Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.In das neue Haus waren als erste Hausgenossen die Diakonissen mit eingezogen auf so lange, bis sich ein besseres Unterkommen für sie fand. Ein lieber Hausfreund wurde uns der damalige Polizeykommissär Jakob Krieger, später in das Reichsland übergesiedelt, und als Landgerichtsdirektor in Strassburg verstorben. Dr. Joseph Krieger, als geh. Medizinalrath in Strassburg verstorben, kam regelmässig einmal in der Woche zu einem musikalischen Abende, wie vor ihm der Notariatspraktikant Vogel, als Notar im Elsass verstorben. Mancherlei Besuch, auch Logierbesuch von Verwandten und Freunden ging aus und ein. Ich hatte dabei gar oft den Führer durch die industriellen Werke (Eisenwerk, Bergwerk und Glashütte) zu machen, welches Amt ich auch für Töchterschulen, Gymnasialklassen, einmal für das ganze Lehrerkollegium in Kaiserslautern übernehmen musste. Wurde dann trotz meines Abmahnens auf Befahren der Kohlengruben bestanden, so diente mir nachträglich stets ihr Jammern über den Schmutz und die Beschmutzung zur Genugthuung und Erheiterung, denn wer nicht hören will, muss fühlen. Schon vor Vollendung des Pfarrhauses drängte sich mir eine besondere Arbeit und Sorge auf. Zum Pfarrbezirk waren ausser den zum ständigen Vikariat gehörigen Orten noch einige weitere Orte gezogen worden, die früher zur Pfarrei Walsheim, Dekanats Zweibrücken, gehörten. Sie waren zum Theil 4 Stunden von St. Ingbert entfernt. Die Zahl der darin zerstreuten Protestanten betrug etwa 150, wovon die meisten in Ensheim und Eschringen wohnten. Zu ihrer geistlichen Pflege musste etwas geschehen. Auf der nahe bei Ensheim gelegenen Ziegelhütte wurde mir ein grosses Zimmer zur Verfügung gestellt, um Gottesdienst darin abzuhalten. So machte ich mich denn alle 8 Wochen auf den Weg, an Sonntag Nachmittagen Gottesdienst abzuhalten. Doch dies genügte nicht. Nach Ensheim war ein katholischer Geistlicher gekommen, der im Gymnasium mein Klassengenosse gewesen war und den ich bei erster Gelegenheit besuchte, in der Absicht, den freundschaftlichen Verkehr fortzusetzen. Aber der Mann war ein eifriger katholischer Priester geworden, erwiederte meinen Besuch nicht und fing an, meine prot. In das neue Haus waren als erste Hausgenossen die Diakonissen mit eingezogen auf so lange, bis sich ein besseres Unterkommen für sie fand. Ein lieber Hausfreund wurde uns der damalige Polizeykommissär Jakob Krieger, später in das Reichsland übergesiedelt, und als Landgerichtsdirektor in Strassburg verstorben. Dr. Joseph Krieger, als geh. Medizinalrath in Strassburg verstorben, kam regelmässig einmal in der Woche zu einem musikalischen Abende, wie vor ihm der Notariatspraktikant Vogel, als Notar im Elsass verstorben. Mancherlei Besuch, auch Logierbesuch von Verwandten und Freunden ging aus und ein. Ich hatte dabei gar oft den Führer durch die industriellen Werke (Eisenwerk, Bergwerk und Glashütte) zu machen, welches Amt ich auch für Töchterschulen, Gymnasialklassen, einmal für das ganze Lehrerkollegium in Kaiserslautern übernehmen musste. Wurde dann trotz meines Abmahnens auf Befahren der Kohlengruben bestanden, so diente mir nachträglich stets ihr Jammern über den Schmutz und die Beschmutzung zur Genugthuung und Erheiterung, denn wer nicht hören will, muss fühlen. Schon vor Vollendung des Pfarrhauses drängte sich mir eine besondere Arbeit und Sorge auf. Zum Pfarrbezirk waren ausser den zum ständigen Vikariat gehörigen Orten noch einige weitere Orte gezogen worden, die früher zur Pfarrei Walsheim, Dekanats Zweibrücken, gehörten. Sie waren zum Theil 4 Stunden von St. Ingbert entfernt. Die Zahl der darin zerstreuten Protestanten betrug etwa 150, wovon die meisten in Ensheim und Eschringen wohnten. Zu ihrer geistlichen Pflege musste etwas geschehen. Auf der nahe bei Ensheim gelegenen Ziegelhütte wurde mir ein grosses Zimmer zur Verfügung gestellt, um Gottesdienst darin abzuhalten. So machte ich mich denn alle 8 Wochen auf den Weg, an Sonntag Nachmittagen Gottesdienst abzuhalten. Doch dies genügte nicht. Nach Ensheim war ein katholischer Geistlicher gekommen, der im Gymnasium mein Klassengenosse gewesen war und den ich bei erster Gelegenheit besuchte, in der Absicht, den freundschaftlichen Verkehr fortzusetzen. Aber der Mann war ein eifriger katholischer Priester geworden, erwiederte meinen Besuch nicht und fing an, meine prot. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0082" n="82"/> In das neue Haus waren als erste Hausgenossen die Diakonissen mit eingezogen auf so lange, bis sich ein besseres Unterkommen für sie fand.</p> <p>Ein lieber Hausfreund wurde uns der damalige Polizeykommissär Jakob Krieger, später in das Reichsland übergesiedelt, und als Landgerichtsdirektor in Strassburg verstorben. Dr. Joseph Krieger, als geh. Medizinalrath in Strassburg verstorben, kam regelmässig einmal in der Woche zu einem musikalischen Abende, wie vor ihm der Notariatspraktikant Vogel, als Notar im Elsass verstorben.</p> <p>Mancherlei Besuch, auch Logierbesuch von Verwandten und Freunden ging aus und ein. Ich hatte dabei gar oft den Führer durch die industriellen Werke (Eisenwerk, Bergwerk und Glashütte) zu machen, welches Amt ich auch für Töchterschulen, Gymnasialklassen, einmal für das ganze Lehrerkollegium in Kaiserslautern übernehmen musste. Wurde dann trotz meines Abmahnens auf Befahren der Kohlengruben bestanden, so diente mir nachträglich stets ihr Jammern über den Schmutz und die Beschmutzung zur Genugthuung und Erheiterung, denn wer nicht hören will, muss fühlen.</p> <p>Schon vor Vollendung des Pfarrhauses drängte sich mir eine besondere Arbeit und Sorge auf. Zum Pfarrbezirk waren ausser den zum ständigen Vikariat gehörigen Orten noch einige weitere Orte gezogen worden, die früher zur Pfarrei Walsheim, Dekanats Zweibrücken, gehörten. Sie waren zum Theil 4 Stunden von St. Ingbert entfernt. Die Zahl der darin zerstreuten Protestanten betrug etwa 150, wovon die meisten in Ensheim und Eschringen wohnten. Zu ihrer geistlichen Pflege musste etwas geschehen. Auf der nahe bei Ensheim gelegenen Ziegelhütte wurde mir ein grosses Zimmer zur Verfügung gestellt, um Gottesdienst darin abzuhalten. So machte ich mich denn alle 8 Wochen auf den Weg, an Sonntag Nachmittagen Gottesdienst abzuhalten. Doch dies genügte nicht. Nach Ensheim war ein katholischer Geistlicher gekommen, der im Gymnasium mein Klassengenosse gewesen war und den ich bei erster Gelegenheit besuchte, in der Absicht, den freundschaftlichen Verkehr fortzusetzen. Aber der Mann war ein eifriger katholischer Priester geworden, erwiederte meinen Besuch nicht und fing an, meine prot. </p> </div> </body> </text> </TEI> [82/0082]
In das neue Haus waren als erste Hausgenossen die Diakonissen mit eingezogen auf so lange, bis sich ein besseres Unterkommen für sie fand.
Ein lieber Hausfreund wurde uns der damalige Polizeykommissär Jakob Krieger, später in das Reichsland übergesiedelt, und als Landgerichtsdirektor in Strassburg verstorben. Dr. Joseph Krieger, als geh. Medizinalrath in Strassburg verstorben, kam regelmässig einmal in der Woche zu einem musikalischen Abende, wie vor ihm der Notariatspraktikant Vogel, als Notar im Elsass verstorben.
Mancherlei Besuch, auch Logierbesuch von Verwandten und Freunden ging aus und ein. Ich hatte dabei gar oft den Führer durch die industriellen Werke (Eisenwerk, Bergwerk und Glashütte) zu machen, welches Amt ich auch für Töchterschulen, Gymnasialklassen, einmal für das ganze Lehrerkollegium in Kaiserslautern übernehmen musste. Wurde dann trotz meines Abmahnens auf Befahren der Kohlengruben bestanden, so diente mir nachträglich stets ihr Jammern über den Schmutz und die Beschmutzung zur Genugthuung und Erheiterung, denn wer nicht hören will, muss fühlen.
Schon vor Vollendung des Pfarrhauses drängte sich mir eine besondere Arbeit und Sorge auf. Zum Pfarrbezirk waren ausser den zum ständigen Vikariat gehörigen Orten noch einige weitere Orte gezogen worden, die früher zur Pfarrei Walsheim, Dekanats Zweibrücken, gehörten. Sie waren zum Theil 4 Stunden von St. Ingbert entfernt. Die Zahl der darin zerstreuten Protestanten betrug etwa 150, wovon die meisten in Ensheim und Eschringen wohnten. Zu ihrer geistlichen Pflege musste etwas geschehen. Auf der nahe bei Ensheim gelegenen Ziegelhütte wurde mir ein grosses Zimmer zur Verfügung gestellt, um Gottesdienst darin abzuhalten. So machte ich mich denn alle 8 Wochen auf den Weg, an Sonntag Nachmittagen Gottesdienst abzuhalten. Doch dies genügte nicht. Nach Ensheim war ein katholischer Geistlicher gekommen, der im Gymnasium mein Klassengenosse gewesen war und den ich bei erster Gelegenheit besuchte, in der Absicht, den freundschaftlichen Verkehr fortzusetzen. Aber der Mann war ein eifriger katholischer Priester geworden, erwiederte meinen Besuch nicht und fing an, meine prot.
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