<lb/> Herr Confrater. Was kan ich dafuͤr, daß<lb/> ich gluͤcklicher geweſen bin, als ſie.</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker>Tempeiſt.</speaker> <p>Jch glaube gar, ſie werden ſich was<lb/> darauf einbilden. Denken ſie nicht, daß<lb/> ich ſo gut haͤtte beſchwoͤren koͤnnen, als ſie?<lb/> meynen ſie, daß ſich die Vernunft und die<lb/> Weltweisheit vor mir nicht mehr gefuͤrch-<lb/> tet haͤtten als vor ihnen? ich wollte nur<lb/> erſt gelindere Mittel verſuchen, ich wollte<lb/> nur erſt in der Kirche fur ſie bitten. Wer<lb/> haͤtte ſichs ſollen traͤumen laſſen, daß ſie ſo<lb/> klug ſeyn, und ſich auf die Beſchwoͤrung be-<lb/> ſinnen wuͤrden? aber wer weiß auch, wel-<lb/> cher Teufel ſie ihnen eingegeben hat?</p> </sp><lb/> <sp who="#WIL"> <speaker>Wilhelm.</speaker> <p>Sie duͤrfen gar nicht ſo neidiſch ſeyn,<lb/> Herr Tempelſtolz. Herrn Muffels Be-<lb/> ſchwoͤrung hat ſo wenig geholfen, als ihre<lb/> Kirchenbitte wuͤrde gefruchtet haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#MUF"> <speaker>Muffel.</speaker> <p>Wiederſtehen ſie doch ihrem Gluͤcke<lb/> nicht vergebens. Genug daß ſie bekehret<lb/> find, und wollen ſie es nicht glauben, ſo<lb/> ſind ſie wieder ihren Willen bekehrt.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Tempelſt.</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0129]
Zehenter Auftritt.
Vorige, Tempelſtolz, Muffel.
Tempelſt. Sie moͤgen ſich entſchuldigen wie ſie
wollen, Herr Confrater. Sie haben ſich
an den heiligen Kirchengebraͤuchen vergan-
gen; ſie haͤtten die Beſchwoͤrung aus dem
Buche herleſen ſollen.
Muffel. Sie beneiden nur meinen ſchoͤnen Sieg,
Herr Confrater. Was kan ich dafuͤr, daß
ich gluͤcklicher geweſen bin, als ſie.
Tempeiſt. Jch glaube gar, ſie werden ſich was
darauf einbilden. Denken ſie nicht, daß
ich ſo gut haͤtte beſchwoͤren koͤnnen, als ſie?
meynen ſie, daß ſich die Vernunft und die
Weltweisheit vor mir nicht mehr gefuͤrch-
tet haͤtten als vor ihnen? ich wollte nur
erſt gelindere Mittel verſuchen, ich wollte
nur erſt in der Kirche fur ſie bitten. Wer
haͤtte ſichs ſollen traͤumen laſſen, daß ſie ſo
klug ſeyn, und ſich auf die Beſchwoͤrung be-
ſinnen wuͤrden? aber wer weiß auch, wel-
cher Teufel ſie ihnen eingegeben hat?
Wilhelm. Sie duͤrfen gar nicht ſo neidiſch ſeyn,
Herr Tempelſtolz. Herrn Muffels Be-
ſchwoͤrung hat ſo wenig geholfen, als ihre
Kirchenbitte wuͤrde gefruchtet haben.
Muffel. Wiederſtehen ſie doch ihrem Gluͤcke
nicht vergebens. Genug daß ſie bekehret
find, und wollen ſie es nicht glauben, ſo
ſind ſie wieder ihren Willen bekehrt.
Tempelſt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/129 |
Zitationshilfe: | Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/129>, abgerufen am 16.02.2025. |