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Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.

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widerwillige Quartierträger prügelten. Nach einer Pause kam posen'sche Landwehr, die von Bazaine vor Metz so oft angegriffene Brigade Kummer. Zwischen und hinter den fechtenden Truppen zog der grossartige Train, Munitionskolonnen, Pontonbrücken, Feldlazarethe und Feldbäckereien. An einem Tag hatte Herr Heinrich Kraemer 50 Ärzte im Quartier, die seinem Rothspohn sehr gefährlich wurden. Ein ganzes Bataillon Bäcker sahen wir nach Metz durchmarschieren.

Die Leute waren durchweg sehr anständig und mit dem dargebotenen zufrieden. Nur einmal war ein unanständiger Kerl, mecklenburgischer Artillerist, im Hause. Unser sehr braves Dienstmädchen traute dem Burschen nicht und schlief in ihrer Küche auf einem Stuhle. Am anderen Morgen fand es sich, dass der Kanonier die Magdkammer erbrochen und in des Mädchens Bett geschlafen hatte. Wäre das Mädchen in seiner Kammer gewesen, es hätte sicher gehörig Lärm geschlagen und ich hätte dem Mecklenburger das Erbrechen der Kammer nach gebühr versalzen.

Am 10. August passierte das Hauptquartier der Armeen durch St. Ingbert. Schon an 2 Tagen vorher wurde immer gemeldet, König Wilhelm kommt und ich war nach der Hauptstrasse geeilt. Am 10 August sass ich mit meiner Offizierseinquartierung zu Tisch, als meine Buben athemlos meldeten: der König ist da! Ich stürzte natürlich sogleich fort - kam aber zu spät. Der König hatte 2 an der Hauptstrasse gelegene Lazarethe besucht, Bismarck und andere Zelebritäten waren auf der Strasse auf und ab gegangen. Welche Gelegenheit, dem König vorgestellt zu werden und Bismarck meine Wünsche wegen der künftigen Gränzregulierung vorzutragen. Diese Wünsche wurden ja in der Hauptsache erfüllt, aber trotz Moltke halte ich es heute noch für einen Fehler, dass man aus Belfort und Montbelliard nicht ein deutsches Befort und Mömpelgard wiederhergestellt und statt dessen die gehäuften Milliarden genommen hat, die ein sehr zweifelhafter Segen waren.

Der Jubel über den 2fachen Sieg am 6. August zu Wörth und Spicheren und über das Zurückgehen der franz. Armee hinter die Vogesen und bis Metz brachte auch viele bisher wenig patriotisch gesinnte Leute herum. Die folgenden viel entscheidenderen Siege vom 14. 16. und 16. August waren noch

widerwillige Quartierträger prügelten. Nach einer Pause kam posen’sche Landwehr, die von Bazaine vor Metz so oft angegriffene Brigade Kummer. Zwischen und hinter den fechtenden Truppen zog der grossartige Train, Munitionskolonnen, Pontonbrücken, Feldlazarethe und Feldbäckereien. An einem Tag hatte Herr Heinrich Kraemer 50 Ärzte im Quartier, die seinem Rothspohn sehr gefährlich wurden. Ein ganzes Bataillon Bäcker sahen wir nach Metz durchmarschieren.

Die Leute waren durchweg sehr anständig und mit dem dargebotenen zufrieden. Nur einmal war ein unanständiger Kerl, mecklenburgischer Artillerist, im Hause. Unser sehr braves Dienstmädchen traute dem Burschen nicht und schlief in ihrer Küche auf einem Stuhle. Am anderen Morgen fand es sich, dass der Kanonier die Magdkammer erbrochen und in des Mädchens Bett geschlafen hatte. Wäre das Mädchen in seiner Kammer gewesen, es hätte sicher gehörig Lärm geschlagen und ich hätte dem Mecklenburger das Erbrechen der Kammer nach gebühr versalzen.

Am 10. August passierte das Hauptquartier der Armeen durch St. Ingbert. Schon an 2 Tagen vorher wurde immer gemeldet, König Wilhelm kommt und ich war nach der Hauptstrasse geeilt. Am 10 August sass ich mit meiner Offizierseinquartierung zu Tisch, als meine Buben athemlos meldeten: der König ist da! Ich stürzte natürlich sogleich fort – kam aber zu spät. Der König hatte 2 an der Hauptstrasse gelegene Lazarethe besucht, Bismarck und andere Zelebritäten waren auf der Strasse auf und ab gegangen. Welche Gelegenheit, dem König vorgestellt zu werden und Bismarck meine Wünsche wegen der künftigen Gränzregulierung vorzutragen. Diese Wünsche wurden ja in der Hauptsache erfüllt, aber trotz Moltke halte ich es heute noch für einen Fehler, dass man aus Belfort und Montbelliard nicht ein deutsches Befort und Mömpelgard wiederhergestellt und statt dessen die gehäuften Milliarden genommen hat, die ein sehr zweifelhafter Segen waren.

Der Jubel über den 2fachen Sieg am 6. August zu Wörth und Spicheren und über das Zurückgehen der franz. Armee hinter die Vogesen und bis Metz brachte auch viele bisher wenig patriotisch gesinnte Leute herum. Die folgenden viel entscheidenderen Siege vom 14. 16. und 16. August waren noch

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[95/0095] widerwillige Quartierträger prügelten. Nach einer Pause kam posen’sche Landwehr, die von Bazaine vor Metz so oft angegriffene Brigade Kummer. Zwischen und hinter den fechtenden Truppen zog der grossartige Train, Munitionskolonnen, Pontonbrücken, Feldlazarethe und Feldbäckereien. An einem Tag hatte Herr Heinrich Kraemer 50 Ärzte im Quartier, die seinem Rothspohn sehr gefährlich wurden. Ein ganzes Bataillon Bäcker sahen wir nach Metz durchmarschieren. Die Leute waren durchweg sehr anständig und mit dem dargebotenen zufrieden. Nur einmal war ein unanständiger Kerl, mecklenburgischer Artillerist, im Hause. Unser sehr braves Dienstmädchen traute dem Burschen nicht und schlief in ihrer Küche auf einem Stuhle. Am anderen Morgen fand es sich, dass der Kanonier die Magdkammer erbrochen und in des Mädchens Bett geschlafen hatte. Wäre das Mädchen in seiner Kammer gewesen, es hätte sicher gehörig Lärm geschlagen und ich hätte dem Mecklenburger das Erbrechen der Kammer nach gebühr versalzen. Am 10. August passierte das Hauptquartier der Armeen durch St. Ingbert. Schon an 2 Tagen vorher wurde immer gemeldet, König Wilhelm kommt und ich war nach der Hauptstrasse geeilt. Am 10 August sass ich mit meiner Offizierseinquartierung zu Tisch, als meine Buben athemlos meldeten: der König ist da! Ich stürzte natürlich sogleich fort – kam aber zu spät. Der König hatte 2 an der Hauptstrasse gelegene Lazarethe besucht, Bismarck und andere Zelebritäten waren auf der Strasse auf und ab gegangen. Welche Gelegenheit, dem König vorgestellt zu werden und Bismarck meine Wünsche wegen der künftigen Gränzregulierung vorzutragen. Diese Wünsche wurden ja in der Hauptsache erfüllt, aber trotz Moltke halte ich es heute noch für einen Fehler, dass man aus Belfort und Montbelliard nicht ein deutsches Befort und Mömpelgard wiederhergestellt und statt dessen die gehäuften Milliarden genommen hat, die ein sehr zweifelhafter Segen waren. Der Jubel über den 2fachen Sieg am 6. August zu Wörth und Spicheren und über das Zurückgehen der franz. Armee hinter die Vogesen und bis Metz brachte auch viele bisher wenig patriotisch gesinnte Leute herum. Die folgenden viel entscheidenderen Siege vom 14. 16. und 16. August waren noch

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Zitationshilfe: Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krieger_lebenserinnerungen_1907/95>, abgerufen am 22.11.2024.